Crew: Johannes Groß, Christoph Nack, Moritz Peitzner, Paula Schälke, Niklas Schubert, Tom Wehde
Die Vorbereitungen für die Kieler Woche begannen für die Crew der Jette unerwartet damit, dass zu-nächst die geplanten Trainingstermine genutzt wurden, um die J99 in einen regattafähigen Zustand zu versetzen. Dazu wurde zunächst mit großer Unterstützung von SG-Leiter Volker und den beiden Bootsmännern der Mast neu gesetzt und diverse Bootsarbeiten durchgeführt. Die Vorbereitungen waren gerade so weit abgeschlossen, dass wir als neue Crew am Tag vor dem Start noch einmal aufs Wasser konnten, um die entsprechenden Segel in Augenschein zu nehmen.
Ohne Training, aber mit großer Vorfreude fuhren wir am Samstagmorgen an die Startlinie in Düstern-brook, im Hintergrund die alten HDW-Kräne und vor uns der Leuchtturm Friedrichsort und wie wir feststellen mussten, bis zu 25 Knoten aus West Süd West. Schnell wurde ein Startplan geschmiedet. Da es uns zu riskant erschien in der drehenden Innenförde mit dem Gennaker zu starten, entschieden wir uns kurzerhand für den Code 0 und versuchten, uns in eine bevorzugte Position zu bringen. Gesagt, getan, konnten wir mehr Höhe als die Gennakerboote nutzen, um uns optimal zu positionieren und dann auf die A2 zu wechseln. Die Taktik zahlte sich aus, so dass wir als drittes von 34 Schiffen die letzte rote Tonne in der Kieler Bucht runden konnten. Nun ging es bei Böen bis zu 30 Knoten durch den Stol-lergrund auf eine lange Zielkreuz nach Eckernförde. Dort wurden wir wie gewohnt mit Aal und einem erfreulichen 6. Platz begrüßt, wobei uns nur 50 Sekunden zum Podium fehlten, was ein kleiner Dämp-fer war.
Nachdem am ersten Tag das Segeln am Wind mit der Jette intensiv trainiert wurde, lag der Schwer-punkt am zweiten Tag der Aalregatta auf dem Segeln vor dem Wind. Wir starteten direkt mit dem Spinnaker und übten auf der Jette die ersten Halsen. Bis zum Ende der Eckernförder Bucht führten wir mit der X-35 Sydbank und der Italia 9.98 Patent das Feld an, bis wir vorne in die Flaute gerieten und dann als gesamtes Feld an der vorletzten Bahnmarke neu starteten. Das ist natürlich ein großer Nach-teil als eines der schnellsten berechneten Boote, und so riskierten wir auf dem letzten Stück vor der letzten Bahnmarke taktisch noch einmal alles und fuhren mit nur zwei Booten auf die andere Vor-windseite, mussten dann aber an der letzten Bahnmarke vor dem Ziel feststellen, dass wir keinen Vor-sprung mehr aufbauen konnten und versuchten auf dem letzten Kreuz noch einmal unsere Stärken auszuspielen. Am Ende etwas enttäuscht, aber mit viel Spaß beendeten wir die Rückregatta auf Platz 16 von 34.
Nach der Regatta ist vor der Regatta…
So wurde am Donnerstag der Kieler Woche mit den Erfahrungen aus der Aalregatta am Boot gebastelt und optimiert. So wurden die Touringsegel (die zwischenzeitlich zur Ausbildung wieder angeschlagen worden wa-ren) gegen die Regattasegel getauscht, ein zusätzliches Fall eingezogen, der Bordcomputer mit den möglichen Routen gefüttert, die Führung des Downf***er verbessert und Schutzpatches angebracht.
Das eigentliche Training musste aufgrund der Gewitterlage leider auf „vor den Start“ geschoben werden.
„Das ist unser Langeland-Ticket“ – Silbernes Band
Crew : Belinda Brieschke, Paul Kübel, Richard Liebig, Christoph Nack, Malte Ritgen (Yachtschule), Niklas Schu-bert, Tom Wehde
Nachdem wir uns im Sommergarten des Hotels gemeinsam gestärkt hatten, ging es um 17 Uhr auf Richtung Start vor Strande. Auch wenn nun eine Kreuz nicht mehr trainiert werden konnte, so wurde doch das ausgefal-lenen Training zumindest anteilig nachgeholt: Reffen, Code 0-Set, Gennaker-Set, alles klar soweit? Gut, dann auf nach Langeland.
Frei und gut positioniert am Start konnten wir bereits kurz vor der Startlinie den A4 ziehen und rauschten los. Leider auch drei Mal zu sehr, trotz des schnell aufgehenden Kickers legten wir uns auf die Seite, konnten aber sehr schnell recovern und blieben so gut im Feld positioniert.
Das Feld verfolgte unterschiedliche Taktiken, der eine fuhr tiefer und südlich am VTG vorm Kieler Leuchtturm vorbei, der andere höher mit einem Schwenker Richtung Bülk, wir wählt den direkten Weg, ließen den Leucht-turm an Steuerbord liegen und wechselten den Grinder für den Gennakertrimmer aus. Noch drei Stunden bis Langeland und noch einige mehr bis zum Ziel, also hieß es mit den Kräften haushalten. Mit 25 Knoten Wind im Nacken und einer Hand immer am Kicker surften wir auf einer Welle nach der anderen. Jede erwischte wurde zu unserem Langeland-Ticket und mit dem Ziel die Topspeed zu knacken, gepusht: 12 kn… 12,5 kn… 13kn… 13,4kn… 13,5 kn.
So ging es in den Sonnenuntergang. In der Abdeckung von Langeland nahm der Wind kaum ab, auch die Rich-tung blieb gleich, so konnte bis kurz vor der Bahnmarke der Gennaker stehen bleiben. Unter Code-0 wurde auf die Tonne verholt, ab der es schließlich hieß: Wenden, wenden, wenden. Noch mit größeren Schlägen bis Thurö Rev, nach einem kurzen Verholer unter Code-0 in kürzeren Abständen. So man denn vorankam. Das morgendli-che Windloch und der starke Strom ließen uns leider parken.
Das eigentlich einigermaßen auseinander gezogene Feld rückte wieder zusammen.
Leider war dadurch unser Vorsprung auch wieder aufgeholt.
So langsam kam wieder Fahrt ins Schiff und wir kreuzten in kleinen Schlägen durch den Svendburg-Sund und die dänische Südsee bis wir nach 28 Wenden die Bahnmarke südlich Lyö erreichten.
Hier sollte uns noch eine weitere Herausforderung bevorstehen: die Flaute mit dem Winddreher von Südwest über Nord nach Ost. Wir kamen ganz gut durch die Flaute und den Dreher und konnten schließlich den A2 zie-hen und Kurs Richtung Kiel Leuchtturm nehmen. Hierher hatte die Wettfahrtleitung auch die Bahn verkürzt. Der erlösende Tut ertönte und nach etwas über 19 1/2 Stunden (19:39:14 gesegelt/19:41:14 berechnet) ging es für Jette und Crew ab nach Düsternbrook.
Bei den Platzierungen wurde es nochmal spannend. Berechnet waren wir lange auf dem 3. Platz, bis die Banner 28 „Ragazza“ ins Ziel kam und berechnet um 2 Minuten noch vor uns auf das Treppchen segelte. Verstecken muss sich die Crew und Jette mit dem 4. Platz in einer starken Gruppe von 15 Booten jedoch keinesfalls.
Text: Niklas Schubert, Belinda Brieschke
Fotos: KYC/ privat