Navigation und Service

Ausbildung

KiWo mit der J70 der Yachtschule

Im Juli zum ersten Mal mit der neuen J70 und als Team trainiert, im September dann im riesigen und erfahrenen J70-Feld der Kiwo mitsegeln- ob das gut gehen kann und was die Yachtschul-Crew dabei alles gelernt und erlebt hat, erzählt Merle:

© Uwe Paesler/ Kieler Nachrichten

Mit dem Erwerb der neuen J70 der Yachtschule zur Saison 2020 stand auch der Plan, mit einem Yachtschulteam an möglichst vielen Regatten des Jahres teilzunehmen. Dann kam Corona, die Boote durften nicht ins Wasser, folglich war also kein Training und auch keine Regatten möglich. Das alles hatten wir uns ein bisschen anders vorgestellt und so waren wir sehr erfreut über die Verlegung der diesjährigen Kieler Woche in den September. Im Juli wurde der Beschluss gefasst: Wir möchten mit Barandon bei der KiWo mitsegeln. Schnell war ein Team, bestehend aus Vincenz Krauß, Florentina Kraft, Paul Ingwersen, Cedric Bertow und Merle Sophie Rickers, gefunden und ein Trainingsplan musste her. In zwei Monaten auf einen Stand kommen, auf dem wir mit dem Feld der KiWo mithalten können? Das erschien zunächst unmöglich, schließlich hatten wir alle kaum bis gar keine J70 Erfahrung. An den nächsten Wochenenden wurde fleißig trainiert, sowohl Praxis als auch Theorie. Unterstützung erhielten wir dabei vom Juniorenligateam. Unser Ziel war es, möglichst viel zu lernen und neue Erfahrungen mitzunehmen. Diese Einstellung verfolgten wir auch hinsichtlich der Regatten der KiWo, denn uns war bewusst, dass wir als jüngste und unerfahrenste Teilnehmer an den Start gingen.

Die Vorfreude auf die bevorstehende Herausforderung war groß, als wir am Samstag, den 5.September, das Gelände in Schilksee erreichten, um zwischen den anderen J70 Seglern unser Boot aufzubauen. Der erste Start war erst gegen Mittag angesetzt und so blieb noch etwas Zeit, um sich zu sortieren und auslaufbereit zu machen. Es war nicht wenig Wind, gerade auch weil unser Kurs auf Charly, sprich weiter draußen gelegt war. Schwierige Voraussetzungen für unsere erste Regatta überhaupt. Wir legten einige erstaunlich gute Starts hin, blieben zwar meist weit hinter dem Feld, aber bekamen im Laufe des Tages ein Gefühl für das Geschehen und das Boot. Nach drei Wettfahrten bei starkem Wind und Welle waren wir ziemlich erschöpft. Trotzdem hat der erste Tag auf dem Wasser bei uns allen einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen. Und so war die Motivation auch am darauffolgenden Tag hoch, an welchem wir direkt vor Schilksee auf der TV-Bahn segelten. Die zwei ausgetragenen Rennen zeigten deutlich, wo unsere Defizite lagen: Während der Start gut gelang, verloren wir meist auf der Kreuz im Gegensatz zu den anderen Teams, viel Höhe, das konnte dann auch der häufig problemlos und schnell gefahrene Downwind nicht mehr rausreißen, da Runde für Runde auf der Kreuz der Abstand zum Feld größer wurde. Natürlich war das in gewissem Maße frustrierend, gab uns aber auch Anlass dazu, als Gruppe zusammenzuarbeiten und uns zu überlegen, an welchen Stellen man etwas ändern könnte. Gegen Nachmittag schlief der Wind ein und die dritte Wettfahrt musste abgesagt werden. Dafür standen am Montag dann vier Rennen auf dem Programm, besser hätte es kaum kommen können, denn die Windverhältnisse waren perfekt für unsere Crew. Bei circa. 14 Knoten hatten wir mit wenig Gewicht an Bord einen Vorteil gegenüber vielen anderen Booten. Bei den Bedingungen und mit den Erfahrungen der vergangenen zwei Tage gelang es uns im Feld mit zu fahren und wir hatten ein Erfolgserlebnis, als wir vier Boote hinter uns ließen und 26. wurden. Obwohl der Wind gegen Ende wieder zunahm und man das auch an unseren folgenden Platzierungen erkennen konnte, hatten wir alle viel Spaß und werden diesen Tag definitiv als Höhepunkt in Erinnerung behalten.

Am vierten und letzten Tag zeigte der Wetterbericht schon auf, was uns erwarten sollte: Regen und Böen bis 35 Knoten. Noch im Nebel steuerten wir morgens die TV-Bahn an, um auf unser erstes Startsignal zu warten. Während wir beim ersten Rennen, trotz starken Windes, das Boot noch im Griff hatten, nahm der Wind vor dem zweiten Rennen noch mehr zu und so beendeten wir das letzte Rennen der KiWo nicht unter Gennaker. Diesen hatten wir zwar versucht zu setzen, waren aber daran gescheitert, ihn bei konstanten 35 Knoten ohne zu schießen zu fahren. Unsere Laune trübte das nicht, ganz im Gegenteil, beim Reinfahren in den Hafen wurde noch einmal Revue passiert: Viele neue Erfahrungen, Steigerung unserer Fähigkeiten und in der Gesamtwertung nicht Letzter. Wir konnten zufrieden sein und hatten unser persönliches Ziel erreicht. Es war eine großartige Erfahrung und wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten bei der KiWo 2020 dabei zu sein. Ein weiterer Beschluss ist schon gefasst: Nächstes Jahr wieder und dann besser!

Bericht: Merle Sophie Rickers, Fotos: Uwe Paesler/KN und Secretsailing