Martin Lutz, stellvertretender Vorsitzender des Kieler Yacht-Clubs, begrüßte die Diskussionsteilnehmer und Gäste der KYC-Lounge: „Seit 1973 gibt es die Jüngsten- und Regattagruppe (J&R). Seitdem hat sie eine zunehmende Professionalisierung erfahren, wie wir sie überall im Sport sehen. Vor 20 Jahren haben wir mit unserem ersten FSJ-ler unseren ersten halbprofessionellen Mitarbeiter begrüßt, 2007 den ersten hauptamtlichen Trainer. 2017 hat Kai Bertallot das Amt übernommen, das er bis vor wenigen Wochen innehatte. Heute ist die J&R der Bereich im Club, der sicher die meiste Segelzeit hat, der die meisten jugendlichen Mitglieder hat und der auch bei weitem das höchste Finanzvolumen bewegt.“
Engagierte Eltern in Strande hatten eine weitere Professionalisierung der J&R-Leitung angeregt und einen Sponsorenkreis gefunden, der diese nun ermöglicht. „Früher mussten die Trainer alles erledigen. Nun freue ich mich, mit Philipp Sudbrack einen Sportlichen Leiter der J&R vorstellen zu können. Er ist kein Unbekannter, wie auch die weiteren Gäste in der Runde: Unser bekannter Trainer, Noah Piotraschke, und unser neuer ‚alter‘ Trainer, Patrick Böhmer.“
Rund 160 Kinder trainieren aktuell in der J&R in Strande, „fast eine kleine Grundschule“, so Moderator Marcus Baur, der selbst in seiner Jugend in der J&R zu Hause war.
„Du bist 2016 als FSJ-ler in der J&R gewesen. Jetzt hast du den Weg zurück zu uns gefunden. Wie kam es dazu?“, wandte sich Marcus Baur an Philipp Sudbrack. „Nach meinem FSJ habe ich die 29er ein weiteres Jahr betreut. Dann habe ich die Chance bekommen, für Paul und Alica, die ja auch aus der J&R kommen, zwei olympische Kampagnen zu begleiten. Ich habe dafür gesorgt, dass Boote zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind, dass alles so weit funktioniert, sei es in Tokio oder in Palma. Daneben habe ich für den Landes-Segler-Verband Baden-Württemberg die Kitefoiler, 49er / 49er FX und 29er trainiert. - Jetzt bin ich wieder hier. Für mich geht es darum, den Trainern die Zeit im Büro so gering wie möglich zu halten, dafür zu sorgen, dass die Logistik funktioniert und dass wir alles auf die Beine gestellt bekommen, um den Kindern den Segelsport zu ermöglichen und die Trainer ihren Trainerjob machen zu lassen - und das ist die Zeit auf dem Wasser mit den Kindern.“
„Es ist etwas Besonderes, dass so eine Position jetzt eingerichtet ist“, betonte Marcus Baur.
„Du bist ein Urgestein im Segelsport in Deutschland, in Norddeutschland und vor allem auch eng verbunden mit der Zeit, wo die J&R groß geworden ist“, so Marcus Baur zu Patrick Böhmer. „Was reizt dich am KYC?“
„Ich habe im KYC damals ganz klein angefangen mit einer Opti-B-Gruppe. Dann kam eine Opti-A-Gruppe dazu, dann die 29er. Eine Gruppe von Kindern habe ich von 2007 bis 2014 begleitet, vom Opti über den 29er und weiter noch beim DSV im 49er. Das war eine superspannende Zeit. Es sind schöne Dinge passiert, Freundschaften entstanden. Das hat viel Spaß gemacht“, so der Trainer.
„Was zieht dich als Betreiber einer eigenen Segelschule nach Strande zurück?“, fragte Marcus Baur.
„Meine Segelschule in Grönwohld bildet mehr im Freizeitbereich aus. Parallel habe ich beim DSV als Bundestrainer im 49er-Bereich gearbeitet, zeitweise auch im IQ Foil und danach eine Trainingsgruppe aus Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen betreut. Das hat alles Spaß gemacht, ist auch alles sehr erfolgreich gewesen und tolle Segler waren dabei“, berichtete Patrick Böhmer. „Jetzt gab es die Chance, wieder hierher zurückzukommen. Mein Hauptpunkt ist das Umfeld. Das Segelumfeld und das Trainingsrevier vor der Haustür ist perfekt und die Infrastruktur vor Ort ist gut und damit ist die Chance da, an die Erfolge, die wir 2014 schon hatten, in meinem Kernbereich 29er wieder anzuknüpfen“, führte der Trainer aus.
„Ich höre da raus, sportlicher Erfolg, ist etwas, was dich sehr interessiert?“, hakte der Moderator nach. „Ja, das interessiert mich aktuell, und eigentlich schon immer, am allermeisten. Das macht mir am allermeisten Spaß. Mein Wunsch war, dass jemand in der sportlichen Leitung vor Ort ist, mit dem man menschlich gut klarkommt und ein gutes Team bilden kann. Meine Idee ist es, mindestens 80% der Zeit auf dem Wasser zu sein und da Gas zu geben. Und die Chance ist hier gegeben“, freute sich der Trainer.
„Am Anfang ist natürlich vor allem wichtig, dass die Kinder Spaß am Segeln haben und ich glaube einer, der das sehr gut hinkriegt, bist du“, wandte sich Marcus Baur an Noah Piotraschke. „Was motiviert dich an deiner Aufgabe?“
„Ich bin jetzt auch schon seit 2017 hier im Kieler Yacht-Club. Ich trainiere fast alle Gruppen, Opti-Einsteiger und -Fortgeschrittene und Laser. Für mich ist es einfach toll, die Kinder auf dem Wasser zu sehen, wie sie Spaß haben, mit Ängsten umgehen. In den letzten sechs Jahren habe ich die Laser betreut, auch Deutsche Meister gemacht. Das macht natürlich sehr viel Spaß. Aber auch die kleinen Sechs-, Siebenjährigen auf der Strander Bucht zu sehen, wenn sie mit einem Strahlen wieder vom Wasser kommen, das ist einfach großartig“, lächelte der Trainer.
„Im Laufe der Jahre sind ja tolle Erfolge von J&R-Seglern erzielt worden. Ein paar unserer ‚alten‘ Segler sind sogar hier, unter ihnen Justus Schmidt“, so Marcus Baur. „Es war mein erstes Training 2007 als ich Justus und Max kennengelernt habe. In Südfrankreich sind sie dann das erste Mal zusammen im 29er gestartet – und zwei Wochen nur gekentert. Sie haben sich dann durchgekämpft - und ein Jahr später wart ihr, glaube ich, schon deutsche Meister“, sprach der Trainer den 2015er-Europameister an.
„Wir müssen uns bewusst machen, wenn wir in Deutschland Topsegelsport haben wollen, fängt das bei der Jugendarbeit an und Kiel war da über lange Jahre führend. Ihr legt jetzt den Grundstein dafür, dass das in Zukunft auch weiter so bleibt“, hob Marcus Baur hervor. „Ist es eine Herausforderung für euch, auch den Kindern etwas anzubieten, die langfristig nicht in den Hochleistungssport einsteigen wollen?“
Philipp Sudbrack überlegte: „Wir haben die Zukunftsvision, noch einen intensiveren Zusammenschluss zu schaffen. Im Kieler Yacht-Club gibt es schon jetzt die Möglichkeit, mit der Kieler Yachtschule und auch darüber hinaus, zum Beispiel mit der X35. Dieses Potential wollen wir bestmöglich nutzen.“
Auf die Frage, in welche Richtung sich der Bootspark entwickeln könne, sagte Patrick Böhmer spontan: „Die Situation ist jetzt schon ziemlich optimal. Für die Zukunft brauchen wir definitiv auch etwas, was foilt. Das olympische IQ Foil könnte interessant sein. Da haben wir jetzt ja mit Alica schon eine prominente Vertreterin im Club. Auch Wingfoilen könnte attraktiv sein.“
Nach einer guten dreiviertel Stunde beendete Martin Lutz, die Kaminrunde, um dem persönlichen Austausch Raum zu geben. Die Gäste nutzten die Chance für persönliche Gespräche und die Diskussion der Zukunft der Nachwuchsabteilung.
Bei der kommenden KYC Lounge am 5. Dezember wird es ein Impulsgespräch zur Bilanz des Youth and Women’s America’s Cup geben. Für die Planung freut das Organisationsteam sich über Feedback und Anregungen. Brandaktuelle Infos zur KYC Lounge gibt es in der WhatsApp-Gruppe „KYC Lounge“.
Text & Bilder: Carina Wegner