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Schiffertisch III - Expeditionsreise ins Nordpolarmeer

Kiel. Am 7. März trafen sich zahlreiche Fahrtensegler des Kieler Yacht-Clubs zum dritten und letzten Schiffertisch dieses Winters im Restaurant im Haus des Sports, um sich den Vortrag von Jonathan Spaeth mit dem Titel „Expeditionsreise ins Nordpolarmeer - ein ungewöhnlicher Sommertörn" anzuhören.

Die Luffe (c) Jonathan Späth

Die Route (c) Yacht

Nach dem Verlassen des Packeises (c) Jonathan Späth

Jonathan Späth (c) privat

Für diese Reise hat Jonathan (33) seine SY „Glant“, eine Luffe 40, umgerüstet und u.a. ein Kollisionsschott eingebaut. Es sollte über Island nach Grönland gehen. Jonathan ist Wiederholungstäter, denn  schon 2015 war er mit seiner Albin Ballad „Takamaka" dort und hat seitdem von einer Rückkehr ins Eismeer geträumt. 
Mit lauen Winden ging es unter Gennaker und Code Zero über Helgoland zunächst zu den Orkneys. Hier war der erste kurze Stopp, um Nahrung und Diesel zu bunkern. Die Stopps waren auch in der weiteren Reise immer nur kurz, der Zeitplan von neun Wochen für die gesamte Tour nach Grönland und zurück war sehr eng gestrickt. Die Reise erfolgte mit wechselnden Crews, darunter auch Vater Axel, der für unseren Schiffertisch extra aus Tübingen nach Kiel gereist war. Ab den Orkneys erlebte man den polaren Sommer, richtig dunkel wurde es nie. So schön das war, die Bedingungen für das Segeln wurden deutlich rauer. Daher entschloss man sich auch, trotz des längeren Weges, Island im Norden zu umrunden, da hier mehr Häfen sind. Segler sind dort aber Mangelware, man liegt, wie früher auch hierzulande, bei den Fischern. Von dort erfolgte dann der Absprung nach Grönland. Bei wechselnden Winden brauchte die Crew fünf Tage bis zum Prinz Christian Sund. Obwohl diese Strecke im Sommer normalerweise noch eisfrei  ist, hatte man doch Sorge vor Kollision mit Eis, gerade wenn die Sicht schlecht war. Die ersten Eisberge sah man dann aber erst im Prinz Christian Sund. Und kalt war es, man braucht auch hier im Sommer mehrere Schichten Kleidung. Entlang der Küstenlinie ging die Reise - oftmals in den vorgelagerten Schären weiter nach Nuuk,der Hauptstadt von Grönland. Hier wurde dann endgültig klar, dass der Zeitplan zu eng war, die Flüge für den Crewwechsel mussten umgebucht werden. Obwohl es hier so schön ist, musste sehr bald der Rückweg angetreten werden. Und die Rücktour war hart: Auf dem Weg nach Island erwischte sie ein Sturm, der das Schiff und die Crew mehr als einen halben Tag mit Böen von 50 Knoten an die Grenzen und darüber hinaus belastete. Die Luffe beschleunigte ins Wellental hinein auf bis zu 25 Knoten und sie nahm Wasser, das auch Schäden an der Elektrik verursachte. Man war froh, als  man Reykjavik erreicht hatte. Die Crew war völlig fertig. Das Schiff brauchte diverse Reparaturen, speziell an der Elektrik, die in der Folge auch nicht mehr zuverlässig war. Auch auf der weiteren Rückfahrt über die Westmänner-Inseln zu den Färöer war es teilweise sehr stürmisch. Dort angekommen, entschied ein Crew-Mitglied, nicht weiter segeln zu wollen. Als Konsequenz beendete man dann hier die Reise und engagierte für die  Überführung des Schiffes nach Kiel einen professionellen Skipper. 
Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag erstreckte sich über mehr als eine halbe Stunde hin mit meist positiven, teils auch kritischen Fragen und ehrlichen Antworten von Jonathan. Eins war klar geworden Jonathan ist einer, der gerne die Grenzen austestet und auf die Frage, ob er die Reise so wiederholen würde, antwortete: Dann besser mit einer Alu Blauwasser-Yacht.


Text: Heiner Kramer