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Regatten

„Uijuijui“ First Ship - Sieg für „Hinden“

Windstärken mit sechs Beaufort und mit einigen markanten Böen jenseits dieser Marke wirbelten schon beim Start des 22. blueribboncup die Boote und Crews durcheinander.

Jonas Hallberg scheint die Strecke Kiel-Kopenhagen zu liegen. Wie 2019 gewann Hallberg die Blueribbon-Hinregatta auch mit seiner neuen „Hinden“ in der Klasse ORC II. Foto: Sascha Klahn

Die „Uijuijui“ (Oster/Rainbow 42/NRV) rollte das Feld von hinten auf und gewann die Wettfahrt Kiel-Kopenhagen in der Klasse ORC I. Foto: Sascha Klahn

„Es waren schon beachtliche Böen dabei“, beschreibt Initiator und Gesamtleiter H.-Eckhard von der Mosel den Start am Mittwoch, 18. August, vor dem Kieler Yacht-Club. Die „ADDICTIF“ (Pogo 30/Thomas Schrepffer) und die „Stine“ (Luffe 43/Lucas Lange) zogen schon vor dem Start die Konsequenzen und verzichteten auf eine Teilnahme. Und so machten sich schließlich 18 Yachten in zwei ORC-Wertungsgruppen auf den Weg von Kiel nach Kopenhagen – zwischen Langeland und Lolland vorbei an Kerteminde und Rösnäs, Yderflak und Hesselö, durch den Öresund, vorbei an Helsingör (Dänemark) und Helsingborg (Schweden). „Der Wind ließ auch ein wenig nach, die Böen blieben aus, und bei drei bis vier Beaufort wurde hart und gut gesegelt“, so von der Mosel. Dabei stand die Welle im Kattegat gegenan, und auch im Großen Belt erschwerte der starke Gegenstrom (3,5 Knoten) das Vorankommen. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht segelte die blueribboncup-Flotte dicht unter Land vor Langeland Richtung Ziel. „Die Welle war schon imponierend“, so von der Mosel, dessen Warnanlage im Auto auf dem Parkdeck der Fähre Richtung Puttgarden anschlug und damit die Aussage des Eigners eindrucksvoll unterstrich.

Bis zum Donnerstagabend hatten 17 Yachten nach 180 Seemeilen das Ziel noch bei Tageslicht erreicht, nur die „Dockenhusen“ (Maik Dünnfründ/MSC) wurde abgemeldet. Die X-41 legte in Langeland an. First Ship im Ziel war die „Uijuijui“ mit Skipper Maurice Oster. Die Rainbow 42 des Vorsitzenden der German Offshore Owners Association, Friedrich Hausmann, hatte schon Ende Juni bei der fast 650 sm langen Langstrecke „Round Denmark“ als fünftschnellstes Schiff ihr Geschwindigkeitspotential unter Beweis gestellt. Dieses Mal hatte der Eigner keine Zeit, die Crew aber Lust auf Segeln. Und zur Lust gesellte sich der Erfolg. Dabei sah es am Start noch gar nicht so gut aus. Die Fock rutsche aus dem Kasten, und die „Uijuijui“ starte als Letzte, rollte dann aber das Feld von hinten auf. Bis hinter Langelang mit Code Zero und dann wieder mit der Fock. „Wir hatten guten Wind, und es lief reibungslos“, so Skipper Maurice Oster. Auch für das Silberne Band der Kieler Woche haben die Hamburger gemeldet. „Mit so einem Schiff segelt man nur Langstrecke“, erklärt Oster, dessen Crew sich für die Rücktour verstärkt. Satt mit sechs tritt sie mit sieben Seglern die 155 Seemeilen zurück nach Kiel an.

Hinter der NRV-Yacht erreichten die „Moana“ (Marten 49 Mod/Hanno Ziem/KYC) und die Gesamtzweite des Vorjahres in ORC II, „Gingko“ (Dirk Clasen/RVE), die dänische Hauptstadt.

Nach Berechnung verteidigte die „Uijuijui“ den Sieg in der ORC I-Gruppe vor Dirk Clasen (Regatta Vereinigung Elbe) mit der „Gingko“ und Vorjahressieger „Rarotonga“ (Swan 46/Elbfreibeuterclub). Die „Rarotonga“ belegte 2019 auf dem Hinweg nach Kopenhagen Rang zwei, auf der Rückregatta Platz drei. Im Vorjahr gelang dann „Rund Fünen“ der Gesamtsieg unter Swan-Skipper Christoph Mählmann. Dieses Jahr begann nun mit einem 3. Platz. „Wir haben richtig gut segeln können. Hat Spaß gemacht“, so Mählmann in Kopenhagen. „Wir sind wie immer ganz ruhig aus der dritten Reihe gestartet, wie man uns kennt. Langstrecken werden nicht am Start gewonnen sondern auf der Strecke“, so der Swan-Skipper. Gesegelt wurde mit Genua I am Start bis zur Storebælt Brücke, dann mit Genua III und mit Spi beim Schlussspurt, wobei man dem Gegenstrom immer effektiv ausgewichen ist. Letztlich erreichte die 16 Tonnen schwere  Swan eine Geschwindigkeit von 17.8 Knoten. Mit einer neun- statt der geplanten elfköpfigen Besatzung war die „Rarotonga“ leicht unterbesetzt. „Zum Glück fehlten nicht die Kräftigsten“, flachste Mählmann.

In ORC II dominierte die „Hinden“ (Jonas Hallberg/Kieler Yacht-Club) das Rennen von Kiel nach Kopenhagen. Bereits 2019 hatte sie die Hin- und die Rückregatta und damit den Gesamtsieg gewonnen. Doch in diesem Jahr war es eine neu JPK 10.30, die Eigner Jonas Hallberg erst vor zehn Wochen bekommen hatte. „Cool, dass wir gewonnen haben“, war Hallberg über den Erfolg begeistert und gleichzeitig auch etwas überrascht. „Wir haben uns nicht um die Berechnung gekümmert, denn wir hatten genug mit uns selbst zu tun“, so der Kieler. Das oberste Ziel sei es gewesen, das Schiff heil über den Kurs zu bringen. Nach der Regatta „Round Denmark“ war dies erst die zweite Wettfahrt mit der neuen Yacht. „Wir haben gleich die Extreme erlebt. ‚Round Denmark‘ haben wir wegen Flaute abgebrochen, denn wir mussten ja schließlich am Montag alle arbeiten. Jetzt haben wir das andere Extrem mit Starkwind erlebt“, so Hallberg, der beim blueribboncup lieber etwas defensiver gesegelt ist. „Aber das dürften viele gemacht haben“, so der strahlende Sieger der Hintour.

Platz zwei ersegelte sich Uwe Bartel (SC Dümmer) mit seiner „Joint Venture“, die als einzige Dehler 30od aus der angekündigten Flotte an den Start ging. Zwar hatte der Klassenboss beim Start in der Kieler Förde einige Probleme, doch auf der Strecke Richtung Kopenhagen zeigte die Dehler, welches Potential in ihr steckt.

Rang drei ging an „Piranha“, Vorjahres-Vierte und Dritte der Hinregatta von 2019. Skipper Patrick Schmidt, der sich auch um den Aufbau des Junioren-Bundesliga-Teams des Kieler Yacht-Clubs kümmert, schwärmte: „Ein schneller Ritt. Hat Spaß gemacht. Die Crew wollte zwar unter Gennaker vor Langeland gern die 20 Knoten erreichen, aber mit zwölf bis 16 waren wir gut dabei.“ Die erreichte Höchstgeschwindigkeit der 36-Fuß-Yacht war schließlich doch noch 23 Knoten. Auch wenn die Bezeichnung Mixed-Crew noch nicht so ganz angebracht ist, so war mit Paula Clasen neben den sieben gemeldeten Männern erstmals auch eine Frau an Bord.

In Kopenhagen gibt es heute bekannte blueribboncup-Rituale. So begann der Ruhetag im Tuborg Havn mit dem Frühstücksservice mit frischen Brötchen und dänischen Leckereien des Sponsors May & Olde. „Wir freuen uns, mit Hilfe des Sponsors diesen Service wieder anbieten zu können. Klar, dass alles Corona-konform abläuft“, so von der Mosel.  Bis morgen bleibt den Aktiven ausreichend Zeit zum Ausruhen und Aufklaren der Yachten.

Am Abend werden im Hellerup Sejlklub die Hinrunden-Sieger geehrt, bevor die Langstreckensegler/-innen beim gemeinsamen BBQ die Erlebnisse der ersten Etappe Revue passieren lassen können.

Nach dem heutigen Ruhetag fällt am Sonnabend um 10 Uhr der Startschuss für die 155 Seemeilen lange Rücketappe, die nördlich von Lolland und Falster durch Smaalands Fahrwasser verlaufen wird. Dies ist nicht nur eine neue, seit 2019 geplante zusätzliche Herausforderung, sondern auch wegen der anlaufenden Bauabsperrungen zwischen Puttgarden und Rödby gefordert.

Die Siegerehrung der Rückregatta ist dann am Sonntag für ca. 17 Uhr in Strande geplant. Die Ehrung und Preisvergabe übernimmt Eckhard von der Mosel.

Für die „Rarotonga“ und die „Piranha“ ist es übrigens nicht der letzte Kiel-Auftritt in diesem Sommer. Beide Yachten haben sowohl für das Welcome Race (4. Sept.) und die Nachtregatta „Das Silberne Band“ (Samstag, 11. Sept., auf Sonntag, 12. Sept.) im Rahmen der Kieler Woche (3.-12. Sept.) gemeldet.

Text: Hermann Hell

Fotos: Sascha Klahn

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Ewige Wanderpreise:

KDY-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Kiel – Kopenhagen, Steuermannspreis von 1970 für die erste Yacht im Ziel in der Wettfahrt Kiel – Kopenhagen.

KYC-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Kopenhagen – Kiel

R.T. Dixon Challenge Cup für den Kaiserlichen Yacht Club 1912 für das beste Boot nach ORC über alles (die berechneten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert).

Carl-Grage-Gedächtnispreis von 1957 für das erste Boot im Ziel (die gesegelten Zeiten der beiden Wettfahrten werden addiert).

Zukunft-Preis der Jugend, gestiftet 2018 von Patrick Schmidt und Johannes Hoppe, gegeben über den KYC für das schnellste Boot nach berechneter Zeit, dessen Besatzung (mit Ausnahme des Skippers/Coaches) am Tage des Starts 28 Jahre oder jünger ist. Gewertet werden beide Wettfahrten (berechnete Zeiten beider Wettfahrten werden addiert).

 

Der Zeitplan:

 

Heute, Freitag, 20. August 2021:

Kopenhagen – Kiel („KYC-Trophy“):

16-18 Uhr: Vorlage des 3G-Nachweises für die Rücktour im KDY, Tuborg Havnepark 15, 2900 Hellerup, Dänemark.

ca. 19 Uhr: Siegerehrung und BBQ in Kopenhagen.

 

Samstag, 21. August 2021:

10 Uhr: Ankündigungs-Signal zum 1. Start vor dem Tuborg Hafen.

 

Sonntag, 22. August 2021:

ca. 17 Uhr: Siegerehrung im KYC Jugendclubhaus, Strandstr. 10, 24229 Strande.