Eine Regatta steht und fällt mit Wind und Wetter und der Anzahl der absolvierten Wettfahrten. Faktoren, die die Kieler Woche fest auf der Habenseite verbuchen kann: „Es waren sehr gute Bedingungen. Die Temperatur lag an allen Tagen über 20 Grad, was für Kiel durchaus ungewöhnlich ist. Und wir hatten jeden Tag segelbaren Wind – mit leichten Abstrichen am Freitag, als wir wegen der Gewittergefahr mit einem verkürzten Programm auf den Innenbahnen agieren mussten“, so Ramhorst. Doch gerade diese Flexibilität ist ein Prädikat, das die Kieler Woche in diesem Jahr auszeichnete. In einem Lagezentrum von Nino Shmueli als Principal Race Officer und Dirk Ramhorst liefen alle Informationen über Wind, Wetter und dem Geschehen auf den Bahnen zusammen. „So hatten wir jederzeit den Überblick und konnten entsprechend reagieren. Wir haben explizit den Kontakt zu den internationalen Trainern gesucht und haben ein gutes Feedback bekommen. Nino hat daher seine große Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht“, sagt Dirk Ramhorst. Einzig die Welle an Frühstart-Disqualifikationen bei der Europameisterschaft der J/70 am Samstag hat etwas für Unmut gesorgt. „Formal ist alles richtig gelaufen. Das hat die Auswertung auch über die Videoaufnahmen ergeben. Nino hat sich daher eindeutig hinter die Wettfahrtleitung gestellt“, so Ramhorst.
Darüber hinaus ist das Projekt, Titelkämpfe wie die J/70-Europameisterschaft und die Junioren-Weltmeisterschaft der 470er in die Kieler Woche zu integrieren, aufgegangen. Die Erwartungen der Klassen wurden laut Ramhorst erfüllt und gipfelten wie bei den J/70 in einer emotionalen Siegerehrung, bei der die Sieger mit Moët-Champagner gefeiert wurden und eine wertvolle Tutima-Uhr überreicht bekamen. Dazu erhielten die weiteren Platzierten auf dem Podium, 500- bzw. 200-Euro-Wertgutscheine von Liros.
Trotz des mächtigen Rahmens der Kieler Woche haben die Meisterschaften ihre Eigenständigkeit wahren können – sowohl in der Betreuung und Umsorgung der Teilnehmer als auch in der medialen Beachtung: „Unsere Idee ist aufgegangen. Mit den Medal Races und den Titelentscheidungen haben wir einen Super Sunday liefern können. Dass wir es nicht in die Sportschau am Abend geschafft haben, war auch der Fußball-EM geschuldet. Wir werden jetzt noch engeren Kontakt zu den Programmplanern von ARD und ZDF suchen.“ Mit der Europameisterschaft der olympischen Nacra17 hat sich die Kieler Woche für 2017 bereits wieder die Austragung einer hochkarätigen Meisterschaft gesichert.
Strahlende Gesichter gab es unterdessen bei Vertretern von Stadt und Land, die sich auch nach der gescheiterten Olympia-Kampagne von Hamburg und Kiel für den Segelstandort in Schilksee stark machen und bei ihren Besuchen eine rundum gelungene Veranstaltung auf dem Wasser und an Land erlebten. Dazu trug insbesondere das gelungene Layout im Hafenvorfeld bei. Die TV-Arena mit der großen LED-Wand und den Zuschauerplätzen sowie der doppelstöckigen Audi-Lounge boten mit den Pagoden der Partner und den Event-Zelten ein schlüssiges Gesamtbild. „Es ist eine wichtige und wertvolle Partnerschaft, die wir mit Audi erleben. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass unsere Partner sehr zufrieden waren“, sagt Ramhorst. „In den kommenden Jahren können sich mit einigen Maßnahmen noch bessere Möglichkeiten für die Arena ergeben. Entsprechende Förderanträge dafür sind geschrieben.“
Das Kieler Auftreten hat auch Andy Hunt, den Geschäftsführer vom Weltseglerverband World Sailing, bei seinem Besuch beeindruckt. Damit sieht sich Kiel auch für die Vergabe des Worldcups für den nächsten Olympia-Zyklus in einer hoffnungsvollen Position. „Mit Andy Hunt und Carlo Croce als Präsident von World Sailing haben wir zwei Vertreter an der Spitze des Weltverbandes, bei denen nichts aus der Vergangenheit nachschwingt. Sie werden die Worldcup-Bewerber objektiv bewerten“, sagt Dirk Ramhorst. Bis Ende September soll über die Worldcup-Stationen entschieden werden. Das Konzept liegt vor, und laut Dirk Ramhorst erfüllt Kiel bereits zwei Drittel bis 80 Prozent der Anforderungen: „Diskussionen gibt es bei einem eigenen Branding des Worldcups und der Vermarktung. Das müssen wir jetzt genau durchspielen.“ Wichtig sei indes, dass die Kieler Woche ihre Seele behalte, denn das Standing im Segelsport ist weiterhin hoch. Mit der Kieler Woche 2016 haben sich der Standort und das Revier bestens präsentiert. Kiel kann optimistisch in die Zukunft blicken.