„Das war mein siebtes Rolex Middle Sea Race. Am Anfang hatten wir Gewitter mit Böen bis zu 60 Knoten, anschließend kamen wir mit sechs Knoten Strom schnell durch die Straße von Messina, bevor eher leichte Winde einsetzten”, berichtet Skipper Carl-Peter Forster.
Neben den heftigen Böen brachte das Auftakt-Gewitter auch Windhosen und Starkregen mit und dezimierte die Regattaflotte. Von 112 gemeldeten Yachten aus 30 Nationen mussten 32 aufgeben.
Von den Bedingungen nicht schrecken ließ sich die „Red Bandit“. Ihre Crew setzt sich zum großen Teil aus jungen Erwachsenen und Junioren des BYC zusammen. Zur erfolgreichen Crew gehörten neben Skipper Carl-Peter Forster und Taktiker Jesper Radich (Steuermann des spanischen America’s Cup Herausforderers 2007 “Team Desafío Espagnol”) ausschließlich junge Segler unter 30 Jahren u.a. Jakob Meggendorfer; 49er-Olympiateilnehmer und Mitglied des Perspektivkaders des German Sailing Team.
„Ich bin besonders stolz auf diese jungen Leute, von denen die meisten vor vier Jahren noch kein großes Boot gesegelt sind”, sagt Carl-Peter Forster. „Sie haben gelernt, diese Maschine erstaunlich gut zu segeln.”
Eine Ausnahme bildet dabei der 25-jährige Niklas Schubert. Mit 15 Jahren ist er in die Kieler Yachtschule eingetreten, wurde 2019 deren Leiter und erwarb die Führungsberechtigung für die Zukunft IV, die Baltic 52 der Jugendabteilung. Auf ihr sammelte er erste Erfahrungen bei Fahrten und Offshore-Regatten, segelte u.a. 2019 als Wachführer beim Rolex Fastnet Race. Trimmer der „Red Bandit“-Crew ist der junge Segler seit 2021.
„Wir sind das Rennen im klassischen Dreier-Wachsystem mit On, Standby, Off im Zwei-Stunden-Rhythmus gesegelt“, berichtet er. „Meine Aufgabe als Trimmer ist es, das Schiff möglichst schnell zu bewegen.“
Wie er das Rennen erlebt hat? „Das war extrem anspruchsvoll, klassisch Middle Sea Race“, erläutert der junge Kieler. Mit der „Red Bandit“-Crew ist er das vierte Mal beim Rolex Middle Sea Race. Gemeinsam haben sie 2022 schon Platz sechs geholt und sich den Respekt der deutschen Offshore Community ersegelt.
„Von 0-43 Knoten war alles dabei – inklusive Tornados. Es gibt extrem viele Ecken, um die man herum muss. Besonders die beiden Vulkane Äthna und Stromboli haben es in sich: Beide sind sehr hoch, man muss die optimale Linie finden um nicht im Windschatten hängen zu bleiben, will aber natürlich auch nicht unnötig Extra-Meilen sammeln. - Am Ende haben wir versucht, die Führung auf einer 18-Stunden-Kreuz bei 25 Knoten zu verteidigen.“
Das ist ihnen gelungen: Nach gesegelten 3 Tagen, 12 Stunden, 22 Minuten und 37 Sekunden querten sie die Ziellinie - als Sieger. Ganz kann Niklas es noch nicht glauben: „Dieses Rennen zu gewinnen fühlt sich etwas surreal an. Es ist für uns etwas ganz Besonderes eines der großen vier 600-Seemeilen-Rennen zu gewinnen.“
Die „Red Bandit“ ist die dritte deutsche Yacht, die das Rolex Middle Sea Race nach Albert Bülls „Saudade“ (1983) und Hasso Plattners „Morning Glory“ (2006) gewonnen hat.
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Nächstes Jahr geht es für Niklas dann wieder in den Solent: Dort will er sich mit der „Red Bandit“-Crew auf den Admiral’s Cup vorbereiten. Teampartner wird die „Ginkgo“-Crew um Dirk Clasen sein, die dieses Jahr für ihre Schwerwetter-Fastnet-Meisterung mit dem German Offshore Award ausgezeichnet worden ist – in direkter Nachfolge der „Red Bandit“.
Carina Wegner