Unsere Nacra17-Stars Paul Kohlhoff/Carolina Werner dominierten das überschaubare Feld in ihrer Klasse und fuhren zwölf Siege im 13 Rennen ein. „Ein kleines Bisschen ärgert mich der eine zweite Platz. Das hätte sonst richtig klasse in der Ergebnisliste ausgesehen“, so Paul Kohlhoff. Kohlhoff/Werner hatten damit auch die stärkste Siegesserie über alle Klassen während der Kieler Woche 2016 gefahren – das allerdings in einem überschaubaren Feld von sechs Teilnehmern. Nach großen Erfolgen auf internationaler Ebene im vergangenen Jahr (Junioren-Welt- und -Europameister) feiern sie nun ihren ersten Internationalen Deutschen Meistertitel in der jüngsten aller olympischen Disziplinen.
Bei den 49erFX war der Abstand der drei Podiumsplätze zum Rest des Feldes am Ende doch recht deutlich. Aus deutscher Sicht besonders erfreulich: Alle drei Medaillenränge gingen an heimische Teams. Recht souverän siegten Tina Lutz und Susann Beucke (CYC/HYC) vor Victoria Jurczok und Anika Lorenz (VSaW). Unsere beiden KYC-Zwillinge Jule und Lotta Görge segelten zwischenzeitlich sogar auf Platz Zwei mussten sich dann letztlich aber doch mit dem dritten Rang begnügen.
Mit harten Bandagen wurde im entscheidenden Rennen der 49er Skiff-Männer um die Medaillen gekämpft. Der Kieler-Woche-Sieg war zwar schon vorher an die Neuseeländer Peter Burling und Blair Tuke vergeben, doch dahinter entwickelte sich ein Duell auf des Messers Schneide zwischen den Titelverteidigern Justus Schmidt/Max Boehme (KYC) und ihren Trainingspartnern und härtesten Konkurrenten um Silber, Jonas Warrer/Christian Peter Lübeck (Dänemark). Vom Start weg belauerten sich die beiden Teams, mit leichten Vorteilen für die Dänen. Während an der Spitze des Medal Races die Österreicher Benjamin Bildstein/David Hussl ihre Bahnen zogen, lag der Fokus auf den Crews direkt dahinter. Und auf dem letzten Gennaker-Kurs spitzte sich das deutsch-dänische Duell zu. Schmidt/Boehme setzten direkt nach der Luvtonne zum Überholen an, als Warrer/Lübeck bei der Halse patzten und wichtige Meter verloren. In jedem weiteren Manöver änderte sich das Bild, und kurz vor dem Ziel wollten sich Schmidt/Boehme endgültig vor den Olympiasieger von 2008 setzen. Doch der Däne hatte noch einen Joker im Ärmel, nahm den Gennaker weg und luvte sich an das deutsche Boot heran. Er kam zwar nicht mehr vorbei, protestierte aber nach dem Zieldurchgang. Bange Minuten vergingen für Schmidt/Boehme. Doch dann wurde der Protest abgewiesen, und die Deutschen durften nach Gold im vergangenen Jahr nun Kieler-Woche-Silber feiern – vor Warrer/Lübeck. „Wir trainieren zwar zusammen, aber auf dem Wasser versteht er keinen Spaß. Er hat das wirklich ernst gemeint, und wir hatten ein paar Sekunden gebraucht, um zu kapieren, was er vorhat. Zum Glück konnten wir noch rechtzeitig wegdrehen“, berichtete Schmidt, und Vorschoter Boehme ergänzte: „Kurz nach dem Ziel waren wir schon etwas stinkig, aber jetzt nehmen wir das als gutes Learning.“
Nach drei sehr guten Tagen zur Kieler Woche war der Erfolgsfaden für Max Kohlhoff imFinn gerissen. Am vorletzten Tag musste er die Führung abgeben, am letzten rutschte der Kieler noch auf Rang drei ab. Phillip Kasüske (Berlin) zeigte sich dagegen souverän. Sein zweiter Platz im Medal Race reichte, um sich gegen den Kroaten Ivan Gaspic zu behaupten. „Gaspic hat noch versucht, ein Match Race gegen mich zu segeln. Das ist ihm aber nicht gelungen. Ich hatte einen guten Start und war dann links auf der richtigen Seite“, analysierte Kasüske das Rennen. „Ich freue mich, dass ich hier gewinnen konnte – auch gegen zwei Jungs aus der Weltspitze. Das zeigt, dass der zehnte Platz bei der WM keine Eintagsfliege war.“ Dass er mit dem Kieler Erfolg auch noch 3000 Euro Preisgeld gewonnen hatte, überraschte den jungen Kieler-Woche-Sieger: „Soviel! Super, da kann ich gleich ein paar Schulden für das Boot abbezahlen.“ Gemeinsam mit Max Kohlhoff blickt Phillip Kasüske nun nach Aarhus, wo beide bei der Junioren-WM auf einen deutschen Doppelsieg im Juli hoffen.
2.4mR: Heiko Kröger bleibt eine feste Medaillenbank für die Deutschen. Auch wenn der Paralympics-Sieger von 2000 inzwischen nicht mehr in Kiel lebt, ruft er auf seinem ehemaligen Heimrevier doch beständig Top-Leistungen ab. Bereits zum neunten Mal gewann der 50-Jährige die Kieler Woche und kann damit optimistisch in die Paralympics von Rio gehen – die vorerst letzten, denn Segeln wurde für 2020 aus dem paralympischen Programm gewählt. In der vor Kiel offen ausgesegelten Klasse gewann Kröger auch den Titel des Internationalen Deutschen Meisters vor dem Schweden Hans Asklund und dem zweimaligen Olympia-Medaillen-Gewinner Ulli Libor (Frei-Laubersheim).