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Von Nebelsegeln, Kartenspielen und dem Weg nach Kiel

Die letzte Etappe der Ostsee-Rundreise begann in Stockholm, wo wir Till Ritgen und Christian Berger an Bord genommen haben.

Nach ein paar schönen Tagen in Stockholm, die wir noch genutzt haben, um unseren Sherry-Vorrat aufzustocken, haben wir Montagvormittag abgelegt. Der Stockholmer Schärengarten empfing uns mit dem ersten schmalen Sund. Durch den hätten wir uns nicht hindurchgetraut, wenn uns Carsten nicht vorher versichert hätte, dass das doch alles passt und nicht nur sicher, sondern auch schön sei. Und das war es! Abends machten wir an einer Schäre fest, hatten einen schönen Sonnenuntergang und Liegeplatz – und die Schäre ganz für uns allein.

Am nächsten Tag ging es bis Öja, wir gingen mit Heckanker in den Hafen und machten uns dann auf den Weg über die Insel. Der Landgang führte uns an Brombeeren vorbei bis zu einem Militärstützpunkt, der erst vor wenigen Jahren aufgelöst wurde. Wir beschauten uns das alles, viel gab es allerdings nicht zu entdecken. Von Öja aus machten wir ganz aus Versehen einen langen Schlag (dabei waren die beiden Laras, die uns beim letzten Mal einen so langen Segeltag beschert hatten, gar nicht dabei). Der führte uns bis an eine Schäre. Am nächsten Morgen lag hier die Landschaft im Nebel, was schön war – froh waren wir trotzdem, als der sich nach dem Ablegen schnell auflöste. Leider war passend zum Nebel auch wenig Wind, überhaupt machte alles schon einen ziemlich herbstlichen Eindruck. Mittags kam die Sonne raus und die wenige Fahrt wurde für eine Badepause mit Robbe genutzt. Die tauchte eine Weile lang hinter uns auf, war entweder hungrig oder neugierig, wir waren uns nicht sicher und kamen vorsichtshalber schnell aus dem Wasser. Abends entschieden wir uns statt Schäre doch für einen Hafen, da Gewitter angesagt waren. In Klintemala war es auch sehr hübsch. Die Saison war hier schon beendet, wir waren eines der wenigen Boote im Hafen und hatten den Grill ganz für uns allein, wo wir einen schönen Sommerabend mit Lagerfeuer verbrachten. Das Gewitter ließ allerdings auf sich warten und war dann für den nächsten Nachmittag angekündigt, deswegen ging es also früh los und trotz gutem Wind schon nach 15 Meilen in den Hafen nach Byxelkrok auf Öland. Dort konnte der Tag noch gut genutzt werden mit einem Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel, Schwimmtouren bis zur roten Tonne (weiter weg, als sie aussah) und Zimtschnecken. Durch den Kalmarsund segelten wir am nächsten Morgen wieder früh los, bis mittags war schöner Wind angesagt, dann kam ein Winddreher um 180 Grad, eine kurze Mittagsflaute und später wieder etwas Wind, so dass wir pünktlich in Kalmar waren und die Stadt und das Schloss besichtigen konnten. Schließlich gab es in der Seglerküche sogar einen Backofen – so schnell war die Pizza schon lange nicht mehr fertig! Dort trafen wir auch ein paar alte Bekannte aus den Häfen davor; viele Deutsche mussten sich langsam auf den Rückweg machen. Am nächsten Morgen konnten wir aber allen davonfahren, als wir bei etwas mehr Wind als gedacht den Spi setzen konnten. So entschieden wir uns sowohl beim ersten als auch beim zweiten angedachten Hafen, noch weiter zu segeln. Am Ende wurden wir allerdings immer langsamer und wunderten uns, dass wir trotz gleichbleibenden Windes nicht mehr Recht vorankamen. Des Rätsels Lösung war eine riesige Menge Seegras, die sich am Ruder verfangen hatte und ordentlich bremste. Einiges ließ sich unter akrobatischen Anstrengungen entfernen, den Rest tat schließlich der Rückwärtsgang, als wir abends in Sandhamn einliefen. Der Hafen war hübscher, als der Hafenführer versprach und es gab sogar Hafenfahrräder, die den Weg zum Klo zur Rennstrecke machten! Mit den Fahrrädern war der morgendliche Ausflug zum Vorräte aufstocken auch schnell erledigt. Dann musste noch der Keilriemen gespannt werden, bevor wir uns zum langen Schlag aufmachten (der machte sonst so einen Lärm, das konnten wir nicht ignorieren). Nach dem wenigen Wind der letzten Tage war nun endlich ein schönes Windfenster angesagt, das wir nutzen wollten, um ordentlich Strecke Richtung Heimat zu machen. Tatsächlich verlebten wir herrliche zwei Sonnentage und eine Nacht mit Sternschnuppen. Wind und Welle kamen immer von hinten - die 160 Seemeilen nach Gedser waren daher unter Spi (und nachts ausgebaumter Genua) schnell geschafft. Dort legten wir am nächsten Tag einen wohlverdienten Hafentag ein. Der beinhaltete einen Ausflug zur größten Sehenswürdigkeit vor Ort: Der Südspitze Dänemarks. Dort sah es zwar ähnlich aus wie im Rest von Dänemark, aber es gab dank auflandigem Wind sehr schöne Wellen. Der Leuchtturm, auf dessen Besichtigung wir uns schon gefreut hatten, war leider privat. Dafür gab es Brombeeren und Pflaumen zu pflücken und später sogar einen Brombeerkuchen, der von vielen Seglern neidisch beäugt wurde. Ein Grillabend rundete den Sommertag ab. Im Nebel ging es am nächsten Morgen wieder los, schon konnten wir unter Spi mal wieder allen davonfahren! Allerdings war es auch ganz schön aufregend, die Windräder des näherkommenden Windparks erst unmittelbar davor durch die Nebelschwaden erkennen zu können. Vor Rødby musste man mit der Baustelle für den Fehmarnbelttunnel, dem Baustellenverkehr und den Fähren ordentlich aufpassen. Der Hafen ist zwar nicht gerade schön, aber sehr spannend, was dort gerade alles passiert. Langsam, aber sicher ging‘s dann Richtung Heimat: Nach Bagenkop waren wir schneller als gedacht gekommen und so schon mittags im Hafen. Nach dem Aufklaren und einem Mittagessen trauten wir unseren Augen nicht: Neben uns lag plötzlich »Alfried«, das Schwesterschiff der »Taffi«! Es gab ein großes Hallo und etwas Verwirrung, Till wäre fast auf’s falsche Boot geklettert. Außerdem konnten wir mit Baden, Kartenspielen, Spazieren gehen und Kochen den Tag noch gut ausnutzen, und hatten auch am nächsten Tag noch Zeit für ein gemütliches Frühstück. Als wir vorsichtig nachfragten, wann die »Alfried« am nächsten Morgen loswollte, wurde uns gleich ein Matchrace nach Düsternbrook angeboten. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Spannenderweise waren wir unter erstem Reff und G3 am Anfang ziemlich gleich schnell, aber als wir rechtzeitig vor dem Leuchtturm ausrefften und einen Segel-in-Segel-Wechsel auf die G1 fuhren, konnten wir uns einen taktischen Vorteil erarbeiten und der Flaute davonfahren. In der Förde war voller Betrieb und es war ein tolles Gefühl, zwischen den vielen Seglern mit gesetzten Gastlandsflaggen Richtung Heimathafen zu segeln. Dort wurden wir lieb mit Kuchen, Sekt und Gebäck empfangen und hatten einen schönen Nachmittag zum Wieder-Zuhause-Ankommen.

An dieser Stelle noch mal vielen Dank an alle, die mit Beistand beim Planen, Hilfe bei den Vorbereitungen, geliehenen Karten, telefonischen Ratschlägen in allen Situationen und natürlich ihrer Gesellschaft diese wunderschöne Reise ermöglicht haben! Wir sind sehr dankbar, dass uns der KYC so etwas ermöglicht.

 

Das war es nun mit unseren Abenteuern und Geschichten,

vorbei mit »Taffi«’s Reiseberichten!

Was wir erlebt und auch gesehen haben

Werden wir wohl immer in uns’ren Herzen tragen

Und mit uns nehmen auf die nächste Reise,

nach der alten Seemannsweise.

 

Bericht und Fotos Laura und Sophia Groninger