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Strande. Susann – "Sanni" – Beucke ist zu Besuch in der Heimat. Vor 20 Jahren im 29er - jetzt läuft sie erstmals mit ihrem eigenen Offshore-Boot in der Strander Bucht ein. Die Kinder der Jüngsten- und Regattagruppe des Kieler Yacht-Clubs bereiten der 32-jährigen einen herzlichen Empfang – und erleben eine Alumna zum Anfassen.

Hier ging es für Susann - Sanni - Beucke vom Opti in den 29er. Die Kinder der Jüngsten- und Regattagruppe begrüßen die Seglerin. © ChristianBeeck.de/ KYC

Fragen über Fragen für Sanni. © ChristianBeeck.de/ KYC

Sanni und Martin Lutz im Interview der Kinder © ChristianBeeck.de/ KYC

Traut euch! (c) Christian Beeck/ KYC

Klar zum Entern! Die ersten Zehn dürfen auf die Figaro. © ChristianBeeck.de/ KYC

Alle Mann an Bord. Zur Frau. "This Race is Female" ist das Motto von Sannis Kampagne. © ChristianBeeck.de/ KYC

„Ich weiß einfach noch genau wie es sich anfühlt, sich das Fahrrad zu schnappen, hier runterzufahren, die Masten zu sehen, vorne dann auf der Wiese den 29er zu haben“, lächelt Susann Beucke. „Bis dahin war das ‚Stockbrotbraten‘ vielleicht noch wichtiger als das Segeln, aber mit dem 29er hat es dann richtig ‚klick‘ gemacht. Der Spaß war da, ich wurde ehrgeiziger und zu der Zeit wuchs auch der Wunsch in mir, ich möchte, ich will mal an den Olympischen Spielen teilnehmen“, erzählt sie im Interview mit dem Mitteilungsblatt des Kieler Yacht-Clubs. In Schilksee traf sie dann Tina Lutz – und begann mit ihr im 420er eine Segelkarriere, die sie über den 470er in den 49er FX, bis hin nach Tokio führen sollte.
August 2021: In Strande feiert der Club seine Heldinnen und Helden, frisch zurück eingeflogen aus Japan: Susann hat es geschafft. Mit Tina hat sie zusammen die deutsche Medaille im 49er FX ersegelt. Neben den Optimisten, in der Bootshalle der Jüngsten- und Regattagruppe, lassen die Strander und Kieler ihre Seglerinnen und Segler hochleben. [Die Yacht berichtete.] Schon da weiß sie: Es zieht sie weiter nach draußen, ins Offshore-Segeln. „Ich hab das Gefühl, in Kiel sind immer alle wichtigen Ereignisse“, strahlt sie.
Heute hat sie es geschafft: Sie ist bei The Ocean Race mitgesegelt, hat mit ihrem Team vor Kapstadt den Etappensieg eingefahren. Beim Fly-By des Mannschaftsrennens um die Welt in Kiel hat sie live im NDR kommentiert. In Strande ist sie heute auf eigenem Kiel, mit ihrem Figaro, mit dem sie in Frankreich das Hochseesegeln trainiert, allein – in guter Gesellschaft:
Vergangenes Jahr ist sie bei der „Solitaire du Figaro“ gestartet. Die „Solitaire“ ist ein Härtetest für Offshore-Segler. Vor der französischen Küste bis hinein in die Keltische See treten hier die Seglerinnen und Segler, die weit hinaus wollen, gegeneinander an. Ihre Boote sind rund zehn Meter lang. Mit Sannis Boot sind weitere 34 Boote ins Rennen gegangen, vier davon mit Skipperinnen. Viele der Teilnehmenden träumen von der Vendée Globe, der Solo-Weltumseglung - ein Traum den schon Boris Herrmann lebt.

Begeisterte Begrüßung in Strande
„Darf ich mal anfassen?“ – Als Sanni ihre Silbermedaille zeigt, geht ein Raunen durch die Menge der Kinder an der Hafenkante. In Strande trifft die Alumna auf den Nachwuchs des Kieler Yacht-Clubs. Die Kinder und Jugendlichen haben sich unter dem Kran versammelt, um einen Blick auf die 32-jährige Seglerin zu werfen, die gut gelaunt barfuß auf sie zukommt. Sie haben für sie aufgebaut: Ein Opti und eine RS Feva warten hier warten auf sie – eine Erinnerung an ihren Umstieg in die Zwei-Personen-Boote, auf denen die junge Susann in der Jüngsten- und Regattagruppe die Freude am Segeln gefunden hatte. „Na, magst du noch einmal einsteigen?“, begrüßt der stellvertretende Vorsitzende des Clubs, Martin Lutz, die Seglerin. Er kennt sie seit ihren 29er-Zeiten. Schnell wird es voll. Mit großem Hallo begrüßen die Jungen und Mädchen ihre prominente Clubkollegin. Und natürlich wollen alle mit aufs Foto. Fotograf Christian Beeck reagiert schnell. Aus der Höhe schafft er es, Sanni samt Kindern und Jollen einzufangen.
Dann heißt es: „Klar zum Entern“. Sanni führt die Jungen und Mädchen in einer Traube Steg fünf entlang, hin zu ihrem Offshore-Racer. „Eins, zwei, drei…“ – je zehn Kinder zur Zeit dürfen auf den Figaro - und die Rennmaschine bis in die Details begutachten. 
„Wie navigierst du?“ „Wo schläfst du?“ „Bist du wirklich immer ganz allein auf See?“ „Was isst du unterwegs?“ „Wo ist das Klo?“ Nein, sie weicht nicht aus. Voller Begeisterung für den gemeinsamen Sport, direkt und offen beantwortet Sanni die Fragen der Kinder aus ihrem Heimatverein. 
Passt es? Ja! Fürs gemeinsame Foto kommen alle an Bord. „Lächeln“ muss keiner rufen.
„Es war für mich total erstaunlich zu sehen, wie viele Kinder gekommen sind, wie viel Interesse da war“, freut sich Sanni. „Am Ende hab ich mir gedacht: Hätte ich gewusst, damals, als 29er-Seglerin, dass ich dann, ja, 20 Jahre später hier stehen würde mit meinem eigenen Boot, mit der Medaille, mit einer tollen Kampagne im Gepäck, das hätte ich mir wahrscheinlich nicht träumen lassen. Ich war richtig gerührt zu sehen, wo das alles hingeführt hat. Das war total schön.“
Für Sanni wird es Zeit: Leinen los für den weiteren Weg hin zu ihrem nächsten großen Ziel: Der Vendée Globe 2028. Aber erst einmal will sie die „Solitaire du Figaro“ gewinnen. Als erste Deutsche. Ihr Motto: „This Race is Female.“ 
„Saaanni!“ - Die „Hinden“ geht grüßend vor ihr raus. Freundliches Winken von allen Seiten. Ja, hier hat die Seglerin ganz klar ihre Heimat – und viele neue, begeisterte Fans. 

 

Carina Wegner