Nach einer Hintour mit Gewitter und Wind zwischen Flaute und Böen bis 28 Knoten, einem gelungen Unterhaltung- und Kultur-Programm in Aarhus und trotz einer Flauten-Rückregatta zeigten sich Teilnehmer und Organisatoren hoch zufrieden und strahlten bei der Siegerehrung am Sonntag in Kiel-Schilksee um die Wette. Allerdings waren zum Zeitpunkt der Siegerehrung noch nicht alle Yachten im Hafen. Die Flaute vor Samsö hatte vielen Teilnehmern einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Aber aufgegeben haben nur zwei Yachten“, so Initiator und Organisationsleiter Eckhard von der Mosel (Kieler Yacht-Club). Am Ende hatten 13 von 31 gestarteten Yachten die Ziellinie im Time-Limit erreicht. 16 kreuzten die Ziellinie zu spät, zwei hatten aufgegeben.
Die Crew der „Xenia“ (Weser Yacht Club Bremerhaven) hatte dabei am meisten Grund zur Freude. Die XP-44 von Eigner Bernard Buchwald und Skipper Ralf Lässig gewann in der Kategorie ORC I sowohl die Hin- als auch die Rücktour und hamsterte gleich drei der sechs ewigen Wanderpreise. In der Klasse ORC II gelang auch der „Ginkgo“ (Dirk Clasen/Kieler Yacht-Club/ H39) der Doppelschlag mit Sieg auf der Hin- und Rücktour. In der Klasse Double Hand gewann die „Milan“ (Uwe Lebens/NRV/STP65), die als einzige in dieser Klasse im Zeitlimit das Ziel erreichte. In derselben Klasse hatte auf der Strecke Kiel-Aarhus die „Dwinger 2.0“ (Jens Dwinger/Yacht-Club Strande/Sunfast 3600) den Bug vorn.
Während sich die Yachten beim Start zur Hinregatta in Kiel noch mit einer Fähre der Stena Line matchten, verlief der Start in Arhus konfliktfrei. Nur der Wind ließ zu wünschen übrig. „Die Wettfahrtleitung unserer dänischen Kooperationspartner ist sehr professionell. Es lief alles reibungslos“, lobte von der Mosel. Unsicherheit während der Rücktour kam auf einigen Yachten auf, als überraschenderweise totale Flaute südlich von Samsö die Flotte fast zum Stillstand brachte. Der kleine Haken westlich auf der Strecke in den großen Belt verlangte den Teilnehmern starke Nerven ab. Dennoch hielten 29 von 31 Yachten durch und erreichen das Ziel Kiel, 16 allerdings außerhalb des Zeitlimits.
Als Erste nach 139 Seemeilen erreichte erneut und erwartungsgemäß die „Milan“ die Ziellinie. Mit ihrem Bootsspeed spielt die Transpac65, die in der Kategorie Double Hand startete, eben in einer eigenen Liga. Daran ändert auch das selbst auferlegte Handicap nichts, nur zu zweit zu segeln. Zweite im Ziel war wie bereits auf der Hintour die „Störtebeker“ (Carkeek 47) mit Erik Nicolaysen. „Die waren enorm dicht dran“, zollte von der Mosel der unter NRV-Flagge startenden Yacht Respekt.
Nach dem Hinweg war die „Milan“ schon für den Steuermannspreis von 1970 als erste Yacht im Ziel vorgesehen, als Uwe Lebens sich als fairer Sportsmann zeigte und berichtete, er habe auf dem Hinweg eine Tonne wegen des Tiefgangs von 4,80 Metern bewusst an der falschen Seite passiert. Damit ging der Preis an die „Störtebeker“, während Lebens den spontan ins Leben gerufenen Fairness-Preis erhielt - eine Flasche Kraken-Rum. Sich selbst belohnte er dann mit dem Titel „First Ship Home“ auf der Rücktour.
„Es ist ganz gut gelaufen“, so „Gingko“-Skipper Dirk Clasen nach der Rückregatta. Der ORC II-Sieger war rechtzeitig in Kiel und bei der Siegerehrung in Schilksee. „Bis zur ersten Tonne war es hart, aber nach Samsö haben wir die richtige Schiene gefunden. Teilweise waren wir vor der Brenta 55 und der ‚Störtebeker‘. Das war schon ein schönes Gefühl“, so der Kieler, der zu den treuen Teilnehmern des blueribboncups gehört. „Auch in diesem Jahr war die Mischung aus Segeln und Landprogramm perfekt. Großes Lob an Ecki (von der Mosel./ Anm. der Redaktion). Er kommuniziert sehr eng mit den Seglern und hört deren Wünsche. Auch die Location in Aarhus war super“, zollte Clasen von der Mosel großes Lob.
Direkt vor Ablauf des Zeitlimits kam die „Whiteout“ (ORC II) ins Ziel. „Wir haben echt lange gezittert, ob wir es schaffen oder nicht. Aber es hat um Haaresbreite geklappt“, so Hasso Hoffmeister. „Eine halbe Stunde vor dem Zieleinlauf herrschte Bangen und Hoffen, aber es hat viel Spaß gemacht“, berichtete der Skipper.
Auch Mathias Müller von Blumencron (NRV) war vom blueribboncup begeistert. Zusammen mit Volker Riechers war der Hamburger Double Hand unterwegs, startete aber in der ORC I-Wertung. „Es war für uns die interessantere Gruppe, und wir wollten uns gern mit der ‚Cantaloop 40‘ und Sebastian Ropohl messen“, so Müller von Blumencorn. Das Duell der beiden Class 40-Yachten gewann die Double Hand-Crew.
Die „Xenia“ dominierte die Hin- und Rücktour und sammelte gleich drei von sechs Trophäen des blueribboncups ein. „Es war zwar zwischendurch ein Topfschlagen, aber es hat Spaß gemacht“, so Eigner Bernard Buchwald bei der Siegerehrung. Die „Xenia“ nahm zum ersten Mal am blueribboncup teil. „Wir wollten mal etwas Neues ausprobieren. Nordseewoche, Kieler Woche, Schifffahrtsregatta und Flensburger Herbstwoche gehören ansonsten zum Standart-Programm“, so der Bremerhavener. „Ob wir wiederkommen, bestimmt die Crew. Der Aufwand aus Bremerhaven nach Kiel zu kommen, ist schon groß. Dass wir jetzt gleich drei Wanderpreise abräumen, tut uns leid“, schmunzelte Buchwald.
Maior, Aero Rund, Aalregatta, Kiel-Cup und Silbernes Band im Rahmen der Kieler Woche und der blueribboncup standen auf dem Programm der „Tormund“. Eigner Arne Meincke hat eine Familiencrew an Bord seiner Xtreme 32. „Ja, wir sind ein Familienunternehmen. Zusammen mit meinem Bruder und meinen Neffen segeln wir dieses Jahr sehr aktiv“, so Meincke. Beim blueribboncup sicherte sich die Crew den Zukunfts-Preis für die erfolgreichste Nachwuchscrew. „Wir haben eine wunderbare Rückregatta gesegelt. Es begann flau, aber in der zweiten Hälfte lief es rund. Bei zwölf bis 18 Knoten kommt das Schiff ins Fliegen“, schwärmte er.
Und damit läuft alles auf eine Wiederholung der Regatta Kiel-Aarhus-Kiel hin. „Die Zusammenarbeit war sehr harmonisch, die Arbeit sehr kompetent“, so Eckhard von der Mosel über die Kooperation mit dem International Sailing Center in Aarhus. „Wir planen eine Zusammenarbeit in den nächsten Jahren, müssen vielleicht aber noch etwas am fine-tuning arbeiten“, ergänzt der Kieler, denn der Termin für den blueribboncup 2023 vom 16. bis 20. August liegt direkt nach den ORC-Worlds, die vom 4. bis 12. August vor Kiel ausgetragen werden.
„Vielleicht ist das zu dicht“, so von der Mosel, der für den blueribboncup in der Zukunft ohnehin eine Veränderung in der Zielgruppe erwartet. Vielleicht ist es aber auch ein Angebot für die skandinavischen Teilnehmer der ORC-WM, die Hintour Kiel-Aarhus mitzusegeln.
Dass die Zusammenarbeit mit Aarhus sehr harmonisch war, bestätigt auch Race Manager Sven Christensen. „Zur dänischen Freundlichkeit gesellte sich die seglerische Euphorie“, so der Geschäftsführer von Poinf of Sailing. „Wir können ganz sicher auch außerhalb des blueribboncups noch gemeinsame Spielfelder finden und uns gegenseitig helfen“, erklärt Christensen, der die gute Abstimmung mit der Vizepräsidentin des Sejlklubben Bugten Aarhus, Mette Rostgaard Evald, und dem Geschäftsführer des International Sailing Centers, Thomas Capitani, lobte. Kooperation statt Konkurrenz ist die Maxime für die gemeinsame Zukunft. Die seglerische Verbindung der Partnerstädte Kiel und Aarhus durch den blueribboncup hat eine erfolgreiche Premiere hingelegt und sich damit für eine Wiederholung empfohlen.
– Hermann Hell
Die „Ewigen Wanderpreise“ gewannen:
- Aarhus-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Kiel – Aarhus: „Xenia“ (XP-44) mit Ralf Lässig (Weser Yacht Club Bremerhaven).
- Steuermannspreis von 1970 für die erste Yacht im Ziel bei der Wettfahrt Kiel – Aarhus: „Störtebeker“ (Carkeek 47) mit Erik Nicolaysen (NRV).
- KYC-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Aarhus – Kiel: „Xenia“ (XP-44) mit Ralf Lässig (Weser Yacht Club Bremerhaven)
- R.T. Dixon Challenge Cup für den Kaiserlichen Yacht Club 1912 für das beste Boot nach ORC über alles (die berechneten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert): „Xenia“ (XP-44) mit Ralf Lässig (Weser Yacht Club Bremerhaven)
- Carl-Grage-Gedächtnispreis von 1957 für das erste Boot im Ziel (die gesegelten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert): „Störtebeker“ (Carkeek 47) mit Erik Nicolaysen (NRV).
- Zukunft-Preis der Jugend, gestiftet 2018 von Patrick Schmidt und Johannes Hoppe, gegeben über den KYC für das schnellste Boot nach berechneter Zeit, dessen Besatzung (mit Ausnahme des Skippers/Coaches) am Tag des Starts 28 Jahre oder jünger ist. Gewertet werden beide Wettfahrten (berechnete Zeiten beider Wettfahrten werden addiert): „Tormund“ (Xtreme 32) mit Arne Meincke (Yacht-Club Strande).
Der blueribboncup 2023 findet vom 16. bis 20. August statt.
Alle Informationen und Ergebnisse unter www.kyc.de/blueribboncup