Das befürchtete Flautenloch auf der Hinregatta blieb aus, und so erreichten alle Boote innerhalb des Zeitlimits das Ziel in Aarhus. Die Erleichterung darüber war besonders dem Organisationsleiter Eckhard von der Mosel anzumerken. „Wir hatten wirklich Angst, dass der Zieleinlauf nicht innerhalb des Zeitlimits klappt“, sagte er und freute sich, dass die Windbedingungen deutlich besser als vorhergesagt ausfielen.
Um 20.39 Uhr hatte die letzte Yacht der Flotte die Ziellinie überquert. Es war die X-332 „Peggy“ vom Deutschen Hochseesportverband Hansa (DHH-RG) mit Skipper Sönke Mühlfeld, der vor dem Start große Sorge hatte, ob seine Crew und er es innerhalb der vorgegebenen Zeit bis Aarhus schaffen würden – einerseits, weil die „Peggy“ zu den kleineren Booten der Flotte zählt, andererseits, weil die Crew erstmals in der aktuellen Besetzung zusammen segelt. Aber alle Sorgen waren unnötig: Die Crew schaffte es nicht nur rechtzeitig nach Aarhus, sondern belegte zudem in der Kategorie ORC II Platz eins bei der Hinregatta und lag damit auch in der Juniorenwertung ganz vorne. Außerdem gewann die Crew die Aarhus-Trophy für das beste Boot nach ORC bei der Wettfahrt Kiel-Aarhus. Die Freude bei Skipper Sönke Mühlfeld und seiner Crew war entsprechend groß. „Der Sieg der Etappe kam sehr überraschend, und wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir trotz ‚Weiterbildungsfahrt mit Ausbildungsaspekt‘ direkt aufs Treppchen gefahren sind. Wir haben uns gut eingespielt mit jeweils einem erfahrenen Segler und einem jüngeren pro Wache, und alles hat wunderbar geklappt. Wir sind sehr motiviert, das Ergebnis – schon wegen der Jugendwertung – auf dem Rückweg zu wiederholen“, sagte Mühlfeld nach der erfolgreichen Hinregatta. Der Wind sei auf dem Weg nach Norden bis kurz vor Aarhus relativ konstant gewesen. Nur die letzten zwei bis zweieinhalb Stunden vor der Ziellinie wären eine zähe Angelegenheit gewesen. Ein Leichtwind-Race mit der deutlich größeren „Sunbird“ hätte in der Phase ein wenig Anreiz gegeben, noch einmal alles zu geben, berichtete er. Zweiter in der ORC II-Wertung wurde Frank Mantwill mit der „Glüxkind“, Dritter Christian Rönsch mit der „Piranha“.
Als Erste passierte nach 19 Stunden 24 Minuten und 15 Sekunden die Elliot 52 SS „Rafale“ die Ziellinie in Aarhus und erhielt dafür den „Steuermannspreis von 1970 für die erste Yacht im Ziel bei der Wettfahrt Kiel–Aarhus“. Nach berechneter Zeit lag die Yacht in der Kategorie ORC I jedoch nur auf Rang fünf. Der ORC I-Hinrunden-Sieg ging an Matthias Mier mit der „Ember Sea“ (Brenta 55), der die Ziellinie rund eine Viertelstunde nach der „Rafale“ und somit ebenfalls deutlich vor allen anderen Yachten überquerte. „Wir hatten einen recht guten Start, die erste Hälfte lief ganz gut, bis der Wind hinter der Brücke im Großen Belt weniger wurde. Vor Aarhus hatten wir dann aber noch Glück und sind noch vor der Flaute angekommen. Der blueribboncup war schon auf der ersten Etappe schön wie immer“, resümierte Mier in Aarhus. Das ORC I-Podium in Aarhus komplettierten Jan Meincke mit der „Juxbox“ auf Platz zwei, gefolgt von der „Edelweiss“ mit Thomas Reinecke.
In der Kategorie Double Hand wurden in Aarhus Carsten Hammer (Turn- und Sportverein Schilksee von 1947) und Felix Renken (Wassersport-Verein Groß Sarau) als Sieger gekürt, die mit der J/100 „Philea“ nach berechneter Zeit den Bug vorne hatten. „Es war mehr Wind als erwartet, durchgehend gut segelbar nachts. Es war eine herrliche Nacht, nicht kalt und trocken. Nur die letzten fünf Seemeilen bis Aarhus dauerten wegen des fehlenden Windes Stunden, in denen wir den Hafen schon vor Augen hatten“, berichtete Hammer von der Etappe nach Dänemark. Nach gesegelter Zeit erreichten die Brüder Fritz und Julian Schaarschmidt (Segelclub Eckernförde) in der Kategorie Double Hand mit der XP-44 „Surprise“ nach 23 Stunden 25 Minuten und 37 Sekunden als Erste Aarhus und lagen damit in der Wertung auf Platz zwei vor Lucas und Martin Lange (Club der Kreuzer Abteilung) mit der „Stine“.
In Aarhus wurden die Crews nach alter Tradition vom Organisationsteam mit Hotdogs und Bier empfangen. Das gesellige Treffen an der Hotdog-Bar bei bester Stimmung dauerte bis in den späten Abend hinein. Direkt am nächsten Morgen kamen die Seglerinnen und Segler wieder zusammen, diesmal zum gemeinsamen Frühstück, gesponsert von May & Olde. Danach nutzen die Aktiven den Layday zum Sightseeing oder Stadtbummel in Aarhus, zum Ausruhen sowie Aufklaren und Vorbereiten der Boote.
Am Samstagvormittag fiel bei diesigen Bedingungen der Startschuss zur Rückregatta, bei der die Wettfahrtleitung die Crews durch den Kleinen Belt vorbei an Fredericia und Middelfart Richtung Süden schickte. Aufgrund der vorhergesagten Schwachwindsituation, wurde mit der Verkürzung der Strecke vorgebeugt, damit auf jeden Fall eine Wertung zustande kommen konnte. Statt am Kieler Leuchtturm endete die Rückregatta vor dem dänischen Fynshav, wo Organisationsleiter Eckhard von der Mosel die Boote von der Mole aus empfing. „Es war die richtige Entscheidung und eine elegante Lösung, die Strecke auf rund 90 Seemeilen zu verkürzen. Am frühen Vormittag waren dadurch alle Boote im Ziel“, freute sich von der Mosel.
Mit deutlichem Abstand allen anderen voran segelte die „Rafale“. Wie bereits auf der Hinregatta konnte die Elliot 52 SS ihre Führungsposition bis zur Ziellinie bei Fynshav halten und war somit „First Ship Home“. Als Belohnung für das schnelle Segeln beider Etappen gab es für Malte Päsler und seine Crew den Carl-Grage-Gedächtnispreis von 1957 für das erste Boot im Ziel, wobei die gesegelten Zeiten beider Wettfahrten addiert werden. „Wir hatten zwei gute Regatten, die viel Spaß gemacht haben. Es war gerade auf dem Rückweg kein einfaches Rennen, und unser Taktiker und Navigator hat einen wirklich guten Job gemacht. So sind wir im Kleinen Belt gut durch die zwei Brücken gekommen, mussten nur kurz eine halbe Stunde ankern, und von dann an ging es gut voran. Die Stimmung im Team war gut, und wir hatten eine tolle Zeit in Aarhus“, erzählte Malte Päsler nach der Siegerehrung in Kiel. Nach einer Atlantiküberführung und der Teilnahme am Langstreckenklassiker RORC Caribbean 600 kam die „Rafale“ in Kiel in die Werft. Und so bot sich die Teilnahme an einem Event auf der Ostsee, dem blueribboncup, für die international besetzte Crew an.
Ansonsten gestaltete sich die Rückregatta teilweise etwas zäh, insbesondere im Kleinen Belt stellte das Nadelöhr zwischen Fredericia und Middelfart die Geduld der Aktiven auf die Probe. Der fehlende Wind machte in Kombination mit dem starken Strom ein Vorankommen teilweise fast unmöglich, und unterschiedlichste Taktiken kamen beim nächtlichen Flautenloch und extrem starkem Strom zum Einsatz. Etliche Crews zogen es vor zu ankern, um nicht zurückzutreiben. Die „Ember Sea“ meldete sich ganz von der Regatta ab. Im weiteren Verlauf nahm die Regatta aber wieder deutlich an Fahrt auf.
Den Bug vorne hatte letztlich in der Kategorie Full Crew ORC I die „Edelweiss“ (Millenium 40 Q.B.) mit Thomas Reinecke als Skipper. „Die Hin- und Rückregatta waren beide tricky. Besonders der Eingang zum Kleinen Belt auf dem Rückweg war speziell. Alle Boote, die wir vorher abgehängt hatten, holten von hinten wieder auf. Acht Meilen Vorsprung waren weg. Durch den starken Strom trieben wir herum und haben Kreise gedreht. Aber wir hatten ein glückliches Händchen und haben uns am Ende sehr über den Sieg gefreut. Es hat extrem viel Spaß gemacht und ist immer ein tolles Format mit guten Strecken“, sagte Reinecke, der hofft, dass beim nächsten blueribboncup wieder mehr Boote an den Start gehen. Platz zwei bei den ORC I-Yachten ging an Jan Meincke mit der „Juxbox“, gefolgt von der „Rafale“ mit Malte Päsler als Skipper.
Den Rückrundensieg in der Kategorie Full Crew ORC II sicherte sich Christian Rönsch mit der J/111 „Piranha“. Zweite wurde die „Whiteout“ (Akilaria 950) mit Hasso Hoffmeister vor der „Tormund“ (Xtreme 32) mit Arne Meincke. „Es war ein tolles Rennen, geprägt von Schwachwind und technisch anspruchsvoll – alles war dabei, Stromschnellen und Ankern im Strom inklusive. Unser Vorteil war, dass wir einen Elbsegler mit dabei hatten, der sich gut mit dem Strom auskennt. Als der Regen kam, haben wir dann den Wind genutzt. Das war gutes Segeln und hat viel Spaß gemacht“, fasst Rönsch die Rücktour durch das Nadelöhr Kleiner Belt zusammen. Der blueribboncup wäre wirklich eine tolle Werbung für den Segelsport und ein super familiäres Event für alle, die gerne Langstrecke fahren, schwärmt er und freut sich bereits auf den nächsten blueribboncup. Neben der Rückregatta gewann die „Piranha“ auch die KYC-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Aarhus–Kiel und den R.T. Dixon Challenge Cup für den Kaiserlichen Yacht Club 1912 für das beste Boot nach ORC über alles (die berechneten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert).
In der Kategorie Double Hand ging der Sieg an Fritz und Julian Schaarschmidt mit der XP-44 „Surprise“, gefolgt von der J/100 „Philea“ mit Carsten Hammer und Felix Renken. Platz drei belegte die Luffe 43 „Stine“ mit Lucas und Martin Lange. „Es lief bei uns überraschend gut, nur vor Middelfart saßen wir lange fest. Vorher waren wir mit 11,3 Knoten sehr solide mit dabei.“, berichtete Julian Schaarschmidt von der „Surprise“. Sein Bruder Fritz ergänzte: „Wir hatten eine gute gemeinsame Zeit und haben uns bei der toll organisierten Regatta sehr wohl gefühlt.“
Groß war die Freude außerdem bei der Crew der „Peggy“, die den Zukunft-Preis der Jugend für das schnellste Boot nach berechneter Zeit, dessen Besatzung (mit Ausnahme des Skippers/Coaches) am Tag des Starts 28 Jahre oder jünger ist (berechnete Zeiten beider Wettfahrten werden addiert), gewann. „Wir freuen uns natürlich tierisch und sind begeistert von unserem Gesamtsieg in Aarhus und mehr als glücklich. Das zeigt uns, wie gut es mit unseren ehrenamtlichen Ausbildern funktioniert“, sagte Skipper Sönke Mühlfeld, der vorab unsicher war, wie groß die Chance eines Bootes mit Fortbildungsaspekt wohl bei der Regatta sein würde. Als „hochspannend“ beschrieb er die nächtliche Fahrt gegen den Strom im Kleinen Belt, wobei die „Peggy“ relativ gut unter Land durchgefahren ist, ohne zu ankern. Beim zweiten Anlauf hätte im starken Strom auch die Durchfahrt unter der dortigen Eisenbahnbrücke gut geklappt. „Es war eine schöne Mittelstrecke mit super Organisation und toller Gastfreundlichkeit. Wir kommen wieder und freuen uns schon darauf“, versprach Mühlfeld. Und so ging der 24. blueribboncup mit viel Lob für die Organisatoren und zahlreichen „Voranmeldungen“ für das nächste Jahr bei nach wie vor sommerlichen Temperaturen und Schwachwind zu Ende.
Text: Katrin Heidemann
Die Sieger der Hinregatta Kiel-Aarhus
ORC Full Crew:
ORC I:
- „Ember Sea“, GER 6868, Matthias Mier
- „Juxbox“, GER 7504, Jan Meincke
- „Edelweiss“, Ger 6880, Thomas Reinecke
ORC II:
- „Peggy“, GER 5338, Sönke Mühlfeld
- „Glüxkind“, GER 6943, Frank Mantwill
- „Piranha", GER 6580, Christian Rönsch
Double Hand:
- „Philea", GER 8, Carsten Hammer und Felix Renken
- „Surprise“, GER 8207, Fritz und Julian Schaarschmidt
- „Stine“, GER 5030, Lucas und Martin Lange
Die Sieger der Rückregatta Aarhus-Kiel
ORC Full Crew:
ORC I:
1. „Edelweiss“, GER 6880, Thomas Reinecke
2. „Juxbox“, GER 7504, Jan Meinck
3. „Rafale“, GER 5676, Malte Päsler
ORC II:
- „Piranha", GER 6580, Christian Rönsch
- „Whiteout“, GER 7824, Hasso Hoffmeister
- „Tormund“, GER 8352, Arne Meincke
Double Hand:
- „Surprise“, GER 8207, Fritz und Julian Schaarschmidt
- „Philea", GER 8, Carsten Hammer und Felix Renken
- „Stine“, GER 5030, Lucas und Martin Lange
Die „Ewigen Wanderpreise“ gewannen
- Aarhus-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Kiel – Aarhus: „Peggy“
- Steuermannspreis von 1970 für die erste Yacht im Ziel bei der Wettfahrt Kiel – Aarhus: „Rafale“
- KYC-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Aarhus – Kiel: „Piranha“
- R.T. Dixon Challenge Cup für den Kaiserlichen Yacht Club 1912 für das beste Boot nach ORC über alles (die berechneten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert): „Piranha“
- Carl-Grage-Gedächtnispreis von 1957 für das erste Boot im Ziel (die gesegelten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert): „Rafale“
- Zukunft-Preis der Jugend, gestiftet 2018 von Patrick Schmidt und Johannes Hoppe, gegeben über den KYC für das schnellste Boot nach berechneter Zeit, dessen Besatzung (mit Ausnahme des Skippers/Coaches) am Tag des Starts 28 Jahre oder jünger ist (berechnete Zeiten beider Wettfahrten werden addiert): „Peggy“