„Beim ersten Mal ist es Zufall, beim zweiten Mal ist es Glück und beim dritten Mal ist es der Beginn einer Tradition“, freute sich Hauke Berndt zur Eröffnung der Mai-KYC Lounge.
After Work am Donnerstag in der Lounge des Kieler Yacht-Clubs: Ein chilliger Abend für Mitglieder und alle, die fürs Segeln brennen. Zum Start eine Gesprächsrunde zu aktuellen Themen, dann freier Austausch unter den Gästen. Einfach dabeisein - ohne Anmeldung, mit Drinks von der Bar und Essen aus dem Ahoi - die Idee von Hauke Berndt, Marcus Baur und André Kozlowski-Merbach für ein neues Eventformat ist in diesem Sinne frisch entstandene Tradition.
Du bist auf deiner Nordseewoche. Dein erstes Mal auf Hoher See. Du bist 17. Cuxhaven – Helgoland habt ihr gewonnen. Nach Rund Helgoland startet ihr auf der „Zukunft“ rund Skagen. Sturm. Hohe Wellen. Ihr trefft auf eine Yacht, die mit gebrochenem Mast umhertreibt. Schleppleinen klar! Sie ist am Haken. Los geht’s. - Bis die Leine bricht. … Schließlich gelingt es einem Fischkutter, die Yacht zu sichern. Erleichtert tretet ihr den Weg nach Hause an. Jetzt aber schnell! Die Schule ruft!
Du bist 15, als du das erste Mal auf der „Zukunft“ einschiffst. Es geht von Skagen nach Kiel, die letzte Etappe der Sommerreise. Die „Kuh“ ist voll besetzt. Für dich ist die Rohrkoje im Vorschiff reserviert. Ihr nehmt Kurs Heimat, segelt durch die Nacht. Bei ordentlich Wind genießt du den sternenklaren Himmel - Meeresleuchten! – die Freiheit, mit einer jungen Crew „allein“ zu segeln!
Zwischen beiden Geschichten liegen über sechzig Jahre. Uli Scheltz (84) und Rieke Ritgen (16) haben erzählt. Inzwischen trägt das Flaggschiff der Kieler Yachtschule die „IV“ im Namen.
Mit 16 macht er seinen Sportbootführerschein, mit 18 den SSS. Über die J80 kommt er auf die Elan 31. „Die Crew wächst immer mehr. Am Anfang hat man drei. Dann fünf. Dann 12“, erzählt Niklas Schubert (24) am Kamin: 2019 skippert er, keine zwanzig Jahre alt, seine erste Reise mit der Baltic 52 „Zukunft IV“. Das erste Mal als Schiffsführer, da ist er sich mit Hauke Berndt einig, ist ein beeindruckendes Erlebnis. Niklas findet schnell seinen Platz in der Kieler Yachtschule. Nach der Wahl zum Obmann wird er 2017 Leiter der Sparte und bleibt es bis 2022. Er treibt die Rückkehr des Kieler Yacht-Clubs in die Segel-Bundesliga voran und ersegelt den Aufstieg in die Oberklasse mit. Nebenbei trimmt er die „Red Bandit“ bis zum German Offshore Award 2023. - Aber das ist eine andere Geschichte.
Am Kamin in der Lounge des Kieler Yacht-Clubs „schnacken“ Uli, Rieke und Niklas über ihre Zeit in der Kieler Yachtschule. Ausnahmsweise moderiert Hauke Berndt, selbst aktiver Yachtschüler von 1985 bis 1992. „Alles bleibt anders“ ist das Motto der Veranstaltung. Was hat sich seit 1910 verändert, was bleibt? – Die Boote sind andere, modernere geworden. Was bleibt, findet Uli, ist der „Geist“ der Yachtschule. Die Idee, junge Menschen früh selbst im wahrsten Sinne des Wortes „ans Ruder“ zu lassen. Daraus erwachsen Verbindungen, die oft ein Leben lang halten.
Von H(2)O-Tafeln bis zur Sand-Bank von Bremen und zu Zebras an der Staatskanzlei - gut gelaunt tauschen die Gesprächspartner sich aus. Nach einer guten halben Stunde beendet Hauke Berndt den „offiziellen“ Sailortalk, um dem direkten Gespräch Raum zu geben. Die Gäste der Lounge - unter ihnen viele aktive und ehemalige Yachtschülerinnen und -schüler aus mehreren Generationen - nutzen die Chance für persönliche Gespräche und zum Austausch von Neuigkeiten zur Saison. Die weiteste Anreise hatte Roland Goos, der mittlerweile im Nelson Yacht Club in Neuseeland dem Segelsport treu geblieben ist.
Im Herbst geht die KYC Lounge in die nächste Runde. Der genaue Termin wird über die Website und Social Media bekannt gegeben. Fest steht: „Es wird der erste Donnerstag im Monat, ab 18 Uhr, unkompliziert ohne Anmeldung mit viel Zeit zum Schnacken“, so Hauke Berndt. Für die Planung freut das Organisationsteam sich über Feedback und Anregungen. Interessierte können der WhatsApp-Gruppe „KYC Lounge“ beitreten.
Text & Bilder: Carina Wegner