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Ausbildung

Wir haben das Olympiaticket nicht gelöst, aber wir fühlen uns nicht als Verlierer

Ein toller Bericht zweier großer Sportsmänner: Justus Schmidt und Max Böhme im Rückblick auf ihre Olympiakampagne.

Vor fast zehn Jahren haben wir uns als Team durch einen glücklichen Zufall getroffen und entschieden, gemeinsam im 29er  durchzustarten.

Vor ungefähr fünf Jahren wagten wir nach einer sehr erfolgreichen gemeinsamen Zeit im 29er den Schritt aus dem Jugendboot hin zum olympischen 49er. Wir waren getrieben von der Leidenschaft am Segeln, dem persönlichen Ehrgeiz, eines Tages zu den besten im 49er zu gehören, an den Olympischen Spielen teilzunehmen und von dort am besten auch noch eine Medaille mit nach Hause zu bringen.

Wie beinahe jedes Team haben wir den Umstieg in den 49er unterschätzt, der Weg bis an die Spitze eines international hochkarätigen Feldes war länger, als wir uns das vorgestellt haben. Unser Teamzusammenhalt und unsere Motivation, die Zähne für sportlichen Erfolg zusammenzubeißen, wurde immer wieder auf eine harte Probe gestellt und doch wurden wir nach vier harten Jahren für die investierte Arbeit belohnt. Es war die Saison 2015, wir fuhren bei jeder Regatta in die Top-Ten, gewannen die Kieler Woche und fuhren am Ende auch noch den Europameistertitel ein.

Der Kampf um das Olympiaticket war damit eröffnet, mit den Bonuspunkten für das Podium in der Tasche hatten wir uns in eine saftige Führung manövriert und boten den bis dahin absoluten Favoriten, unseren Freunden und Trainingspartnern, die Stirn. Wir kamen aus der Position des Underdogs, mussten niemandem etwas beweisen und segelten die beste Regatta unseres Lebens. Aus dem Kampf David gegen Goliath wurde damit ein Rennen auf Augenhöhe.

Im November des selben Jahres folgte die zweite Ausscheidungsregatta, die Weltmeisterschaft in Buenos Aires. Die Vorbereitungen liefen sehr gut, wir waren schnell und in guter Form. Dann wurde zunächst Justus in der Vorbereitung von den Keimen des vor Ort dreckigen Wassers heimgesucht und machte damit der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung einen Strich durch die Rechnung.  Während der Regatta war dann Max fällig, wir konnten, geschwächt von der Krankheit, nicht auf dem nötigen Level segeln und fuhren null Punkte für die Qualifikation ein.

Erik und Thomas beendeten die Weltmeisterschaft auf einem guten fünften Platz und gingen damit in Führung um das  Olympiaticket.

Der Showdown sollte also vor Mallorca stattfinden. Mit 4 Punkten Vorsprung waren Erik und Thomas für uns in Schussweite, für eine Qualifikation durfte sich keines der Teams große Patzer erlauben, derjenige von uns, der die bessere Regatta segelt, würde das Ticket lösen. Nach dem ersten Tag lagen wir mit zwei zweiten Plätzen und einem Streicher leicht in Führung, Erik und Thomas folgten mit 3 konstanten Ergebnissen unter dem Top 4. Am darauf folgenden Tag waren wir in der Gesamtwertung Platz vier und fünf.

Ein denkwürdiger Tag folgte am vierten der insgesamt sechs Renntage. Nach zwei Wettfahrten brachen wir uns in der Pause durch eine Unachtsamkeit den Mast. Kurzerhand überließ uns das britische Team James Peters und Fynn Sterrit deren Boot, in der Zwischenzeit wurden Tim Fischer und Fabian Graf aktiviert, die ihrerseits die Rennen aufgaben und ihr Boot an die Briten weiterreichen konnten. Wir profitierten damit von einem gigantischen Sportsgeist dieser beiden

Teams, der seines gleichen sucht und bedanken uns für diese Aktion! Ohne ein solches Manöver hätte die Olympiaausscheidung für uns ein vorzeitiges Ende genommen und wäre niemals so spannend verlaufen.

Am Ende des fünften Tages hatte die Qualifikation ihren endgültigen Sieger gefunden. Wir fuhren an diesem Tag zunächst einen zweiten und sechsten Platz, machten es damit noch einmal spannend. Ein Frühstart im darauf folgenden Rennen legte uns das Handwerk, der Vorsprung auf Erik und Thomas wurde uneinholbar groß. Im Medal Race am darauf folgenden Tag war das Ergebnis also nur noch Kosmetik.

Am Ende lagen wir mit Platz sechs in der Gesamtwertung genau einen Platz hinter Erik und Thomas, ein symbolisches Ergebnis für ein neunmonatiges Kopf an Kopf Rennen um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio 2016.

Trotz der nicht geglückten Qualifikation sehen wir uns nun nicht als Verlierer. In den vergangenen vier Jahren unserer Kampagne haben wir das Motto ´Der Weg ist das Ziel´ wirklich gelebt und wurden Zeuge von echtem Teamgeist. Zusammen mit unserem Trainer Thomas Rein haben Erik ,Thomas und wir es geschafft, eine Trainingsgruppe in der internationalen Weltspitze zu positionieren, die an dem internen Konkurrenzkampf nicht zerbrochen, sondern gewachsen ist. Es ist uns nun ein persönliches Anliegen, die Jungs auf ihrem Weg hin zu olympischem Edelmetall zu unterstützen, während wir mit einem Auge schon Tokio 2020 ins Visier genommen haben.

Vielen Dank für die grandiose Unterstützung

Justus und Max