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Hochseeseglerabend in Bremen mit ganz viel Kiel

Über 300 Hochseeseglerinnen und -segler sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Sport und Verwaltung folgten Anfang November der Einladung der Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen“ (SKWB) zu ihrem traditionellen Hochseeseglerabend, feierten gemeinsam in den altehrwürdigen Räumen des Rathauses zu Bremen und erlebten die Ehrungen großartiger Leistungen des Offshore-Segelns in den Bereichen Fahrtensegeln und Regattasegeln.

Der KYC-Vorsitzende Dr. Hauke Berndt bei der Gastrede auf dem Bremer Hochseeseglerabend in der historischen Oberen Halle des Rathauses zu Bremen. Foto: Hell

Der Fahrtensegel-Preis „Franz-Perlia-Seefahrtspreis der Jugend“ ging an Sophia Groninger für ihren Törn mit der „Taffi“ (Kieler Yacht Club/Elan 31). Foto: Horst Gabriel/SKWB

Die altehrwürdige Obere Halle im Rathaus zu Bremen. Foto: Hell

Die „Piranha“ (J-111/Christian Rönsch/Kieler Yacht-Club) gewann die RVS-Rangliste 2022 über alle Klassen. Foto: Sascha Klahn

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause (2020 fand der 84. Hochseeseglerband virtuell statt, 2021 fiel er ganz aus) war dieser Abend wieder ein herausragendes und über weite Strecken emotionales Treffen der deutschen Hochseesegler-Szene. Erfahrungsaustausch, Netzwerken und gemeinsamer Spaß kamen dabei nicht zu kurz. Dabei war der Kieler Yacht-Club in allen Belangen stark vertreten – ob bei den Vorträgen, bei den Ehrungen oder beim Ausblick auf das Jahr 2023. 
Vor 300 geladenen Gästen berichtete Stephanie Kühl beim 85. Hochseeseglerabend vom Tutima-Sailing-Team, von Kieler Woche-Auftritten des Teams und natürlich vom Engagement des Uhrenherstellers bei der Kieler Woche. Auch wenn sich die Frauencrew um Skipperin Kirsten „Kirsche“ Harmsdorf-Schönwitz, die in diesem Jahr im Hamburger Rathaus für ihr seglerisches Lebenswerk ausgezeichnet wurde, nach elf Jahren aufgelöst hat, so hat die Partnerschaft zwischen Tutima und der Kieler Woche doch weiter Bestand.
Auch im Vortrag von Jens Kuphal, der für den Erfolg der „Einstein“ beim „The Ocean Race Europe“ den „Schlüsselpreis der Stadt Bremen erhielt, ging es um Kiel. „Wir alle erinnern uns an den Zieleinlauf der ‚Illbruck‘ beim Volvo Ocean Race 2002 in Kiel. Daher freue ich mich besonders, dass es zum Fly-By am 9. Juni 2023 in Kiel kommt. Dort erwarten wir ein segelbegeistertes Publikum an den Ufern der Kieler Förde“, so Kuphal.
Die Bremer Bürgermeisterin Dr. Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, und selbst eine begeisterte Seglerin, überreichte in der Oberen Halle den „Schlüssel-Preis der Freien Hansestadt Bremen“ für Spitzenleistungen deutscher Yachten bei Hochsee-Regatten im Ausland an den Berliner Eigner der „Einstein“, die unter Skipper Robert Stanjek den Gesamtsieg beim „The Ocean Race Europe“ ersegelte. Und bei der Preisvergabe tauchten gleich zwei Kuphal-Yachten in der Nominierten-Liste auf. Mit der „Einstein“ setzte sich der Berliner durch gegen die „Halbtrocken 4.5“ (Michael Berghorn/KYC/Miles 45), ORC-A-Europameister 2022 und Weltmeister 2021, die „Störtebecker“ (Torben Mühlbach/HVS/Carkeek 47), 3. Platz beim Roschier Baltic Sea Race in der IRC-Gesamtwertung und mit Skipperin Katarina Westphal 2. Platz beim Rolex Fastnet Race 2021 in der IRC Z-Wertung, sowie gegen Kuphals zweite Yacht, die „Intermezzo“, Europameister 2022 in der Klasse ORC B.
Auch wenn die „Einstein“ inzwischen unter neuem Eigner in Kanada segelt, gehört das Team um Kuphal/Stanjek weiterhin zu den engagiertesten und erfolgreichsten Vertretern des deutschen Hochseesegelsports. Das Team vertritt auch 2023 die deutschen Farben bei internationalen Regatten – ob mit der „Intermezzo“ (Landmark 43 mod.) im ORC-Bereich und damit auch bei der ORC-WM im August vor Kiel am Start, oder bei der deutsch-französischen Imoca-Kooperation „Guyot environnement-Team Europe“ beim „The Ocean Race“, dessen Co-Skipper der deutsche Olympionike Robert Stanjek ist.
Der vom KYC ausgerichtete Blue Ribbon Cup wird 2023 erstmals in die Wertung des Rolf-Schmidt-Gedächtnispreises aufgenommen, der ebenfalls im Rahmen des Bremer Hochseeseglerabends vergeben wird. Die Wettfahrten Kiel-Aarhus und Aarhus-Kiel sind dann Teil der Gesamtwertung (Klassen ORCi I+II und ORCClub I+II), die sich aus den Einzel-Wertungen der Wettfahrten Rund Helgoland, Helgoländer Acht (beide Nordseewoche) sowie den Kieler-Woche-Wettfahrten Kiel-Eckernförde (Aalregatta) und Eckernförde-Kiel zusammensetzt. 
Im Bereich Ehrungen gingen 2022 gleich zwei Hochseesegler-Preise an den Kieler Yacht-Club. Den Fahrtensegel-Preis „Franz-Perlia-Seefahrtspreis der Jugend“ erhielt Sophia Groninger für ihren Törn mit der „Taffi“ (Kieler Yacht Club/Elan 31). Sie hatte in unterschiedlicher Zusammensetzung mit insgesamt sieben anderen Jugendlichen eine große Runde gegen den Uhrzeigersinn durch die Ostsee gesegelt. Von Klaipeda bis zurück nach Kiel wurden im Juli und August diesen Jahres 1.745 Seemeilen zurückgelegt. Eine verantwortungsvolle Schiffsführung, gute Seemannschaft und Respekt vor Wind, Wetter und der See unter Führung einer jungen Skipperin spiegeln die Werte dieses Preises wider.
Den Offshore-Preis der Regatta Vereinigung Seesegeln (RVS) für die punktbeste Yacht über alle Klassen der Offshore-Rangliste der RVS überreichte Jürgen Klinghardt, Schatzmeister der RVS und amtierender Deutsche Meister mit seiner „patent“, an die „Piranha“ (J-111/Christian Rönsch/Kieler Yacht-Club).
Einen weiteren Kieler Beitrag im Bremer Rathaus lieferte KYC-Vorsitzender Dr.  Hauke Berndt mit seiner Gastrede. Es gebe zwei gewichtige Verbindungen zwischen der SKWB und dem KYC, so Berndt: Zum einen hätten beide Vereine Kaiser Wilhelm II. als ersten Kommodore, und zum zweiten verbinde die Vereine die Liebe zum Hochseesegeln. 

Text: Hermann Hell