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Kuhreise 2020, Etappe 1

Die Kuhreise der Yachtschule sollte uns 2020 eigentlich nach Norwegen führen. Doch die weltweiten Entwicklungen in den ersten Monaten des Jahres ließen schon bald erahnen, dass die Sommerreise nur unter ganz bestimmten Bedingungen möglich sein würde. Bis kurz vor Start Anfang Juli war noch nicht einmal klar, ob wir überhaupt lossegeln durften und so waren wir alle sehr glücklich, als feststand, dass wir mit einer zehnköpfigen Crew in die dänische Südsee aufbrechen konnten.

Bei Sonnenschein und guter Laune lief die Zukunft am 3.Juli aus der Kieler Förde aus und steuerte unser erstes Ziel, Bagenkop auf Langeland, an. Am Abend im Hafen folgte dann schon die erste Ernüchterung: Es hatte inzwischen angefangen in Strömen zu regnen und das Wetter sollte sich in den nächsten Tagen nicht verbessern, zusätzlich waren immer 25 Knoten aufwärts angesagt. Wir waren als noch nicht eingespielte Crew dazu gezwungen, einen Hafentag einzulegen. Diesen verbrachten wir mit Gesellschaftsspielen, Lesen und ähnlichen Beschäftigungen hauptsächlich unter Deck. Ein richtiges Sommergefühl kam auch am nächsten Tag noch nicht auf, als wir um fünf Uhr morgens an der Westseite Langelands hoch in Richtung Fyn aufbrachen. Der Wind war trotz der frühen Uhrzeit schon sehr stark und stellte uns vor eine erste Prüfung. Gegen frühen Mittag erreichten wir den Hafen in Nyborg, wo sich die Sonne ein erstes Mal zeigte und das natürlich direkt für ein erstes Bad im Hafenbecken genutzt wurde. Einige von uns schauten sich die Stadt an und auch die Angel wurde rausgeholt. Die Stimmung war gut und für uns stand fest, wir wollten, obwohl der Wind nicht wirklich abflauen sollte, am nächsten Tag weiter segeln. Die ersten Meilen hatten wir gute Bedingungen, jedoch kündigte sich hinter der Großen Belt Brücke ein Gewitter an. Der Wind nahm zu und wir segelten einen Anlieger bei 25 Knoten und starken Böen, dazu kam eine Welle von einem Meter. Das hatten wenige von uns bisher auf der Ostsee erlebt. Es regnete fast durchgehend und so kam das Wasser bald von allen Seiten. Wir als Crew waren uns einig, dass es trotzdem ein grandioses Segeln war.

Gegen Abend erreichten wir Ballen und entschieden uns für das Einlegen eines weiteren Hafentages, da für den nächsten Tag wieder 40 Knoten angesagt waren. Der direkt an den Hafen angrenzende Strand lud zum Baden und Spazieren gehen ein. Beim gemeinsamen Grillen am Abend wurde der Entschluss gefasst, am nächsten Tag früh aufzubrechen und in Wachen nach Skagen zu segeln. Leider machte uns der Wind einen Strich durch die Rechnung und auf Höhe Greena drehten wir ab nach Anholt. Auch auf der kleinen Insel, welche ja sonst im Sommer immer restlos überfüllt ist, waren die Auswirkungen von Corona zu spüren und es war deutlich leerer. Natürlich durfte auch hier das Baden in der Ostsee nicht fehlen und der Sonnenuntergang hätte schöner nicht sein können. Bei strahlendstem Sonnenschein nahmen wir am nächsten Tag Kurs auf Læsø. Die Sonne schien und schon bald zogen wir den Gennaker hoch. Dieser kam dann auch den ganzen Tag zum Einsatz. Gegen 19:00 erreichten wir Østerby und zum Abendbrot gab es Hot Dogs.

Auf der Strecke von Østerby nach Skagen, stand der Wind perfekt, um mit Spinnaker zu segeln. Bei genauso schönem Wetter wie am Vortag setzten wir gegen Mittag den Spi. Nach mehreren Stunden unter Spi schlief der Wind ein und nach dem Runternehmen des Spis machten wir eine kurze Badepause. Sehr beeindruckend war die Reede vor Skagen, in der neben vielen Tankern auch einige Kreuzfahrtschiffe vor Anker lagen. In Skagen erreichten wir einen ziemlich vollen Hafen und so kam es, dass wir mit fünf anderen Booten im Päckchen lagen. Schon vor Beginn der Reise stand fest, dass wir in Skagen einen Hafentag machen wollten. Für unseren Landgang stand eine Fahrradtour zur Nordspitze auf dem Programm. Das Aufeinandertreffen von Nordsee und Ostsee war wirklich ein faszinierendes Bild. Eine weitere Attraktion war auf jeden Fall auch die Robbe, welche zwei Meter entfernt von uns am Strand schwamm. Wieder zurück im Ort bummelten wir noch etwas durch die Einkaufsstraße und aßen auch endlich ein echtes dänisches Softeis. Der Landgang in Skagen zählte für viele auf jeden Fall zu den Highlights unserer Reise. Ausgeruht ging es am darauffolgenden Tag wieder zurück nach Anholt. Wir hatten gute Bedingungen und erreichten den Hafen gegen Nachmittag, im Gegensatz zu unserem ersten Aufenthalt auf der Insel war der Hafen nun sehr gut gefüllt, das Wetter war aber auch erheblich besser. Unser Landgang am Hafentag umfasste einen zweistündigen Spaziergang am weißen Sandstrand. Am Abend nutzten wir das schöne Wetter, um zu Grillen. Gestärkt entschlossen wir uns dazu, noch am selben Tag wieder aufzubrechen und durch die Nacht nach Middelfart zu segeln. Eine Stunde nach dem Auslaufen gingen wir ins Wachsystem. Vor uns lag ein Windpark, welchen wir durchkreuzten, während die Sonne langsam unterging. Wir segelten die ganze Nacht und den nächsten Tag volle Kreuz. Kurz nach dem Abendessen auf See erreichten wir nach knapp 24 Stunden Middelfart, wo wir nur noch in unsere Kojen fielen. An den letzten Tagen der Reise hatten wir leider komplette Flaute und so waren wir gezwungen nach Sønderborg zu motoren. Dort verbrachten wir noch einen schönen letzten Abend in Dänemark, bevor wir am Donnerstag, wieder unter Motor, Schilksee ansteuerten. Hier verbrachten wir eine weitere Nacht, da Christian am Morgen seine SSS Prüfung bevorstand, die er mit Bravour absolvierte. Herzliche Glückwünsche von der ganzen Crew an dich! Bevor die Kuh sich wieder in Richtung Heimathafen bewegte, machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Regattafeld der Segelbundesliga und sahen uns ein paar Regatten an. Glücklich und erholt stand in Düsternbrook noch das Aufräumen an und dann ging es für alle wieder nach Hause.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Reise sehr abwechslungsreich war. Sowohl was Wind als auch Wetter angeht, es war alles dabei, von Flaute bis starkem Wind, von Sonne bis strömendem Regen, jeder Tag der zwei Wochen war einzigartig. Und wie bei jeder Reise sind auch wir als Crew im Laufe der Reise immer eingespielter geworden. Die erste Kuhreise 2020 war trotz Routenänderung unvergesslich.

 

Text und Fotos: Merle Sophie Rickers