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German Offshore Award – Auszeichnungen für „Ginkgo“ und Dr. Wolfgang Schäfer

Hamburg. Zum 17. Mal wurde am Abend des 22. April 2024 im Großen Saal des Hamburger Rathaus der German Offshore Award verliehen. Die Auszeichnung für die beste deutsche Hochseeyacht 2023 ging an die Humphreys 39 „Ginkgo“. Dr. Wolfgang Schäfer erhielt den Life Time Award für sein seglerisches Lebenswerk. Oliver Schwall, Carolina Werner und Paul Farien stellten das deutsche Youth und Women’s America’s Cup Team vor.

Staatsrat Christoph Holstein und die Crew der "besten deutschen Hochschulyacht 2023 ", der "Ginkgo", mit Skipper Dirk Clasen (mittig mit Tablett) (c) Hinrich Franck

Lifetime Award Preisträger Dr. Wolfgang Schäfer (c) Hinrich Franck

Oliver Schwall, Carolina Werner und Paul Farien stellen das deutsche Youth and Women's America's Cup-Team vor. (c) Hinrich Franck

„Der Wind hatte mittlerweile auf durchgehend über 30 Knoten zugelegt. Gut 7,5 Knoten Bootsgeschwindigkeit wurden durch den Strom auf über 10 Knoten über Grund beschleunigt. Die Welle kurz und teils brechend noch ‚nur‘ 1,5 bis 2,5 Meter hoch. Zwischen dem Hatherwood Point und den Needles auf der Isle of Wight und der luvwärts gelegenen Sandbank Shingles brodelte die See und setzte dem kreuzenden Feld der Fastnet Teilnehmer schwer zu. Die Boote krachten teilweise tief in die kurzen Wellentäler hinein und die folgende See ergoss sich über Deck, dazu heftiger Regen… Kein Zuckerschlecken!“ – so die Ginkgo-Crew zu ihrem Fastnet-Auftakt.
„Bei dieser Regatta mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an ihre Grenzen gehen. Mehr können, als ihr Schiff schnell zu segeln“, betonte Staatsrat Christoph Holstein in seiner Laudatio. „Gute Seemannschaft war gefragt. Ein ausgeprägter Teamgedanke. Durchhaltewillen. Die Bereitschaft, sich mehrere Tage lang zu schinden und bei widrigsten Bedingungen das Schiff auf Kurs zu halten.“
Unter lautem Beifall der Anwesenden wurde der begehrte German Offshore Award, Senatspreis der Freien und Hansestadt Hamburg, an die Crew der Humphrey 39 „Ginkgo“ verliehen. Ausgezeichnet wurde das erfolgreiche, nur knapp zwölf Meter lange Schiff, für seinen hervorragenden fünften Platz in der Wertungsgruppe IRC 1 beim Rolex Fastnet Race 2023, mit dem die „Ginkgo“ bestes deutsches Boot in der IRC-Gesamtwertung wurde. Unter Skipper Dirk Clasen (Kieler Yacht-Club) trotzten Schiff und Crew einem schweren Sturm mit Starkregen und meterhohen Wellen auf dem Weg zum berühmten Fastnet Rock in der Irischen See und ließen zahlreiche deutlich größere Konkurrenten hinter sich. 
Freudestrahlend nahm Skipper Dirk Clasen zusammen mit seiner Crew den Wanderpreis, ein großes Silbertablett, entgegen. „Vielen Dank für diesen wunderschönen Preis! Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet“, so Dirk Clasen im Hamburger Rathaus: Am Rande der Preisverleihung verriet der Skipper der Zeitschrift Yacht neben einem vollgepackten Regattaprogramm für 2024 mit deutschen und skandinavischen Schwerpunkten auch noch, dass er mit seiner Crew und der letztjährigen Preisträgerin „Red Bandit” als Team für den neu aufgelegten Admiral’s Cup 2025 plant. 
Neben der „Ginkgo“ war u.a. Boris Herrmann, der 2022 zuletzt den German Offshore Award gewonnen hatte, mit seiner Imoca „Malizia Seaexplorer“ für den siebten Platz bei der Doublehanded Transatlantikregatta Transat Jaques Vabre nominiert.

Auszeichnung für seglerisches Lebenswerk
Den Life Time Award für sein seglerisches Lebenswerk erhielt Dr. Wolfgang Schäfer, der über Jahrzehnte mit seinen verschiedenen Yachten, die alle auf den Namen „Struntje“ getauft wurden, fester Bestandteil der deutschen Hochseeregattaszene war. Die Laudatio auf ihn hielt Albert Schweizer, langjähriger seglerischer Wegbegleiter des mehrfachen Admiral’s Cup Teilnehmers und späteren Farr 40 Weltmeisters, der über 15 Jahre zusammen mit ihm im Ausschuss Seesegelns des DSV die Interessen der deutschen Seesegler vertrat.
Schäfer sagte auf der Bühne: „Ich bin völlig überrascht. Es hat mir keiner irgendwas gesagt. Die ‘Struntje’ ist im letzten Jahre 50 Jahre alt geworden. Bis vor zwei Jahren haben wir noch Nordseewoche gesegelt” – und mit „Struntje“ und ihren ebenso alten Segeln nach 25 Jahren Pause die Regatta Cuxhaven-Helgoland über alles gewonnen. 
Den Beifall des Publikums und die Verneigung der Jury reichte Wolfgang Schäfer direkt an seine Frau und langjährigen Navigatorin weiter und schloss seine Dankesrede mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch, Angela!“

Kieler (Youth and Women’s) America’s Cup-er in spe träumen
Für ein Highlight des Abends sorgte Oliver Schwall zusammen mit dem deutschen Youth und Women’s America’s Cup Team, vertreten durch Carolina Werner und Paul Farien. Unter deutscher Flagge werden dieses Jahr vor Barcelona im Vorfeld und parallel zu den Wettfahrten um den legendären America’s Cup sowohl ein Youth Team als auch Women’s Team auf einem foilenden AC 40 an den Start gehen. Anschaulich erzählten Carolina Werner und Paul Farien von den vielen Trainingseinheiten am Simulator in Kiel, dem Einstieg in die Welt der foilenden Segelklassen und dem Traum, bei der nächsten Auflage des America’s Cup mit einem deutschen Team zum Kreis der Herausforderer zu gehören.

Drei Meisterchancen für den Nachwuchs
Mona Küppers, Präsidentin Deutschen Segler-Verbandes, betonte in ihrem Grußwort die Anstrengungen des DSV, die Attraktivität von Hochseeregatten hochzuhalten und den Seeseglernachwuchs zu fördern. Dazu verwies sie auf drei deutsche Meisterschaften, die dieses Jahr für Seesegler angeboten werden. „Im Rahmen der Nordseewoche und der anschließenden Langstrecke Rund Skagen geht es um den Offshore-Titel, beim Blue Ribbon Cup segeln die Doubelhanded-Crews um den Meistertitel und im Rahmen der Flensburger Fördewoche sind die Inshore-Spezialisten gefragt“, sagte die DSV-Präsidentin. „Echte Allrounder haben also dieses Jahr die Chance, mit ihrer Yacht dreimal Deutscher Meister zu werden.“

Der German Offshore Award wird jährlich für die beste deutsche Hochseeyacht bei internationalen Regatten von einer Jury aus Vertretern der großen Hamburger Segelvereine unter Vorsitz des Hamburger Segel Verbandes vergeben. „Wir freuen uns, dass der Senatspreis in der deutschen Segelszene seit nunmehr 17 Jahren einen so hohen Stellenwert hat“, sagte Oliver Kosanke, Vorsitzender des Hamburger Segel Verbandes. „Dabei hat sich die Segelszene in den vergangenen fast 20 Jahren stark verändert. Der Trend zu Solo- und Doublehanded-Regatten hält unvermindert an, Yachten, die auf Foils übers Wasser fliegen, sind keine Zukunftsvision mehr und die stetige Professionalisierung des Segelsports zwingt uns, noch stärker zwischen der Leistung von Profiseglern und Corinthian-Crews zu differenzieren.“

 


Carina Wegner