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„Just for fun“ zum Meistertitel

Greifswald. Erfolgswelle für Segler*innen im Kieler Yacht-Club bei der Internationalen Deutsche Meisterschaft 2022 – ILCA Dinghy. Für den KYC holen im ILCA 6 Moritz Peitzner den Sieg bei den Männern und Laura Schewe Silber bei den Frauen. Den ILCA 6-Titel der Damen ersegelt KYC-Mitglied Pia Kuhlmann. Vize-Deutscher Meister im ILCA 7 wird ihr Clubkollege Philipp Buhl.

Anspruchsvolle Bedingungen vor Greifswald. (c) Boddenracer

Der neue Internationale Deutsche Meister im ILCA 6 der Herren, Moritz Peitzner, rechts imBild. (c) Boddenracer

Die Kieler Doppelspitze im ILCA 6 der Damen: Pia Kuhlmann und Laura Schewe. (c) Nils-Arne Bast

Das ILCA7-Podium mit Vize-IDM Philipp Buhl rechts im Bild. (c) Boddenracer

Fast 150 Teilnehmende gingen in die Rennen um den Titel des Internationalen Deutschen Meisters der Klassen ILCA 7  (ehemaliger Laser Standard) und ILCA 6 (Ex-Laser Radial). Zu den Favoriten im ILCA 7 gehörte KYC-Mitglied Philipp Buhl, 2020er-Weltmeister und zweifacher Olympiateilnehmer. In den Startlöchern steht allen voran der erst 17-jährige KYC-Überflieger Ole Schweckendiek, der in diesem Jahr schon U21-Weltmeister, Europameister und Deutscher Jugendmeister geworden ist. Schweckendiek war kurz vor der Meisterschaft besonders geehrt worden. Buhl hatte ihm für das German Sailing Team ein „neues“ Boot mit olympischen Glanz überreicht, das ihn für die kommende Saison beflügeln soll. 
Es wurde ein Rennen Jung gegen Alt, erfahrener Segler gegen ihre nachwachsende Konkurrenz. 
„Anspruchsvoll“, so Segler*innen, Trainer und Veranstalter unisono, waren die Bedingungen bei der IDM. In den elf Rennen über vier Tage stellte sich das Feld Winden mit bis zu 25kn mit kurzen und steilen Boddenwellen, heftigen Drehern, Böen, Regen, Hagel und Sonnenschein.
Im ILCA 7 ersegelte Philipp Buhl den Vize-Titel. Junioren-Weltmeister Ole Schweckendiek schaffte es im Feld der Erwachsenen auf Rang elf. „Das ist eine sehr gute Platzierung für Oles erste Starkwindregatta im ehemaligen Laser Standard“, lobt sein begleitender Trainer Lasse Kaack.
Am Anfang war es nur eine Schnapsidee für den KYC-Trainer und zweimaligen Dritten der deutschen Jugendmeisterschaften, Moritz Peitzner: Noch einmal selber bei den Deutschen Meisterschaften im Laser starten. Das aktive Laser-Segeln hatte Peitzner schon 2018 beendet, war seitdem nach einem Intermezzo beim Strander KÜZ gelegentlich ein paar Trainingseinheiten mitgefahren. Sein seglerisches Hauptinteresse gilt inzwischen der Deutschen Segel-Bundesliga. In der J70 der KYC-Crew geht es um Teamplay, die gute Zusammenarbeit zwischen Navigation, Vorschot, Steuer und Trimm. 
Aus der Schnapsidee wurde eine Meldung – „just for fun“. Und Peitzner fand sich wieder allein an der Startlinie – zwischen vielen Seglern, die er heute trainiert. Das alte Gefühl war sofort wieder da. Punktgleich mit dem Brasilianer Bernardo Low-Beer holte der Bundesligist Gold bei der international ausgeschriebenen DM. „Als Ziel hatte ich mir die Top Ten gesetzt. Umso zufriedener bin ich natürlich mit dem Ergebnis“, so Peitzner.
Besonders erfreulich für den Trainer: In die Top Ten hat sich auch der Nachwuchs des Kieler Yacht-Clubs, Jannes May und Morten B. Borchardt gesegelt. „Ich glaube, besser kann es für einen Trainer nicht laufen“, fand Kaack.
„Total unwirklich“ fühlt sich ihr Sieg für KYC-Mitglied Pia Kuhlmann an. Es war ihr dritter DM-Sieg in Folge. „Einen Hattrick hätte ich mir niemals erträumt. Speziell das zehnte und elfte Rennen waren von sehr hohem Niveau. In den beiden Rennen würfelte es das Feld auf den Vorwindgängen ordentlich durch“, berichtet sie. Auf Grund ihrer Leistungen in den vorherigen Rennen war sie entspannt in den Finaltag gestartet, musste sie doch nur ein Rennen besser als Platz acht segeln. „Vermutlich war ich etwas zu entspannt. Nach schlechtem Start begann die ‚Aufholjagd‘ in die Top Acht. Das kostete meinen Coach, meinen Papa und meinen Freund auf dem Motorboot ordentlich Nerven.“
Die ehemalige Nationalsportlerin Laura Schewe erzählt: „Ich bin mit dem Ziel in die Regatta gegangen, eine Medaille zu holen, aber auch in dem Wissen, dass mindestens sechs Leute eine gute Chance darauf haben. In unserem Feld bei den Damen fehlten nur drei von den Top-Leuten. Dafür waren aber auch einige schon ‚zurückgetretene‘ ehemalige Kaderseglerinnen dabei.“ Bei der Viel-Wind-Regatta vor Greifswald schenkten sich die Seglerinnen nichts. „Bis zum letzten Rennen war es super spannend, da wir auf den Plätzen zwei bis fünf sehr eng beieinander lagen“, so die Polizistin. Dann fiel die Entscheidung – noch einmal für Laura Schewe, die nun Silber mit zurück in den Kieler Yacht-Club nehmen kann.
Kai Bertallot, Headcoach des KYC, zeigt sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Segler*innen. „Diese Saison hat wieder gezeigt, dass unser Ausbildungskonzept sehr gut funktioniert. Auf Landesniveau haben unsere Sportler*innen ja bei der LJM schon kürzlich tolle Erfolge erzielt. Im ILCA haben wir nun auf Bundesebene alte Hasen gesehen, die jetzt auf dem Podium stehen. Moritz und Laura sind ja eigentlich schon lange aus dem Radial ausgestiegen. Beide sind jetzt zum Spaß mal wieder eingestiegen und direkt so gut gesegelt. Das ist eine Mega-Leistung“, lobt er. „Unsere noch sehr jungen Nachwuchssegler stehen in den Startlöchern und kratzen an den Podiumsplätzen. Sie sind insbesondere im Laser Radial richtig stark gesegelt. Hut ab!“


Text: Carina Wegner
Fotos © Boddenracer & © Nils-Arne Bast