Navigation und Service

Ausbildung

Von Saunen in den Schären, Schokolade und Blaubeeren

Mit der Ankunft der Laras (Lara Völmicke und Lara Tenbrink) sollte die vierte Etappe der Ostseeumrundung auf Taffi beginnen, auf der es erstmals wieder in Richtung Westen ging.

Die Namenssituation an Bord hatte sich so mit einem Schlag mit Lara, Laura und Lara (und dazu zwei Groningers) etwas verkompliziert, aber ansonsten war es auch mit der neuen Crew natürlich sehr nett! Nach einem entspannten Sonntag in Helsinki, wo wir nach und nach Merle, Flora und Rosa verabschiedet hatten, ging es im Hafen das erste Mal auf dieser Etappe (und für einige auch das erste Mal überhaupt) in die Sauna. „Das können wir öfter machen“, wurde direkt beschlossen.

Am Montag gegen Mittag legten wir bei herrlichem Wetter ab, der erste Schlag war allerdings nur zwei Meilen lang, da wir uns noch die Festungsinsel Suomenlinna angucken wollten, die in der Tat sehr beeindruckend ist und einen tollen Blick auf die Stadt bietet. Angesichts der ewig langen Schlangen am Fähranleger waren wir sehr froh, auf eigenem Kiel hergekommen zu sein. Danach ging noch etwa zehn Seemeilen weiter Richtung Espo. Das erste Mal mussten wir hier zwischen den Schären kreuzen, was natürlich sehr aufregend war, aber gut klappte. Der Hafen in Espo ist riesig, aber anscheinend nicht für Gäste ausgelegt… Ganz hinten in der Ecke fand sich ein kleiner Gästesteg, bei einer ausgeschilderten Tiefe von 1,80m. Das war uns nicht genug, auch wenn der Clubmanager am Telefon versicherte, dass der Wasserstand gerade zwanzig Zentimeter höher wäre und deswegen bei unseren 1,85m Tiefgang alles klappen sollte. Zum Glück waren noch genug Leute mit ihren Booten unterwegs, sodass wir auch einen freien Platz an einem eigentlich besetzten Steg finden konnten. Dort waren wir allerdings eingeschlossen, weil nur Clubmitglieder den Schlüssel für den Steg hatten und auch kein Ersatzschlüssel aufzutreiben war. Unser Stegnachbar taute zum Glück nach anfänglicher Skepsis schnell auf und war unsere einzige Möglichkeit in die Freiheit.  

Am nächsten Tag wollten wir auf mehrere Empfehlungen hin in den Barösund. Laras optimistische Einschätzung am Morgen, vielleicht hätten sie das Ölzeug ganz umsonst mitgebracht, wurde leider schon zwei Stunden später widerlegt, als es dann anfing zu regnen. Schnell wurde klar, wie abwechslungsreich das Segeln in den Schären ist, von völliger Flaute und krassen Winddrehern in den Sunden wurden wir zuerst noch überrascht, aber im Barösund führten die Winddreher dazu, dass wir tatsächlich die ganze Strecke bis zum Hafen segeln konnten, obwohl wir eigentlich gedacht hätten, er käme gegenan. Der Hafen und der Sund waren sehr hübsch, aber die Sauna leider nicht öffentlich zugänglich, also mussten wir es uns unter Deck gemütlich machen.

Am nächsten Morgen mussten wir leider zuerst motoren, weil der Wind im schmalen Sund direkt von vorne kam. Sobald sich das Wasser ein bisschen verbreiterte, wurden aber schnell die Segel gesetzt und gekreuzt. Das war wirklich sehr aufregend mit den ganzen kleinen Inseln und das Tablet (zur elektronischen Navigation) wurde nie aus der Hand gelegt, um die Situation immer im Blick zu haben. Wir hatten aber eine kurze Strecke ausgesucht und wollten auf Empfehlung von Carsten das erste Mal auf der Reise ankern. Also wurden Schärenanker und Heckanker vorbereitet und in einer geschützten Bucht lagen wir dann schließlich an der Schäre. Die war sehr schön, es gab einen Naturstieg mit Seerosenteich und Klippen zu erklettern. Beim Kartenspielen abends wurde um die Ankerwachenschichten gespielt und natürlich wieder eine Tafel Schokolade vernichtet. Leider war es zu bedeckt für einen Sternenhimmel, aber die stille Nachtstimmung war trotzdem sehr schön. Am nächsten Morgen warteten wir den Regen noch bei einem gemütlichen Porridge-Frühstück ab, bevor es weiter Richtung Hangö ging. Zuerst kaum Wind, später dann aber immer mehr, ließen uns mal wieder durch die Schären kreuzen. In Hangö angekommen wählten wir bei auffrischendem Seitenwind den ersten freien Platz in Sicht. Dort wurden wir allerdings gleich wieder verscheucht, es war wohl der Steg für Superyachten, zu denen wir natürlich nicht gehörten… Also doch hinten in die Ecke, dort war es sowieso gemütlicher! Und trotzdem noch teuer genug, mit 47€ pro Nacht sollte es der teuerste Hafen der ganzen Etappe werden. Wenigstens war dafür die Sauna angemessen schön, die natürlich gleich ausgenutzt wurde. Ein herrlicher Blick in die Abendstimmung über dem Meer! Im Saunaranking, was gleich begonnen wurde, hatte sich Hangö damit in der Gesamtwertung eine 8 von 10 verdient. Auch der Ort, den wir am nächsten Morgen noch besichtigten, machte einen hübschen und aufgeräumten, wenn auch etwas sehr schicken Eindruck. Am späten Vormittag ging es dann wieder los, Luftlinie nach Örö waren 20 Seemeilen, gesegelt wurden es dann allerdings deutlich mehr – zuerst konnten wir sogar den Spi setzen, später dann natürlich wieder kreuzen in die schmale Schäreneinfahrt. Nach einem langen Segeltag kamen wir abends in einem sehr vollen Hafen auf Örö an.

Nach einigen Kreisen wies uns der Hafenmeister erst einen Platz im Päckchen zu, mit dem der Päckchennachbar aber gar nicht einverstanden war - also hieß es nochmal umlegen. Erstmal angekommen, war dann auch besagter Päckchennachbar ganz freundlich und versorgte uns mit Tipps für die nächsten Ziele. Und der lange Weg hatte sich gelohnt. Zum Sonnenuntergang aßen wir mit Blick auf »Taffi« Abend und beschlossen, den nächsten Tag auf Örö zu verbringen. Die Insel war eine Militärstation gewesen und erst 2015 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Da gab es viel zu erkunden und so liehen wir uns Fahrräder und machten eine schöne Fahrradtour. Nachmittags hätte es einen Zehn-Kilometerlauf um die Insel gegeben, aber wir entschieden uns stattdessen für einen Badeausflug und danach – so langsam lässt sich hier ein Schema erkennen - natürlich für einen Saunagang. Außerdem wurde nach dem Vorbild der Kuh noch ein Vorstags-Kletter-Wettbewerb durchgeführt, während wir eigentlich hoch wollten, um die Rolle des Großfalls zu kontrollieren.

Am nächsten Morgen vor dem Ablegen ging es nochmal in die Sauna, denn es gab noch eine Zweite, mit Meerblick, die nur morgens für die Hafengäste geöffnet war und natürlich getestet werden musste. Sehr zu empfehlen, vor allem mit dem Steg zum Morgenbad direkt davor (Saunaranking 9!).

Weiter ging es, eigentlich wollten wir nach Stenskär, aber dort war der Hafen schon ziemlich voll. Vor allem gab es auf Birkskär, direkt gegenüber in der Bucht, Ruderboote, die man sich ausleihen konnte – das löste Begeisterung aus, und die Entscheidung für eine Seite war schnell gefallen. Endlich konnte Laura ihren Job als Dinghi-Kapitän ausüben, sonst haben wir nämlich keins! Der wurde ihr von den Laras an den Riemen allerdings nicht sehr einfach gemacht (die Namensituation verkomplizierte jedes Kommando). Aber auch in Schlangenlinien kamen wir dann auf die andere Seite, auf Stenskär gab es einen schönen Naturpfad mit Aussichtsturm zu erkunden. Abends konnten wir den Sonnenuntergang und Mondaufgang betrachten, hatten dabei sogar die Ukulele eingepackt und geplant, es uns am Wasser gemütlich zu machen; ein Plan, den die vielen Mücken geschickt zu vereiteln wussten!

Am nächsten Tag ging es mit sehr wenig Wind in Richtung Turku. Viel trieben wir, am Ende konnten wir allerdings auch endlich mal wieder den Spi setzen und die Einfahrt nach Turku rein war dann wirklich sehr hübsch – auf beiden Seiten standen Villen am Wasser, die als jeweils baugleiche (nur ebene kleinere) Versionen als Boothäuser am Steg standen. Im Hafen wurden wir von einem Sturzregen erwischt, gerade als wir uns in eine sehr schmale Box quetschten. Dann war es mal wieder Zeit für einen größeren Einkauf, den man coolerweise mit der Fähre erledigen konnte! Immer ganz oben auf der Einkaufsliste: Zimtschnecken, Müsli und Blaubeerschokolade. Es liegt auf der Hand, wohin es uns zum Aufwärmen zog – die Sauna in Turku war riesig, aber leider fehlte uns der schöne Ausblick, denn sie lag in einem Keller. Auch von der Stadt waren wir am nächsten Morgen nicht so überzeugt… Entlang des Flusses ganz hübsch, aber abgesehen davon nicht so beeindruckend, fanden wir.

Nach Kirjais segelten wir dann ein uns mittlerweile bekanntes Streckenstück aus Turku heraus, kamen gut an und machten vor Ort einen ausführlichen Landgang, wieder ein Naturstieg, der durch den nahegelegenen Wald führte. Er war wirklich sehr natürlich und dicht bewachsen, und spuckte uns irgendwann dann mit einem Mal wieder auf der Straße aus. Die Sauna war hier leider privat!

Weil es windtechnisch günstiger war, ging es dann wieder hoch – nun kannten wir das Streckenstück dann wirklich sehr gut. Schön war es trotzdem, die Schären sind einfach immer noch ein beeindruckender Ausblick! Ein weiterer Grund für die Hafenauswahl, er hieß Pähkinäina, war, dass es dort einen Grill gab. Auch sonst waren der Hafen und die Schäre sehr süß und, wenn auch klein, gut ausgestattet – nach dem Grillen konnten wir uns auf dem Fußballplatz austoben. Leider war Pähkinäina die Mückenhochburg  - nirgends, weder davor noch bis zu diesem Zeitpunkt, war es schlimmer als dort!

Von dort aus segelten wir nach Jurmo. An dieser Stelle bringt es ein Zitat aus der Tagesbeurteilung unseres Logbuches ziemlich auf den Punkt: „Bis zum Stein gut…“. Mitten im Anlegemanöver an dem Steg, an dem auch die Fäkalienpumpe sowie die Tankstelle untergebracht waren (er wird also sicherlich öfter mal angesteuert), rummste es mit einem Mal. Zum Glück hatten wir ja kaum noch Fahrt, und auch die Tauchgänge direkt nach dem Festmachen ergaben zwar einige Kratzer am Kiel, aber es sah doch alles noch recht stabil aus. Außerdem fand Laura hier gleich noch einen zweiten Stein, um den wir beim Anlegen wohl gut herummanövriert hatten – entsprechend erleichtert waren wir, als wir am nächsten Tag abgelegt und ohne weitere Grundberührungen in Seglinge ankamen.

Die Navigation dorthin war wieder spannend – schmales Fahrwasser und ausgeklügelte Richtfeuer brachten uns sicher in den Hafen, in dem wir auch einen Hafentag einlegten, um den Wind am nächsten Tag abzuwarten. Als Proviant zum Landgang hatten wir selbstgebackenen Schokoladenkuchen dabei, kletterten am Wasser entlang und schauten uns die Wellen mal von Land aus an. Die waren (dank des dollen Windes) auch wirklich schön anzusehen, und so stark, dass wir an einer Stelle eine angespülte Untiefentonne fanden! Blaubeeren gab es auch, die wir gerade anfinden zu sammeln, als sich bei Lara, die sich ja auch an diesem Tag schon mit uns durchs Gehölz gekämpft hatte, eine Zecke bemerkbar machte! Wir tauften ihn Olaf, und machten uns auf den Weg zum Boot, um ihn herauszuoperieren, was sich leider als gar nicht so einfach herausstellte. Olaf war widerspenstig! Außerdem fiel uns hier auf, dass wir gar nicht mit der richtigen Gastlandsflagge unterwegs waren – die Ålands haben als autonomes Gebiet nämlich auch ihre eigene Flagge, weshalb wir unsere noch finnische schnell beschämt herunternahmen und gegen eine selbstgebastelte Aland-Flagge eintauschten. Das ist nämlich quasi die Schwedische, nur fehlt da noch ein rotes Kreuz, was mit unserem roten Iso-Tape schnell nachgebaut hatten.

Weil für den nächsten Morgen früher Wind angesagt war, den wir mitnehmen wollten, sind wir früh aufgestanden und so schon gesegelt, als die Sonne aufging. Das war total schön und hat sich gelohnt. Auf dem Weg nach Kardiskan bekamen wir wieder einmal die Winddreher zu spüren, die sich zwischen den Schären eben so ergeben. In den schmalen Fahrwassern muss man da auf alles gefasst sein! In der Ankerbucht wurden wir von einem anderen Segler begrüßt, der dort gerade in seinem Dinghi herumpaddelte. „Willkommen im Paradies!“ – es war auch wirklich sehr schön. Wir waren schwimmen und Blaubeeren pflücken, und hatten eine wunderschöne Ankernacht bei klarem Sternenhimmel.

Nach Mariehamn war Flaute angesagt, wir hatten ein kleines bisschen mehr Wind, aber es war trotzdem sehr warm. Der Hafen war beinahe leer, wir segeln wirklich praktisch durch die Saisons – die Schweden müssen so langsam auch wieder zurück sein. Das spiegelt sich übrigens auch in den Saunen wider - die war dann nämlich wirklich leer (bis auf uns).

Von Mariehamn aus ging es dann hinüber nach Schweden – mal wieder über offenes Meer, was sich etwas ungewohnt weitläufig anfühlte, aber auch an die Heimat erinnerte und deshalb eigentlich gar nicht ungewohnt, sondern auch mal wieder ganz schön war. Abends kamen wir an der Schäre an; hier lagen schon zwei Boote an der eigentlich günstigsten Ankerstelle. Aber sie nahmen uns freundlich in der Mitte auf, wir lagen also gut eingepackt und mit netten Nachbarn fest an Granhamnn. Mit diesem Schlag hatten wir dann tatsächlich das Logbuch vollgeschrieben und mussten erstmal auf Notizzettel ausweichen.

Nach Finnhamn konnten wir uns über eine kurze Kreuzstrecke eine Regatta liefern – der Segler, den wir uns dafür ausgesucht hatten, war sich seines Glücks erst gar nicht bewusst, aber dass er es bald merkte konnten wir gut daran erkennen, wie nun auch er anfing in seine Segel zu schauen und von seiner Position hinter dem gemütlichen Autopiloten aufzustehen. Unglücklicherweise war sein Boot viel länger als »Taffi«, aber wir haben alles gegeben und konnten ganz gut mit ihm mithalten!

Dann ging es durch einen ziemlich schmalen Sund, mit Wind von voraus – wir kreuzten also ganz ordentlich, bis zur nächsten Wende waren es nicht selten nur 0,2sm. Aber es gab viel zu sehen, und wir hatten ja Lust auf Segeln! In Finnhamn war der Hafensteg voll, deshalb haben wir am Felsen festgemacht – hier lagen auch viele Boote, eigentlich war die ganze Bucht voll. Das Ganze hat sich angefühlt wie ein Campingplatz – es gab sogar ein Sprungbrett. Wir waren schwimmen und springen und haben den schwedischen Sommer genossen.

Der nächste Hafen war Stockholm – und damit war die Etappe dann auch vorbei. Auf dem Weg dahin mussten wir wieder kreuzen, die Strecke war gut befahren – Motorboote und Fähren, viel Verkehr auf dem Wasser. Festgemacht haben wir im Wasahafen, der zentral liegt und von mindestens drei Museen umgeben ist. Wir sollten es aber schaffen, in keinem davon zu landen – die Sonne schien sehr schön über Stockholm, wir haben uns auch so gut beschäftigt. Nicht weit von dem Hafen gibt es einen Freizeitparkt, vom Boot aus konnten wir die Fahrgeschäfte sehen – und vor allem die Menschen darin hören! Sie schreien von morgens bis in die Nacht, das war ein bisschen skurril.

Nach dem Festmachen haben wir noch einen Abendspaziergang durch die Stadt gemacht, am nächsten Morgen war dann Klarschiffmachen angesagt. Till Ritgen haben wir als neues Crewmitglied mittags abgeholt und hatten dann noch Zeit, um die Stadt zu erkunden und abends erst der Sonne beim Untergehen und dann den vielen Sternschnuppen zuzuschauen.

Am Samstag haben wir Lara und Lara verabschiedet, und beenden damit auch diesen Etappenbericht in Stockholm.

Was wir auf dem Heimweg noch erleben, wird es hier zu lesen geben!

Text Laura und Sophia Groninger, Fotos Lara Völmicke und Lara Tenbrink