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Dänische Südsee, Seglerküchen und Seerobben

Kiel/ Skagen. Merle Sophie Rickers berichtet vom Auftakt der Sommerreise der Kieler Yachtschule: „Die diesjährige Sommerreise des Flaggschiffs der Kieler Yachtschule startete früh morgens in Düsternbrook. Bereits am Vortag war alles an Proviant sowie Sack und Pack an Bord verstaut worden und so gab der Skipper der ersten Etappe, Virgil Berndt, pünktlich um acht Uhr das Signal zum Auslaufen.

Neben den aktiven Yachtschülerinnen und Yachtschülern sowie einigen Ehemaligen, war auch Volker Schmidt aus der Schulungsgruppe Teil der zehnköpfigen Crew. Nach einem kurzen Halt in Strande und der obligatorischen Sicherheitseinweisung, wurden die Segel gesetzt und Kurs auf Ærø genommen. Wind und Wetter meinten es gut mit uns: Sonnenschein und im Durchschnitt 14 Knoten Wind aus Süd-West bescherten uns einen schönen ersten Reisetag und brachten uns schnell ans Ziel Søby Havn. Die untergehende Sonne tauchte den Hafen in ein tolles Licht und die Stimmung an Deck war Bestens. Das hielt jedoch nicht lange an: Bei der gemeinsamen Überlegung was es denn heute zu Essen geben sollte, kam die Frage auf, wo denn die Ersatzgasflasche sei. Auf jeden Fall nicht an Bord. Oh je. Wie viel noch in der anderen Flasche war? Wir versuchten es mit sämtlichen Tricks herauszufinden, vergeblich. Unser Abendessen war folglich ein Energiesparendes – Es gab Wraps. Zu den üblichen Kriterien, wie Windrichtung und Wetter, kam nun ein weiterer wichtiger Punkt bei der Reiseplanung dazu: Unsere Zielhäfen mussten in Besitz einer Seglerküche sein. Vertrauend auf Erfahrungsberichten - in Juelsminde soll es eine Küche geben - ging es am nächsten Morgen zurück Richtung dänisches Festland. Der Vormittag gestaltete sich angenehm und so kam zum ersten Mal der Spinnaker zum Vorschein. Lange blieb der Spi allerdings nicht oben, denn über dem kleinen Belt kündigte sich eine Gewitterzelle an und der Wind nahm auf 20 Knoten zu. Eine Zeit lang segelten wir im ersten Reff, bevor der Wind wieder abflaute und sich sogar nochmal die Gelegenheit zum Spi-Segeln ergab. Um 20:00 Uhr war die Kuh in Juelsminde fest und bei einer ersten Erkundungstour fanden wir tatsächlich eine wunderschöne Seglerküche vor. Dort gab es am nächsten Morgen ein ausgiebiges Frühstück inklusive Kaffee aus den drei (!) vorhandenen Premium-Kaffeemaschinen. Auch Hafenküchen haben Vorteile. Die Wetterlage der nächsten Stunden stellte die Schiffsführung vor eine Herausforderung. Die Wetterberichte waren sich nicht einig, Teile der Crew wollten unbedingt nach Anholt, aber Flaute und ein eventuelles Unwetter sprachen dagegen. Eins stand allerdings relativ schnell fest: Heute wird gesegelt, denn noch waren die Bedingungen gut. Gegen 13:00 Uhr liefen wir aus und das Groß und die G3 wurden gesetzt. Bei 17 Knoten Wind war die Laune an Deck gut und jeder durfte mal Steuern. Wie angekündigt schlief der Wind am späten Nachmittag ein und wir dümpelten ein wenig vor uns her. Plötzlich tauchte direkt neben der Kuh ein Seehund im Wasser auf der uns einige Zeit lang begleitete und damit für Begeisterung sorgte. Erst als die Maschine anging, wir wollten ja schließlich noch irgendwo ankommen, konnte der Meeressäuger nicht mehr mithalten. Die beste Option zum Anlaufen war der Hafen von Grenaa, von dort aus sollte es dann am nächsten Tag weiter nach Anholt gehen. Die restlichen Motormeilen verbrachten wir damit das Deck zu polieren, aber auch für eine Badepause war noch Zeit. Wir opferten ein wenig von unserem Gas für das Abendessen auf See: Nudeln mit Pesto. Vincent hatte uns mit seinen Dänischkenntnissen beim Hafenmeister in Grenaa angekündigt, auch um halb eins nachts, als wir den Hafen erreichten, war also noch Platz am Pier. 
Mehr oder minder ausgeschlafen, aber nach einem üppigen Frühstück in der hier ebenfalls vorhandenen Seglerküche, nahmen wir am Dienstag Kurs auf Anholt. Knapp 30 Meilen sind es von Grenaa nach Anholt, ein entspannter Segeltag. Der Wind ließ allerdings etwas zu wünschen übrig und so wurde nach halber Strecke der Motor angeworfen, was uns gerade noch davor bewahrte klitschnass zu werden. Der Regenschauer wartete netterweise bis wir fest im Anholter Hafen lagen. Lediglich Linus wurde vom netten „Rubber-Boat-Captain“ auf die andere Seite des Hafenbeckens entführt (Der Grund ist uns bis heute unklar.) und musste dann durch den strömenden Regen zurück zum Boot laufen. Auch wenn das Wetter so gar nicht zu dem Flair der kultbehafteten Insel passte, wir ließen uns den Spaß nicht nehmen. In der Hafenküche – wo auch sonst – verbrachten wir einen netten Abend, samt Schinkenbegräbnis. Am nächsten Tag kam die Sonne dann doch raus und so unternahmen wir noch einen kurzen Landgang, bevor die Leinen wieder losgemacht und die Segel gesetzt wurden. Der Segeltag war ein absolutes Highlight der Etappe, denn es schien nicht nur die Sonne, wir konnten auch den ganzen Nachmittag Spi-Segeln. Die Crew wurde bei jeder Halse die wir trainierten eingespielter und die Manöver somit immer besser. Bei Sonnenuntergang erreichten wir Læsø und machten in Østerby fest. Dort verbrachten wir am Donnerstag einen Hafentag, der dazu genutzt wurde etwas „Klarschiff“ zu machen. Zusätzlich gab Volker einen kleinen Spleiß-Kurs, der bei einigen von uns für Erfolgserlebnisse sorgte. Wir unternahmen einen Landgang zu einem auf der Landkarte angepriesenen Labyrinth, das sich als Enttäuschung herausstellte. Die Natur war dafür umso schöner und auch an einem der Tanghäuser, für die Læsø bekannt ist, kamen wir vorbei. Für was Læsø auch bekannt sein sollte, zumindest unter Seglern, da sind wir uns einig, ist die Seglerküche im Hafen von Østerby. Wenn uns diese Reise eins gelehrt hat dann, dass Hafenküchen unterschätzt werden. Das Østerbyer Exemplar war auf jeden Fall besonders modern und gut ausgestattet. Was Adele und Vincent kurzer Hand dazu brachte eine Torte für uns alle zu backen. Abends folgte ein ausgiebiges Grillen, inklusive Fisch, Hummerkrabben und allem was sonst noch dazugehört. Nicht nur der Hafentag, sondern auch unsere Reise neigte sich immer mehr dem Ende zu. Das Ziel des nächsten Tages war bereits Skagen, der Hafen des Crewwechsels. Das Ablegen gestaltete sich jedoch zunächst schwierig: Der Wind drückte uns genau auf die Motoryacht, an der wir längsseits lagen. Nach einigem Überlegen und mit Hilfe einer Luvleine schafften wir es aber schlussendlich das Boot freizubekommen. Am letzten Segeltag zeigte sich das Wetter ansonsten von seiner besten Seite. Mit der G1 waren wir schnell unterwegs und trotz einiger Übungs-Boje-Über-Bord-Manöver waren wir schon um kurz vor vier in Skagen. Den restlichen Tag über wurde die Stadt erkundet, Softeis und „Fish and Chips“ gegessen. Es folgten ein letzter gemeinsamer Crew-Abend und das große Aufräumen am nächsten Morgen. Die neuen Crew-Mitglieder wurden begrüßt und samt neuer Gasflasche an Bord genommen. Für Virgil, Volker und Merle ging es mit dem Auto zurück nach Kiel. Das Fazit der ersten Etappe: Dänische Südsee ist einfach immer wieder schön und Seglerküchen sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Text: Merle Sophie Rickers
Fotos: © privat/ KYS