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Regatten

Segelnachwuchs auf Medaillenjagd im Kieler-Woche-Revier

Als Vorbote der Kieler Woche (22. bis 30. Juni) steht für den Segelnachwuchs am Pfingstwochenende vom 18. bis 20. Mai in Kiel-Schilksee die Regatta „Young Europeans Sailing“ (YES) auf dem Programm, die der Kieler Yacht-Club gemeinsam mit dem Norddeutschen Regatta Verein veranstaltet. Rund 600 Aktive der Klassen 29er, 420 und Europe sowie der ILCA-Flotten werden zu den Wettfahrten in der Strander Bucht erwartet. Im ILCA 6/w und ILCA 7/m werden zudem die Internationalen Deutschen Juniorenmeisterschaften (IDJoM) ausgesegelt. Für die 29er-Aktiven ist die YES gleichzeitig eine Qualifikationsregatta für die Europameisterschaft.

29er

Ole Schweckendiek (GER) / ILCA 7

MVK-Rutsche auf der Aktionswiese

Die YES  bietet den Nachwuchsseglerinnen und -seglern immer eine gute Möglichkeit, das Kieler-Woche-Revier kennenzulernen. Einige von ihnen kehren sicherlich zur Kieler Woche zurück, wo die olympischen Disziplinen wie die ILCA 6/w und ILCA 7/m (22. bis 26. Juni) ebenso wie die 29er und die Klasse 420 (22. bis 25. Juni) im ersten Teil segeln. Die Klassen ILCA 4, ILCA 6 (open) und Europe treten mit sechs weiteren Klassen im zweiten Teil (27. bis 30. Juni) an.

Es ist schon traditionell, dass der Nachwuchs über Pfingsten die Chance nutzt, sich auf dem Kieler-Woche-Revier zu messen. Vor allem der Nachwuchs im 29er, 420er und den ILCA-Klassen flutet zur YES regelmäßig Kiel. „Die Young Europeans Sailing werden daher zu Recht als die Kieler Woche des Nachwuchses bezeichnet. Zu Ostern hatten bereits an die 500 Aktiven aus neun Nationen gemeldet“, so Dirk Ramhorst, Regatta-Organisationschef des Kieler Yacht-Clubs und DSV-Vizepräsident mit dem Geschäftsbereich Olympisches Segeln und Nachwuchs-Leistungssport, der sich über den Andrang bei den YES-Regatten freut. Die Pfingstregatta sei die Basis der Leistungssportpyramide. Es gehe natürlich um die Titel bei den YES, aber auch um Extra-Prädikate. „So hat der Deutschen Segler-Verband die IDJoM in den Klassen ILCA 7/m und ILCA 6/w zu Pfingsten nach Kiel vergeben“, erklärt der Dänischenhagener.

Wie beliebt die YES beim Segelnachwuchs ist, zeigt die Tatsache, wie schnell die Meldungen aus neun Nationen (Dänemark, Deutschland, Luxemburg, Norwegen, Schweiz, Polen, Tschechien, Türkei und Ukraine) eintrudelten.

Unter den Meldungen sind auch etliche Mitglieder der Jugend-Nationalmannschaft, des Perspektiv- und Nachwuchskaders des DSV. Dazu zählen Lucas und Moritz Hamm (Chiemsee Yacht-Club), die bei der YES im 29er als Titelverteidiger an den Start gehen. Seit dem Abschied aus der Opti-Klasse sitzen die bayerischen Zwillinge in einem Boot und ersegelten bei der IDJM der 29er im Vorjahr auf dem Greifswalder Bodden erstmals den Meistertitel. Bei der YES werden die Brüder die Titelverteidigung klar im Blick haben. Weitere bereits gemeldete Mannschaftsmitglieder aus der 29er-Klasse sind Sophie Schneider/Victoria Egger (Württembergischen Yacht-Club), die bei der IDJM im vergangenen Jahr als Zweitplatzierte den Hamm-Zwillingen bereits auf den Fersen waren. Und auch die Mannschaftskollegen Constantin/Cornelius Streicher (Yacht-Club Steinhuder Meer) haben für die YES gemeldet.

Bei den 420ern (74 Meldungen) stehen bislang vier Teams der Jugend-Nationalmannschaft auf der Meldeliste: die Vorjahresfünften Hannes Wehrle/Finn Meichle (Jollen-Segler Reichenau/Württembergischer Yacht-Club), die bei der IDJM ihrer Klasse mit Platz vier das Podium nur knapp verfehlten. Außerdem treten die Berliner Carl Wolf/Karl Lander, Till Bergmann/Oscar Leȃo Grötzinger (Mühlenberger Segel-Club) und Constantin Troeger (Bodensee-Yacht-Club Überlingen) an. Allein aus der Schweiz machen sich sechs 420er-Crews auf den Weg (zirka 1000 Kilometer pro Strecke), um in Kiel dabei zu sein.

Zur Jugend-Nationalmannschaft der Klasse ILCA 6/w gehören die IDJM-Fünfte von 2023 Line-Anneliek Pähler vom Norddeutschen Regatta Verein, Jule-Johanna Blank (Zwischenahner Segelklub von 1893) und Mija Dohle (Segler-Verein Großenheidorn). In der Kategorie ILCA 6/m tritt Levian Büscher aus Düsseldorf an, der 2023 bei der YES im ILCA 4 gewann. Außerdem konnte er im vergangenen Jahr bei der Kieler Woche und der IDJM Platz eins im ILCA 4 verbuchen. Nach dem Umstieg in den ILCA 6 gelang ihm bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft 2023 Platz sieben. Bei der YES wird sich zeigen, ob er im ILCA 6 an seine Vorjahreserfolge anknüpfen kann. Die Chance, dass er um die vorderen Plätze mitsegelt, ist groß. Auch der Vorjahreszweite aus der Ukraine, Semen Khashchyna, zählt zu den Favoriten. Nur sein Landsmann und Trainingspartner Dmutro Karabadzhak war im Vorjahr schneller. Mit ihrem Trainer und Betreuer waren sie seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Ausland unterwegs, besuchten Regatten im europäischen Raum und absolvierten Trainings fernab ihrer Heimat. Umso emotionaler fiel die Siegerehrung für das Team im Vorjahr aus. Auch an der Kieler Woche 2023 nahmen sie teil.

Lokalmatador Ole Schweckendiek vom Kieler Yacht-Club hatte 2022 vom ILCA 6 in den ILCA 7 gewechselt und ersegelte 2023 bei der YES den siebten Platz. Mittlerweile hat der 19-Jährige reichlich Erfahrung im ILCA 7 gesammelt und segelt auch in der olympischen Klasse weiter auf Erfolgskurs. Nur haarscharf verpasste er kürzlich einen weiteren internationalen Titel. Mit nur einem Punkt Abstand hinter dem Sieger wurde Schweckendiek vor Pollença auf Mallorca Vize-Europameister in der U21-Wertung der ILCA 7.

Natürlich nutzt der Athlet aus dem Nachwuchskader des German Sailing Teams die YES, um unter Regattabedingungen zu trainieren. Und wenn der 19-Jährige an den Start geht, zählt das DSV-Talent  zu den Favoriten und will ganz vorn mitmischen. Schon der zweite Platz genügt dem Segler aus Leidenschaft manches Mal nicht. Dabei trifft er in Kiel auf seinen deutschen Dauerkonkurrenten aus Blaichach, Julian Hoffmann, der für die U21-WM  mit Jahrgang 2002 zu alt ist. Der Bayer startet für den VSaW Berlin, lag 2023 bei der YES vier Plätze vor Schweckendiek und gewann damit 2023 Bronze in Kiel.

Auch wenn Schweckendiek mit Ehrgeiz in die Rennen geht. „Ich möchte vor allem auch für die WM trainieren und einiges ausprobieren“, so Ole Schweckendiek mit dem Blick auf das große Saisonziel, die U21-WM in Portugal. Daher ist eine Teilnahme an der Kieler Woche auch eher unwahrscheinlich. Die WM beginnt schon am Dienstag (1.-8.Juli). nach der Kieler Woche. Der Kieler trainiert durchgängig in Kiel und dann eine Woche in Portugal, um sich bei der WM vor Viana do Castelo (Portugal) gegen die internationale Top-Konkurrenz (über 225 Meldungen aus 50 Nationen) zu behaupten. Im Gegensatz zu Schweckendiek haben die Schweriner Gunnar Kröplin und Luca Przybyl, die auch unter dem DSV-Stander bei der U21-WM starten, für die YES, die Kieler Woche und die U21-WM gemeldet.

Bei den ILCA 4 gehört Clara Bonhagen vom Zwischenahner Segelklub zu den Favoritinnen. Im vergangenen Jahr lag nur Levian Büscher, der dieses Mal im ILCA 6 startet, vor ihr.

Ach die Vorjahresdritte, Johanna Kugel (Seglergemeinschaft am Müggelsee) wird versuchen, erneut einen Podiumsplatz zu ersegeln. Mit bereits knapp 60 Meldungen ist das ILCA-4-Feld bislang das zweitgrößte bei den ILCAs nach den ILCA 6/m.

In der Europe segeln wie gewohnt besonders viele Aktive aus Binnenrevieren mit. Als Favoriten gehen Leon Maximilian Peters aus Leverkusen als Zweiter der IDJM 2023 sowie der IDJM-Dritte Jack Müller vom 1. Segelclub Parwitzer See vor Kiel auf Medaillenjagd. Ersterer schaffte es bereits bei der YES 2023 auf Platz zwei des Podiums. Auch die routinierte Marisa Roch (KYC/Dänischenhagen), die im Vorjahr wegen einer beruflichen Exkursion nicht antreten konnte, ist wieder am Start. 

An Land bietet die YES auf der Aktionswiese im Olympiahafen Schilksee ein buntes Programm mit Spielmöglichkeiten für Kinder. Eine Skimbordbahn, die traditionelle MVK-Rutsche und viele weitere Mitmachaktionen, das alljährliche Kicker-Turnier vom DSV am Sonntag sowie ein breites gastronomisches Angebot sorgen für vielfältige Unterhaltung.

Nachhaltigkeit spielend begreifen

Auch das Thema Nachhaltigkeit wurde erstmals in das YES-Programm aufgenommen. Julius Ernst, einst im POS-Team, studiert in Hamburg an der Hamburger School of Business Administration (HSBA).

„Im Rahmen des Studiums an der HSBA engagieren wir uns bei einem Projekt, welches in Verbindung zu den Zielsetzungen der UN steht“, so Ernst. Es seien die politischen Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN), die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. „Ziel des Projektes in Kiel ist es, das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz den jungen Seglerinnen und Seglern näher zu bringen“, erklärt Ernst. Dabei stünden die Edutainment- Angebote, eine Mischung aus Lehre und Spiel im Vordergrund. Beispiele seien eine Quiznight, ein Beach Clean-up und weitere Aktionen.

Unterstützt werden die YES-Regatten neben der MVK Kiel und dem Internat Louisenlund von der boot Düsseldorf, Addix Internet Services und Hugo Hamann/Konica Minolta.

Text: Kerstin Heidemann / Hermann Hell

 

YES-Zeitplan:

Freitag, 17. Mai: Registrierung 10 bis 20 Uhr

Samstag, 18. Mai: Registrierung 8 bis 11 Uhr; erster Start um 13 Uhr

Sonntag, 19. Mai: weitere Rennen

Montag, 20. Mai: weitere Rennen, letzter möglicher Start um 14 Uhr; Siegerehrung im Hafenvorfeld, bei schlechtem Wetter in der Vaasahalle

 

Wertung:

Die Erst- bis Drittplatzierten jeder Klasse erhalten Preise, zusätzlich werden in den einzelnen Klassen Wanderpreise verliehen.

Bei den IDJoM geht es natürlich um den Titel. Die ersten Drei erhalten Medaillen.

Zwei Wettfahrten sind für die Wertung der Regattaserie nötig. Zur Wertung der Juniorenmeisterschaft sind vier gesegelte Wettfahrten nötig. Ab drei Wettfahrten geht die schlechteste Wettfahrt nicht in die Wertung ein. Das Streichergebnis in der Qualifikationswettfahrt kann durch eine schlechtere Wertung in der Finalgruppe ausgetauscht werden.

Die U19-Division ist ein Auszug aus der Gesamtwertung der Klasse und gilt nur für Teilnehmende, die 2006 oder später geboren sind.

 

Geplante Wettfahrten

29er: elf Wettfahrten.

420er, Europe, ILCA 4, ILCA 6/w, ILCA 6/m und ILCA 7/m: je acht Wettfahrten.