After Work am Donnerstag in der Lounge des Kieler Yacht-Clubs: Ein chilliger Abend für Mitglieder und alle, die fürs Segeln brennen. Zum Start eine Gesprächsrunde zu aktuellen Themen, dann freier Austausch unter den Gästen. Einfach dabeisein - ohne Anmeldung, mit Drinks von der Bar und Essen aus dem Ahoi - so die Idee von Hauke Berndt, Marcus Baur und André Kozlowski-Merbach für ein neues Eventformat. Der Auftakt war vielversprechend:
„Wer segelt, weiß, dass man immer kreuzen muss, um voranzukommen. Beim Leistungssport ist das ähnlich“, so Sanni Beucke in ihrem frisch erschienenen Buch „Gegen den Wind“, aus dem sie am Kaminfeuer liest. 2019 war sie mit Tina Lutz bei der Europameisterschaft 12. geworden. – „Nicht gut und nicht schlecht, aber davon kann man sich nichts kaufen“, fanden die Seglerinnen und schlossen einen Pakt: „Wir sicherten uns zu, dass das Segeln bis zu Olympia an oberster Stelle stehen würde. Familie und Beziehung kamen dahinter. Wir schworen uns, härter zu trainieren, als jemals zuvor. Wir versprachen uns, dass keine von uns in der Freizeit Extremsport machen oder sich in Gefahr bringen würde.“ Und sie schrieben einen Masterplan – Titel: „How to win an olympic medal“ - um ihr Leben komplett auf das große Ziel auszurichten – für das kommende Jahr, wie sie dachten. Durch Covid sollten es zwei werden. 2021 holen sie in Tokio im dritten olympischen Anlauf Silber.
„Brauchte es diese Kompromisslosigkeit, Leidensfähigkeit auch schon in den 1970ern?“, wendet sich der Olympionik und Moderator des Kamingesprächs, Marcus Baur, an den mehrfachen Weltmeister und olympischen Goldmedaillengewinner von 1976, Jörg Diesch. „Die Freude war bei uns immer das Wichtige. Und wir wollten uns fordern. Wir wollten was leisten. Einfach so aus purer Freude und haben dabei natürlich auch viele Freunde gewonnen. Wir haben uns niemals in der Art, wie Sanni das erzählt, hochpushen müssen“, erzählt der Wahlkieler.
„Wenn du jetzt die Kampagne deines Neffen siehst – Simon und Anna führen gerade die Olympia-Ausscheidung an – wie erlebst du deren Olympia-Kampagne?“ will Marcus Baur wissen. „Heutzutage wird viel professioneller gearbeitet. Wir waren bestimmt gleich viele Stunden auf dem Wasser, haben gleich viel trainiert, aber in einer anderen Weise. Wir haben das alles für uns zum Spaß gemacht“, so Jörg Diesch.
Spaß? Marcus Baur hakt ein. Braucht es nicht einen „Killerinstinkt“, um ganz nach vorn zu kommen? Und ist der bei den deutschen Seglern genügend ausgeprägt? Marc Pickel, „der von uns allen sicher die meisten Olympiaden erlebt hat“, bezweifle das, verrät der Moderator schmunzelnd, als er den Weggefährten unter den Gästen begrüßt. Nein, mit einem „Killerinstinkt“ mag sich in der Kaminrunde keiner so recht identifizieren. Dass es aber den unbedingten Willen zum Sieg braucht, da ist sich auch Jörg Diesch mit Sanni Beucke einig.
Was beide erreicht haben, übt auf die vierte in der Runde schon Faszination aus. Die 16-jährige Emma Kohlhoff, die erst diese Woche für ihre sensationelle Leistung - sie und ihre Partnerin Anna Barth waren fast aus dem Stand zum U21-WM-Gold gesegelt, deutsche Juniorenmeisterinnen und Vizemeisterinnen bei den „Großen“ geworden - zur „Überraschung des Jahres 2023“ [Die Kieler Nachrichten berichten.] gekürt worden ist, wagt schon leise von „den“ Spielen zu träumen.
Nach einer guten halben Stunde Kamingespräch mischen sich die Olympioniken unter die Gäste der KYC-Lounge, unter ihnen auch René Schwall und sein Sohn Per, Dirk Ramhorst, Kristina Herbst und Kristin Recke. Bis in den späten Abend drehen sich die Gespräche in entspannter Runde um das Segeln gestern und heute – und natürlich die Hoffnungen für das olympische Jahr 2024.
Der nächste Termin für die KYC Lounge steht schon: Am Donnerstag, 04. April, geht es in die zweite Runde. Für die Planung freut das Organisationsteam sich über Feedback und Anregungen. Interessierte können schon jetzt der WhatsApp-Gruppe „KYC Lounge“beitreten.
CW