Zur feierlichen Verleihung der Awards im Hamburger Rathaus waren rund 300 Seglerinnen und Segler, Förderer des Hochseesegelns und die Vorstände der großen Hamburger Segelvereine sowie Landesverbände eingeladen.
German Offshore Award: „Red Bandit“ eine Bugspitze vor „Hinden“
Selten war die Verleihung des Senatspreises German Offshore Award für die beste deutsche Hochseeyacht des vergangenen Jahres so spannend. Anders als im Vorjahr, wo Vendée Globe-Bezwinger Boris Herrmann schon vor der Jurysitzung mit seiner seglerischen Meisterleistung unangefochten als Preisträger dieser großen Auszeichnung feststand, konkurrierten dieses Jahr sehr verschiedene Yachten, Kampagnen und Regatten um den Award.
Fünf Yachten waren für den Senatspreis nominiert, darunter die TP52 „Red Bandit“ von Carl-Peter Forster (Bayerischer Yacht-Club). Niklas Schubert (Kieler Yacht-Club) ist der Genua Trimmer an Bord der TP52. Wieder zum Kreis der nominierten Yachten gehörte auch die JPK 10.30 „Hinden“ des erfolgreichen Doublehand Seglers Jonas Hallberg (Kieler Yacht-Club), der mit dem Schiff und seinem Segelpartner Till Barth die Doublehand Weltmeisterschaft für sich entscheiden konnte.
Der German Offshore Award wird jährlich für die beste deutsche Hochseeyacht bei internationalen Regatten vergeben. Grundlage zur Ermittlung der siegreichen Yacht ist eine Formel, in die verschiedene Faktoren wie der Schwierigkeitsgrad der Regatta, die Anzahl der gemeldeten Yachten, die Wetter- und Windbedingungen sowie das Ergebnis im Gesamtklassement eingehen.
Sie gewann den Copa del Rey in ORC 1-Wertung und nahm an zahlreichen Regatten im Mittelmeer äußerst erfolgreich teil. Ihre Saison beendete die TP52 „Red Bandit“ mit einem hervorragenden sechsten Platz beim „Rolex Middle Sea Race“. Dabei setzte sich das vierzehnköpfige Amateurteam gegen zahlreiche rein professionelle, international erfolgreiche Crews durch. Knapp vor dem Weltmeister-Boot „Hinden“ ging der German Offshore Award an die „Red Bandit“. Mit lautem Jubel und sichtlich überrascht nahmen die Crewmitglieder der „Red Bandit“ den Senatspreis der Freien und Hansestadt Hamburg entgegen.
„Niklas ist aus der Kieler Yachtschule heraus zunächst in der Junioren Segelliga, dann in der Segel-Bundesliga gestartet. Jetzt hat er als Genua-Trimmer diesen renommierten Preis mit ersegelt. Das freut uns natürlich besonders und ist ein sehr gutes Beispiel für unser Jugendkonzept der vergangenen Jahre“, so der Jugendwart des Kieler Yacht-Clubs, Andreas Schubert.
Lifetime Award für Felix Scheder-Bieschin
Den Lifetime Award für sein seglerisches Lebenswerk erhielt der 93-jährige Felix Scheder-Bieschin, der über Jahrzehnte als aktiver Regattasegler die deutsche Hochseeseglerszene prägte. Vor allem durch sein Engagement für die Jugendarbeit des Norddeutschen Regatta Verein (NRV), seine Unterstützung für den Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS) und die von ihm initiierte Stiftung Hochseesegeln leistet er seit Jahrzehnten einen großen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Ausbildung künftiger Segelgenerationen. Die Laudatio auf das langjährige Mitglied des Kieler Yacht-Clubs, den Grandsigneur des deutschen Hochseesegelns, hielten Kirsten Harmstorf-Schönwitz, die im letzten Jahr den Lifetime-Award für ihre Verdienste als Skipperin und Mentorin für Frauen im deutschen Segelsport erhielt, und Arnt Bruhns, der in den 90er Jahren zahlreiche Regatten an Bord der „Vineta“ von Felix Scheder-Bieschin bestritt und 2019 mit dem Lifetime-Award für seine Teilnahme an der Route du Rhum ausgezeichnet wurde.
„Wenn schon der Vater bei olympischen Spielen eine Medaille gewinnt, kann der Sohn nur ein erfolgreicher Segler werden“, sagte Kirsten Harmstorf-Schönwitz in ihrer Laudatio in Anspielung auf die olympische Medaille des Vaters von Felix Scheder-Bieschin, die er 1936 vor Kiel ersegelte. „Bei dir an Bord gab es keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, du hast mir das Steuer in die Hand gedrückt und mir Dein Schiff anvertraut.“
Arnt Bruhns, Skipper im Hamburgischen Verein Seefahrt, betonte: „Bei Felix an Bord haben wir gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Er hat uns gelehrt, Zutrauen in das eigene Können zu haben und uns jungen Erwachsenen ganz selbstverständlich sein Schiff eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt. Im Vertrauen darauf, dass wir wissen, was wir tun und uns immer seemännisch korrekt verhalten werden.“
Gruß von Bord: Susann Beucke
Für ein Highlight des Abends sorgte Offshore-Seglerin Sanni Beucke, die mit einer eigens für den Abend erstellten Videobotschaft von Bord der „Holcim-PRB“ über ihre erste Etappe beim The Ocean Race berichtete. Die Kielerin, die bei den olympischen Spielen von Tokio zusammen mit Steuerfrau Tina Lutz die Silbermedaille im 49er FX gewann, berichtete von ständigen Trimmmanövern, kalten atlantischen Duschen und verriet, dass sie sich nach der Ankunft in Kapstadt am meisten auf eine Dusche freut.
DSV-Yacht beim Commodore Cup
Der Commodore Cup, eine von den großen norddeutschen Ausbildungsvereinen, u.a. der Kieler Yachtschule, organisierte Regatta, richtet sich speziell an Nachwuchscrews. Diese Letztes Jahr nahmen an der Regatta von Kiel nach Travemünde am ersten Oktoberwochenende Yachten mit gut 150 jugendlichen Seglerinnen und Seglern und jungen Erwachsenen teil. Den Erfolg dieses neuen Regattaformats für den deutschen Offshore-Nachwuchs griff Mona Küppers, Präsidentin Deutschen Segler-Verbandes, in ihrem Grußwort auf. „Um das Seesegeln und vor allem die Ausbildung der nächsten Generation weiter zu fördern, wird der DSV für den Commodore Cup eine Yacht chartern und diese mit einer jungen, paritätisch besetzen Crew ins Rennen schicken“, kündigte sie unter dem Beifall der Anwesenden an.
CW