Damit erreichten bei der diesjährigen Auflage des blueribboncups viele Jachten Aarhus sogar deutlich vor der Eröffnung der traditionellen Hotdog-Bar zum Empfang der Crews. Aufgrund der Windvorhersagen sowie des mitlaufenden Stroms auf dem Kurs durch den Großen Belt hatte Eckhard von der Mosel, Initiator und Organisationsleiter der Veranstaltung (Kieler Yacht-Club) schon beim Start eine schnelle Wettfahrt vermutet. „Es wird eine schöne, relativ warme Nacht. Wir könnten es nicht besser haben“, sagte er vorab und hoffte, dass alle Crews das Ziel erreicht haben würden, bevor der Wind auf West drehen sollte. Die Hoffnung wurde mehr als erfüllt. Die Jachten kamen deutlich vor dem Zeitlimit in Aarhus an.
Das erste Schiff im Hafen war gestern um 8.33 Uhr die „Calypso“ (Maxi Dolphin 75) mit Steuermann Dr. Gerhard Clausen (Norddeutscher Regatta Verein). In knapp unter 13 Stunden hat die Crew die rund 150 Seemeilen von Kiel nach Aarhus zurückgelegt. Clausen zählte zu den Stammgästen beim blueribboncup, als die Regatta noch nach Kopenhagen und zurück führte. Die Strecke Kiel-Aarhus im Rahmen der Veranstaltung war für ihn und seine Crew eine Premiere, von der er positiv angetan war. Nach berechneter Zeit lag die „Calypso“ in der Kategorie ORC I/II bei der Hinregatta des blueribboncups auf Platz sieben.
Hinrundensieger der Gruppe ORC I/II ist Ralf Lässig (Wassersportverein Wulsdorf) mit der XP-44 „Xenia“. Auf Platz zwei folgt ein blueribboncup-Debütant: Peter Weichsel aus Essen mit der X-50 „Lynx“. Schon nach der Hinregatta zeigte sich Weichsel begeistert von der Veranstaltung: „Wir wollten schon jahrelang teilnehmen und wurden vom Lockdown daran gehindert. Jetzt sind wir endlich dabei, und es ist großartig. Vor Aarhus war es ein super spannendes, knappes Finish. Schon jetzt sind wir sicher, dass wir nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mitsegeln.“ Norbert Drücker aus Bremen sicherte sich mit der „Sunbird“ (BM 53) den dritten Platz.
Neu war die Strecke Kiel-Aarhus auch für die Crew der „Universitas“ (FARR 42 IRC) vom Akademischen Segler-Verein zu Rostock. Bei dem Studentenprojekt segelt eine Stammcrew zusammen mit neuen Crewmitgliedern. „Wir sind sehr zufrieden mit Platz vier. Die Strecke hat uns sehr gefallen. Es ist ein schönes Segelrevier und Aarhus eine tolle Stadt“, sagte Steuerfrau Noa Hassel. Als einer der Favoriten ging in der Gruppe der Hamburger Thomas Reinecke mit der „Edelweiss“ (Millenium 40 Q.B.) an den Start, der 2023 beim blueribboncup mit einem ersten und einem dritten Platz gleich zweimal auf dem Treppchen stand. „Es ist Traumwetter, besser geht es nicht“, hatte er sich auf eine schnelle Hinregatta nach Aarhus gefreut. Doch es kam anders: Wegen Wassereinbruch musste die „Edelweiss“ Bagenkop auf Langeland anlaufen und die Wettfahrt abbrechen. Das Problem konnte behoben werden, und die Jacht machte sich nach einer Pause auf den Weg nach Aarhus, um an der Rückregatta teilzunehmen.
In der Kategorie ORC III hatte Kai Greten vom Hannoverschen Yacht-Club mit seinem Mahagoni-Eintonner „Oromocto“ den Bug vorne. Beim Start war das Boot mit seinem klar lackierten Rumpf ein absoluter Hingucker. Jens Dwinger vom Yacht Club Strande folgte mit der „Dwinger 2.0“ (Sun Fast 3600) auf Platz zwei vor blueribboncup-Stammgast Jasper Paulsen (Kieler Yacht-Club) mit der „Tormund“. Ebenfalls zur Gruppe ORC III zählt die Ausbildungsjacht „Peggy“ (X-332/Deutscher Hochseesportverband Hansa), die im vergangenen Jahr entgegen den Erwartungen der Crew die Hinregatta sowie die Juniorenwertung gewonnen hatte. „Gut mitfahren ist das Ziel, aber letztlich ist unser Endgegner mit dem eher kleinen Boot immer das Zeitlimit“, sagte Steuermann Sönke Mühlfeld vorab. Das Zeitlimit bezwang die Crew in diesem Jahr problemlos und beendete die Hinregatta auf Platz sieben. „Wir sind mit dem Gesamtergebnis zufrieden. Es war eine abwechslungsreiche Wettfahrt mit bis auf 18 Knoten auffrischendem Wind bei Langeland. Ein bisschen hat uns die Berufsschifffahrt an einer Stelle ausgebremst, aber wir haben wieder viel gelernt, hatten viel Spaß und eine schöne Regatta“, resümierte Mühlfeld.
Insgesamt zwölf Crews nehmen im Rahmen des blueribboncups 2024 an der Deutschen Bestenermittlung ORC Double Hand teil, sieben davon in der Gruppe der größeren Boote. Darunter ist Michael Höfgen aus Flensburg mit seiner Arcona 385 „Lightworks“ zusammen mit Jasper Marwege aus Bremen. Mitte Juni hat Höfgen mit einem anderen Segelpartner bei der ORC Double Hand Weltmeisterschaft in Norwegen Bronze geholt. Platz drei ersegelte er auch bei der Hinregatta nach Aarhus. Die Brüder Fritz und Julian Schaarschmidt (Segelclub Eckernförde e.V./Kieler Yacht-Club) hatten Höfgen wegen seines WM-Erfolges vorab als starken Konkurrenten ausgemacht. Letztlich konnten sich die beiden aber gegen ihn behaupten und belegten Platz zwei mit der XP-44 „Surprise“. 2023 feierte das Brüderpaar beim blueribboncup erfolgreich sein Double-Hand-Debüt mit einem ersten und einem dritten Platz im schwach besetzten Feld. „Es hat uns letztes Jahr gut gefallen, deshalb nehmen wir wieder teil. Der blueribboncup ist die einzige Regatta, die wir Double Hand segeln. Und dieses Jahr wird es auf jeden Fall anspruchsvoller mit guter Konkurrenz“, sagten die Segler vor dem Start. In Aarhus angekommen lobten Fritz und Julian Schaarschmidt zuerst die gute Leistung der Gruppenersten Arne Böhnert und Christian Heermann (Norddeutscher Regatta Verein/Kieler Yacht-Club) mit der First 36 „Salicornia“. Aber auch über ihr eigenes Ergebnis freuten sich die Brüder: „Bis zur Brücke waren die Bedingungen mit viel Upwind optimal für uns. Alles in allem sind wir mit unserer Leistung zufrieden. Die Strecke hat wieder viel Spaß gemacht, und wir sind schon gespannt auf den Rückweg, gerne mit Leichtwind“, sagte Julian Schaarschmidt.
In der Gruppe DH II konnten Lina Rixgens (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Sverre Reinke (Turn- und Sportverein Schilksee von 1947 e.V.) den Hinrundensieg für sich verbuchen. „Vorne mitfahren, gerne aufs Treppchen“ hatten sie sich mit ihrem neuen Boot „Gaia“ (Sun Fast 30OD) vorgenommen. Und genau das haben die beiden auch getan. „Wir waren ein bisschen enttäuscht, dass es nicht durch den Kleinen Belt ging, weil dadurch wenig Taktik gefragt war. Trotzdem war es eine coole und abwechslungsreiche Regatta, die Spaß gemacht hat – ein kleiner 17-Stunden-Sprint nach Dänemark, bei dem es am Ende noch mal knapp wurde“, so Rixgens. Nach berechneter Zeit nur knapp zwei Minuten hinter dem Team Rixgens/Reinke kamen die Rostocker Uwe Kleinvogel und Vincenz Crone mit der „Nemo“ (J-88) in Aarhus ins Ziel. Als IDM-Zweite 2023 haben sie sicher auch auf dem Rückweg das Podium im Blick. Platz drei der Hinrunde geht an Michael und Ruth Matzke aus Hamburg mit der „Show“ (Show 34).
Zufriedenheit herrschte in Aarhus nicht nur bei den Aktiven, sondern auch den Organisatoren. „Die Stimmung ist super, und bis auf eine Ausnahme sind alle gut und zügig angekommen“, sagte Eckhard von der Mosel.
Nach einem segelfreien Tag in Aarhus mit einem Frühstück mit dänischen Spezialitäten, einem gemeinsamen abendlichen BBQ und der Hinrunden-Siegerehrung geht es am Samstag, 31. August, vormittags auf die Rücktour Richtung Kiel, wo das Ziel am Kieler Leuchtturm ist. Für Sonntag am frühen Abend ist die Siegerehrung in Strande geplant. Laut Windvorhersage könnte es eine Leichtwind-Rückregatta werden.
Text: Katrin Heidemann