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Regatten

Brüder Royla entscheiden heißen Titelkampf für sich

Trotz eines heißen Titelkampfes in der 420er-Klasse präsentierte sich die Verlängerung der Young Europeans Sailing (YES) vor Kiel etwas unterkühlt.

Der vierte Tag der traditionellen Jugendveranstaltung des Kieler YC, der eigens für die Internationale Deutsche Meisterschaft der 420er an das Ereignis angehängt worden war, kam mit niedrigen Temperaturen sowie drehenden und böigen Winden daher. Dennoch gelang für die 114 Crews ein kompakter Abschluss mit drei Wettfahrten, an deren Ende sich die Brüder Philipp und Jonas Royla (SKB Uerdingen) über den Titel freuen durften. Auf den Medaillenplätzen folgten die Schweizer Maxime Bachelin/Arno de Planta sowie Jan und Lea Borbet (Duisburger YC).

Fröstelig waren die Bedingungen am frühen Dienstagmorgen im Olympiazentrum von Schilksee, als die Crews ihre Boote für die finalen Wettfahrten fertig machten. Pudelmütze und Fleece-Stirnband waren begehrte Kleidungsstücke bei der letzten Besprechung mit den Trainern, bevor Wettfahrtleiter Stephan Giesen die drei Startgruppen auf das Wasser bat, um in schneller Startreihenfolge noch drei Wettfahrten über die Bahn zu bringen. Giesen hatte den Kurs nicht weit vom Hafen ausgelegt und damit für kurze Anfahrtswege gesorgt. Allerdings präsentierte sich der Wind nahe des Olympiazentrums auch zickig. Doch der Wettfahrtleitung gelangen die geplanten drei Wettfahrten in der Finalrunde, und so gab es ein dickes Lob für den Ablauf während der vier Regattatage von Reinhold Opalka, dem Sportwart der 420er: „Ein Dankeschön an den Kieler YC für die Ausrichtung der IDM und besonders an Stephan für die sehr gute Arbeit. Wir haben ihn als Wettfahrtleiter gewünscht, und es zeigt sich, dass der Ablauf auf dem Wasser wesentlich reibungsloser läuft, wenn ein Wettfahrtleiter die Fäden in der Hand hält, der die Klasse kennt.“ Giesen gab das Loib an die Teilnehmer zurück: „Ich bin absolut zufrieden. Die Winde waren zwar schweirig, aber insgesamt lief es reibungslos. Das war eine gute Einstimmung auf die Kieler Woche. Dann werde ich wieder die 420er betreuen.“

Sportlich wirbelten die Winddreher und Böen am letzten Tag noch einmal durch das Feld der Top-Crews der Meisterschaft. Konstantin Steidle/Tom Lembcke vom Bodensee, die nach den sechs Qualifikationsrennen das Feld mit drei Siegen und drei zweiten Plätzen angeführt hatten, patzten mit Platz 19 gleich zum Start in den Tag. Dagegen brachten sich die Duisburger Geschwister Jan und Lea Borbet mit einem zweiten Platz in eine gute Position, um von Gesamtrang drei noch einmal anzugreifen. Solide war mit Rang sechs im ersten Tagesrennen das Resultat der Uerdinger Philipp und Jonas Royla, die nach der Qualifikation auf Platz zwei gelegen hatten. Die Brüder blieben bei einer konservativen Taktik, hielten sich in den beiden weiteren Wettfahrten beständig im Vorderfeld und holten sich damit nach Platz elf im Vorjahr nun den Titel. Im zweiten Tagesrennen schoben sie sich durch einen zweiten Platz bereits auf Rang eins der Gesamtwertung vor den Titelverteidigern Jan und Lea Borbet. Und mit dem vierten Rang zum Abschluss sicherten sie die Top-Platzierung bis ins Ziel ab. „Vor der Meisterschaft hatten wir einen Top-Ten-Platz als Ziel, gestern Abend haben wir dann unsere Chance auf eine Medaille realisiert“, berichtete Steuermann Philipp Royla. „Aber vor der Finalrunde hatten wir Respekt, denn die Goldflotte ist noch mal deutlich härter. Wir haben versucht, nicht direkt auf unsere Konkurrenten zu gehen, sondern haben das gesamte Feld im Blick behalten.“ Das zahlte sich aus, denn durch die guten Vorplatzierungen in der Qualifikation reichten nun die guten Top-Ten-Plätze für den Titelgewinn. Für den hatte die Crew konsequent im Winter gearbeitet, war mehrfach nach Spanien zum Training geflogen und hatte auch an der Spanischen Meisterschaft teilgenommen.

Alles andere als glücklich waren die geschlagenen Titelverteidiger. „Es ist nicht so gelaufen, wie wir wollten. Wir freuen uns aber trotzdem über den Medaillenplatz“, sagte Vorschoterin Lea. Ihr Bruder ärgerte sich über den Wind auf der Bahn. „Es waren viele Faktoren, die dazu geführt haben, dass wir nicht gewonnen haben. Wir hatten auch kleinere Materialprobleme. Und das Segeln auf der Kieler Innenbahn ist echt bescheiden. Der Wind ist drehig und unvorhersehbar.“ Ihre Platzierungen 2, 5, 11 warfen sie sogar noch hinter die Schweizer Maxime Bachelin/Arno de Planta zurück, die nach einem neunten Platz zum Tagesstart noch zwei Siege einfuhren und damit Silber bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft einfuhren. Ganz hart traf es indes Konstantin Steidle/Tom Lembcke. Als Führende in den Tag gestartet, rutschten sie durch die Ränge 19 und 8 sowie eine Frühstart-Disqualifikation noch aus den Medaillenrängen heraus. Hinter Daniel Hamann/Christopher Hoerr (Chiemsee) mussten sie sich im Gesamt-Ranking mit Platz fünf begnügen und waren bei der Rückkehr an Land sichtlich genervt. „Keine Ahnung, woran es gelegen hat“, sagte Steuermann Steidle. Waren es die Nerven oder der Wind? Steidle kommentierte die Frage nur mit einem Achselzucken. Schon in 14 Tagen haben sie aber die Chance zur Revanche. Dann kommt es für die 420er zum nächsten Showdown, wenn die 50 besten Teams vor Warnemünde zur dritten und letzten Runde in der Qualifikation für die WM und EM aufeinander treffen. Bei der IDM konnten die Teams für diese Entscheidung bereits wichtige Punkte sammeln. Und 420er-Sportwart Reinhold Opolka geht davon aus, dass die Klasse mit jeweils sieben Damen- und Herrenteams sowie sechs Duos in der U17 eine starke Flotte im Juli nach San Remo zur WM schicken wird.