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Regatten

Wechselspiele auf dem Weg nach Aarhus

Der Törn nach Aarhus war ein Wechselspiel der Bedingungen und ein Wechselbad der Gefühle. „Die Windrichtung drehte, die Windstärke wechselte, die Feuchtigkeit genauso. Mehr kann man nicht geboten bekommen“, fasste Uwe Lebens (Norddeutscher Regatta Verein) die Hinregatta Kiel-Aarhus im Rahmen des blueribboncup zusammen. Der Hamburger erreichte mit seiner TSP65 „Milan“ nach 16 Stunden, 17 Minuten und 28 Sekunden als Erster das Ziel vor Aarhus (Dänemark).

Um 11.22 Uhr am Donnerstag kreuzte die „Milan“ die Ziellinie rund zweieinhalb Stunden vor der „Störtebeker“ (Carkeek 47) mit Erik Nicolaysen und der „Ember Sea“ (Matthias Mier/Brenta 55/Hanseatischer Yachtclub zu Hohe Düne). Lebens segelt mit Thomas Wrase (Sail-Lollipop Regatta Verein) in der Kategorie Double Hand mit der TSP65 allerdings in einer eigenen Liga. „Wir haben unser persönliches Handicap durch die Crewreduzierung erhöht“, flachste er. Dank des enormen Bootsspeeds segelten Lebens und Wrase ab Kiel dem Regen lange Zeit davon. „Der Regen hat uns erst sehr spät eingeholt. Und der durch Blitze wirklich taghelle Nachthimmel war schon sehr beeindruckend. Erst bei Middelfart erwischte uns dann auch die Flaute mit ein bis zwei Knoten“, beschreibt Lebens die Nachregatta zwischen den Partnerstädten Kiel und Aarhus. Danach ging der Wind wieder auf 10 bis 17 Konten hoch und hielt bis zum Ziel. Doch auch der große zeitliche Vorsprung reichte nach berechneter Zeit nicht. Der Sieg der Hinregatta in der Double-Hand-Wertung ging an die „Dwinger 2.0“ (Sun Fast 3600) von Jens Dwinger (Yacht-Club Strande) vor der „Maci“ (Niklas Schubert/Kieler Yacht-Club) und der „Milan“.

Knapp hinter der „Ember Sea“ kreuzte die deutlich kleinere „Ginkgo“, die H39 von Dirk Clasen, am Donnerstag die Ziellinie. Der Hamburger gehört zu den Wiederholungstätern und ist beim blueribboncup eigentlich nicht mehr wegzudenken. „Wenigstens zehn Mal waren wir dabei, vielleicht auch häufiger“, so Clasen, der mit seiner H39 in der Gruppe ORC II gestartet war. „Wir hatten sogar einmal die ‚Störtebeker‘ in Sicht“, erzählt Clasen, der bereits mit seiner dritten Yacht am blueribboncup teilnimmt – zuerst mit einer X-99, dann mit der Primar 38 und jetzt mit seiner H39. „Es war eine wahnsinnige Wettfahrt. Wir haben auf See eine Lightshow erster  Klasse erlebt. Die Blitze waren taghell, und wir konnten die Skylines von Kiel über Eckernförde bis Rendsburg sehen“, schwärmte der Hamburger (Regatta Verein Elbe), der für den Kieler Yacht-Club startet. 20 bis 25 Knoten aus Südost machten den Törn deutlich angenehmer als vorhergesagt. Dabei ging zum Auftakt noch einiges daneben. Die „Ginkgo“ passierte Kiel Leuchtturm auf der falschen Seite und verlor über zehn Minuten. Doch danach ging die Post ab. „Am meisten Zeit gutgemacht haben wir wohl, als ich geschlafen habe“, schmunzelt Clasen. Beim blueribboncup 2021 belegte er in der Klasse ORC I mit der „Ginkgo“ auf der Hinstrecke Rang zwei, auf der Rückstrecke Platz eins. Beim diesjährigen Seesegelauftakt, der Maior vor Kiel, landete er mit seiner H 39 auf Platz fünf vor dem amtierenden Weltmeister „Halbtrocken 4.5“ (Michael Berghorn/Miles 45 Custom).

Auch nach berechneter Zeit ging der Sieg in ORC II Full-Crew-Wertung an die „Gingko“. Christian Rönsch mit der „Piranha“ (J-111) und Jasper Paulsen mit der „Tormund“ (Xtreme 32) komplettieren den Dreifach-Sieg des Kieler Yacht-Clubs. Der Vorjahressieger über Alles, Uwe Barthel (Segel-Club Dümmer), belegte Rang vier. Auch die „Piranha“-Crew gehört zu den blueribboncup-Fans. Im Vorjahr belegten sie auf der Hintour Rang drei.

In der ORC I-Gruppe lieferten sich eine "X" und "IMX" einen Zweikampf um den Sieg. Am Ende entschied die „Xenia“ (XP44/Ralf Lässig/Wassersportverein Wulsdorf) das Rennen für sich. Die „Karukera“ (IMX-45/Vincent Dagault/Société Nautique de la Trinité s/Mer) sicherte sich Platz zwei vor der „Edelweiss“ (Thomas Reinke/Segel-Club Oevelgönne). Die „Xenia“ hat dieses Jahr schon mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Im Rahmen der Kieler Woche belegte die XP44 bei der Aalregatta auf dem Hinweg wie bei der Rückregatta Rang eins. Beim Kiel Cup landete Peter Lässig auf Platz zwei.

„Es waren schon sehr gemischte Bedingungen und sehr viel Regen“, so Ralf Lässig. Im Kleinen Belt hat uns der Regen mit Wind von hinten eingeholt. Unangenehm waren die Blitze. Etwas mulmig ist mir dann schon auf See. Denn angenehm ist es nicht im Gewitter auf See zu segeln“, so Lässig. „Sehr wechselhaft war auch die Windstärke, die in den Gewitterböen bis zu 28 kn zunahm. Es verlangte viele Segelwechsel und viel Einsatz der Crew. Aber es hat natürlich sehr gut segelbar und viel Saß gemacht“, erklärt Lässig, der am Besuch des Kulturmuseums teilnahm, ein Teil des Rahmenprogramms.

Denn in Aarhus wartete nach dem Wechselspiel der Wind- und Wetterbedingungen ein buntes Unterhaltungs- und Entspannungsprogramm an Land – dank der Unterstützung der Partner May & Olde sowie Gotthardt und der Förderung der Stadt Kiel im Rahmen der Städtepartnerschaft Aarhus-Kiel.

Nachdem die Teilnehmer bei ihrer Ankunft im Sailing Center mit einem Welcome-Bier und einem Imbiss vom Hot-Dog-Stand begrüßt worden waren, folgte am Freitagmorgen das traditionelle Frühstücksbüfett von May & Olde. „Ich muss Ecki (Eckhard von der Mosel) und seinem Team großes Lob zollen. Das kulturelle Angebot ist superschön“, lobte Uwe Lebens die Veranstalter. Daneben bleibt am Freitag Zeit zum Aufklaren der Yachten und zum Sightseeing in Aarhus.

Heute Abend lädt der Hamburger Grossist Gotthardt, der Wassersport- und Caravan-Zubehör in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreibt, im Rahmen des BBQ zu einer „pull competition“ ein, bei der mittels des Cyclops Lastsensors ermittelt und prämiert wird, wer die höchste Zugkraft auf die Anzeige bringt. Anschließend steht die Ehrung der Hinrunden-Sieger im Aarhus International Sailing Center auf dem Programm.

Den Abschluss des Rahmenprogramms in Aarhus ermöglichten die Fördermittel der Stadt Kiel, die damit die Städtepartnerschaft Kiel – Aarhus mit dem blueribboncup aktiv unterstützt.

Nach dem Ruhetag fällt am Sonnabend um 10 Uhr der Startschuss für die Rücketappe Richtung Kiel. Zum Auftakt sind 15 Knoten vorhergesagt. Mit von der Partie ist dann auch die „X-Day“ (Walter Watermann/Kiel), die von der ORC-Europameisterschaft auf dem Rückweg in Aarhus einen Zwischenstopp eingelegt hat und sich dort dem blueribboncup anschließt. Am vergangenen Sonntag krönte die „X-Day“ mit Skipper Lars Hückstädt (Plöner Segler-Verein) ihre Saison mit dem EM-Titel in Hankö (Norwegen) in der Amateur-Wertung in der Kategorie ORC A.

Die Siegerehrung für die Rücketappe ist für Sonntag gegen 17 Uhr angesetzt. „Wir haben den Ort der Siegerehrung von Strande nach Kiel verlegt und werden die Bühne im Olympia-Zentrum nutzen“, so Regattasekretär Sven Christensen (Point of Sailing). Zwei Monate nach der Kieler Woche und unmittelbar nach der Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft (GIDJM) und der Revival-Veranstaltung „50 Jahre Olympische Spiele in Kiel“ komplettierte die Offshore-Veranstaltung das pralle Segelangebot in Kiel.Sailing.City.

„Wir planen, auch 2023 den blueribboncup von Kiel nach Aarhus anzubieten. Die Resonanz und die Zustimmung bei den Aktiven war überzeugend und einstimmig positiv“, so Initiator Eckard von der Mosel.  21 Mal führte der 1998 ins Leben gerufene blueribboncup nach Kopenhagen, einmal Pandemie-bedingt rund Fünen (2020) und dieses Jahr zum ersten, aber nicht letzten Mal nach Aarhus. – Hermann Hell

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Ewige Wanderpreise:

  • Aarhus-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Kiel – Aarhus;
  • Steuermannspreis von 1970 für die erste Yacht im Ziel bei der Wettfahrt Kiel – Aarhus;
  • KYC-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Aarhus – Kiel;
  • R.T.  Dixon Challenge Cupfür den Kaiserlichen Yacht Club 1912 für das beste Boot nach ORC über alles (die berechneten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert);
  • Carl-Grage-Gedächtnispreis von 1957 für das erste Boot im Ziel (die  gesegelten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert);
  • Zukunft-Preis der Jugend, gestiftet 2018 von Patrick Schmidt und Johannes  Hoppe, gegeben über den KYC für das schnellste Boot nach berechneter  Zeit, dessen Besatzung (mit Ausnahme des Skippers/Coaches) am Tag des Starts 28  Jahre oder jünger ist. Gewertet werden beide Wettfahrten (berechnete Zeiten beider Wettfahrten werden addiert).

 

Der weitere Zeitplan:

Freitag, 19. August:

  • Morgens: Frühstücksbüfett von May & Olde;
  • Mittags: Besuch des Kunstmuseums ARoS mit dänischem Frokost
  • 9 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr: Check-In im Aarhus International Sailing Center für die „KYC-Trophy“ Aarhus-Kiel;
  • ca. 19 Uhr in Aarhus: Siegerehrung Aarhus – Kiel („KYC-Trophy“), BBQ und eine „pull competition“ von Gotthardt.

Samstag, 20. August:

  • 10 Uhr: Ankündigungs-Signal zum 1. Start vor dem Hafen von Aarhus.

Sonntag, 21. August:

  • ca. 17 Uhr: Siegerehrung in Schilksee auf der Bühne.