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Ausbildung

Opti-Seglerinnen beweisen Sportsgeist

Riva del Garda. Sie sind die DSV-Seglerinnen des Monats: Julia von Geyr und Nele Krause. Die beiden 10 und 11 Jahre alten Opti-Seglerinnen ließen auf dem Lake Garda Meeting Regatta Regatta sein und eilten einem Opti-Segler in Not zur Hilfe.

Hochkonzentriert an der Pinne: Nele Krause im Training. (c) Jan-Hendrik Pirwirtz

Andrea Camin, Präsident des Fraglia vela Riva, überreicht Julia von Geyr den Fairness-Pokal beim 41° Garda Lake Opti Meeting © Fraglia Vela Riva/Zerogradinord

Es ist der letzte Tag der Qualifikationsserie auf dem Gardasee. Hunderte von Opti-Segler*innen sind auf dem Wasser. Eine kräftige Ora bläst. Julia von Geyr und Nele Krause segeln auf dem Kreuzkurs zur Luvtonne – bei ihrem Gewicht die anspruchsvollste Strecke. Kurz vor der Tonne bemerken beide, dass mit einem Segler in ihrer Nähe etwas nicht stimmt. Beide segeln sofort zu ihm. 
Julia berichtet: „Kurz vor der Luvtonne bin ich zu einem Boot gekommen, das im Wind stand. Der Junge darin bat mich um Hilfe und sagte auch, dass er schwer Luft bekommt. Daraufhin habe ich erstmal ein Juryboot gesucht und dabei seinen Trainer gesehen und ihm Bescheid gesagt. Danach bin ich wieder zu dem Jungen gesegelt und blieb bei ihm, bis der Trainer ankam.“
Nele Krause hat die Situation so erlebt: „Als ich (…) auf die Layline gewendet bin, sah ich wie mein Mitsegler plötzlich wendete und langsam zu mir segelte, wobei er sehr schlapp aussah. Daraufhin fuhr ich ihm entgegen und er erklärte mir, dass er keine Luft mehr bekäme. Ich habe dann auf schnellstem Wege der Jury Bescheid gesagt. Allerdings konnten sie ihn im Pulk des nachfolgenden Fleets wahrscheinlich nicht sehen, weshalb ich aus dem Feld fuhr, um meinem Trainer Bescheid zu sagen.“
Als dafür gesorgt ist, setzen Julia und Nele setzen ihre Wettfahrt fort. 

Nicht nur die Familien der beiden Mädchen, auch die Jury des Lake Garda Meeting war beeindruckt von dem selbstlosen Verhalten, das sie an den Tag gelegt hatten. Julias Mutter Judith von Geyr berichtet: „Ich habe Julia ganz fest gedrückt und ihr gesagt, dass sie genau das Richtige getan hat. Das hörte ein anderer Vater und gab uns den Hinweis, dass Julia einen Antrag auf Wiedergutmachung stellen könne, da sie ja durch das Warten viele Plätze verloren hatte. Das haben wir dann gemacht“. Julia erhielt eine Vergütung von 20 Plätzen in Qualifikationsrennen. 
Sara Krause, die Mutter von Nele, erzählt: „Ich habe an Land nicht mitbekommen, was auf dem Wasser vor sich ging. Als ich die Nachricht von Neles Trainer bekommen habe, dass Nele früher reinkommt, war ich deshalb sehr verwundert. Wie sich dann herausstellte, war Nele aufgrund der Hilfsaktion erst sehr spät ins Ziel gekommen, sodass sie fast gar keine Pause vor dem nächsten Start gehabt hätte. Deswegen hat sie den Regattatag vorzeitig beendet und das zweite Rennen ausfallen lassen. Dass sie dadurch viele Punkte verloren hat und im letzten Fleet gelandet ist, haben wir erst später realisiert. Zunächst einmal waren wir beide froh, als wir im Hafen erfuhren, dass es dem Jungen gut geht!“
Der Präsident des veranstaltenden Fraglia Vela Riva, Andrea Camin, überreichte Julia auf der Siegerehrung zwei Tage später den Fairness Pokal. Nele, die nicht protestiert hatte, erhielt zwar keine Anerkennung vor Ort, aber ihr Einsatz wurde am Abend in ihrem Team gewürdigt und ausführlich besprochen. 
Kai Bertallot, Leiter der Jüngsten- und Regattagruppe des Kieler Yacht-Club e.V., bringt den selbstlosen Einsatz von Julia und Nele auf den Punkt: „Die beiden Mädchen haben im Rennverlauf einem anderen Teilnehmer in einer Notsituation geholfen. So soll es sein! Gesundheit und Hilfeleistung müssen vor allen anderen Dingen stehen."
„Der DSV gratuliert Julia und Nele dafür, dass sie so selbstlos und verantwortungsvoll gehandelt haben. Wir sind sehr stolz auf diese tollen jungen Seglerinnen und hoffen, dass ihr Beispiel Schule macht“, lobt der Deutsche Segler Verband, der die Mädchen für ihren selbstlosen Einsatz zu den DSV-Seglerinnen des Monats kührte.
„‘Consider the welfare and safety of all sailors before, during and after the event‘, das steht gleich vorn im Verhaltenskodex der International Optimist Dinghy Association. Julia von Geyr und Nele Krause aus Schleswig-Holstein setzten den Verhaltenskodex beim 41. Lake Garda Meeting um“, lobt der Internationale Optimisten-Verband.

Der kranke Segler erholte sich schnell und war an den folgenden beiden Tagen wieder auf dem Wasser.


Text: Carina Wegner