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Danish Dynamite und Samoa-Doppelstart

Wechselstimmung in Kiel-Schilksee: Mit der zweiten Hälfte der Kieler Woche schlägt die Stunde der acht internationalen Bootsklassen, die am Donnerstag (27. Juni) im Olympiazentrum einzogen. Hochspannung ist garantiert, denn die Regatta ist der Showdown zwischen zahlreichen Welt- und Europameistern. Zum Start in ihre vier Kieler Woche-Tage konnten es die Seglerinnen und Segler allerdings noch etwas gemächlich angehen lassen. Denn auch das Wetter hat den Wechsel eingeläutet. Nach dem Hochsommer kündigten sich Gewitterzellen an, die höchstens zwei Wettfahrten zuließen. Dafür soll es am Freitag mit vier Rennen in allen Klassen bei westlichen Winden und nur noch 20 Grad doppelt zur Sache gehen.

71 OK-Jollen bildeten am Start ein imposantes Bild auf der Medienbahn Hotel direkt vor der Kulisse von Kiel-Schilksee. Foto: Sascha Klahn

Kam vom anderen Ende der Welt, wo das neue Jahr zuerst beginnt, um neun Tage Kieler Woche als Olympiatraining zu segeln: Vaimo’oi’a Ripley von den Samoa-Inseln. Foto: Sascha Klahn

Der Segelnachwuchs nutzt die ILCA 4, um sich an die olympischen Segeldisziplinen heranzutasten. Foto: Christian Beeck

Mit zwei Tagessiegen zum Auftakt zeigte Heiko Kröger im 2.4mR gleich, wer bei der Kieler Woche Herr im Hause ist. Foto: Christian Beeck

Diverse Frühstarts mit Disqualifikationen brachten das Feld der J/70 so arg in Zeitverzug, dass das zweite Tagesrennen wegen einer Gewitterwarnung abgebrochen werden musste. Foto: Sascha Klahn

Einige Aktive sind bei dieser Kieler Woche bereits zum zweiten Mal am Start. Sie haben die Klasse gewechselt oder starten mit dem gleichen Boot, aber in einem frischen Feld. Vaimo’oi’a Ripley ist eine davon. Die 34-Jährige des Inselstaates Samoa segelt ILCA 6. In der ersten Kieler Woche-Hälfte ist die Klasse für die Frauen als olympische Disziplin ausgeschrieben. Nun sind auch die jungen, männlichen Athleten zugelassen, die den Wettkampf als Vorbereitung auf ihre Olympiaklasse, den ILCA 7, nehmen. Und auch Vaimo’oi’a Ripley will Erfahrung sammeln – Erfahrung für die Olympischen Spiele in Marseille, wo sie per Wildcard startberechtigt ist.

Für die Samoanerin ist die Kieler Woche ein völlig neues Erlebnis. Am vergangenen Freitag kam sie von der anderen Seite der Welt nördlich von Neuseeland an, dort wo die Sonne an jedem Tag zuerst aufgeht. Und an der Förde musste sie sich erst einmal auf besondere Weise akklimatisieren, trug am ersten Tag drei Lagen Segel-Klamotten. Mit mehr Wärme an den Folgetagen konnte sie dann zumindest eine Lage ablegen. „Danke Kiel für die Sonne. Das passt besser zu den Verhältnissen in meiner pazifischen Heimat.“

Der Doppelauftritt in Kiel sei nicht nur sportlich die beste Olympiavorbereitung, sondern auch, um sich an das europäische Wetter zu gewöhnen und um schon mal olympisches Flair zu atmen. „Es ist sehr speziell hier zu segeln, wo 1972 die Olympischen Spiele ausgetragen wurden. Man spürt die Magie.“

Nach der Kieler Woche will sie weiter zur Warnemünder Woche, anschließend mit der Familie Hamburg besuchen, auf der Alster trainieren und dann nach Frankreich reisen. Vorher zeigte sie, dass ihre Lernkurve steil nach oben geht. Landete sie im Feld der olympischen Frauen noch auf dem vorletzten Platz, war es nach dem ersten Tag im offenen Feld eine Platzierung im guten Mittelfeld (Platz 82 unter 157 Gestarteten). An der Spitze thront hier vorerst die Finnin Monika Mikkola mit zwei Siegen.

In der Einsteiger-Klasse des olympischen Dinghy, dem ILCA 4, führt nach zwei Wettfahrten Johanna Brinkmann vom Biggesee. Ob sie auch schon von den fünf Ringen träumt, ist nicht übermittelt.

Große Kiel-Erfahrung bringt Heiko Kröger ins Geschehen ein. Der Paralympics-Sieger von 2000 durfte schon 14mal Kieler Woche-Gold im 2.4mR entgegennehmen. Und er scheut sich nicht davor, es ein weiteres Mal zu tun. Zwar kündigte ihm die Britin Megan Pascoe mit Blick auf die WM Anfang August an gleicher Stelle einen harten Kampf an. Tag eins ging aber klar an Kröger: Er hat mit zwei Siegen in Folge die Spitzenposition in der Flotte der 31 Boote in der Inklusionsklasse vor Pascoe inne.

In den weiteren Klassen entfalten die dänischen Teilnehmer höchstes Niveau und zeigen, dass sie um den inoffiziellen Titel der stärksten Nation bei der Kieler Woche wetteifern. Und sie sind gut im Rennen.

Der Führende in der OK-Jolle ist Bo Petersen mit zwei sauber heraus gefahrenen Siegen. Der dänische Europameister von 2022 steuert seinem vierten Kieler Woche-Triumph entgegen und freut sich auch auf andere Segelbedingungen in den kommenden Tagen: „Ich mag es, wenn der Wind wechselt. Das Geheimnis des Erfolges der dänischen Equipe? Wir gehen zuhause drei-, viermal in der Woche auf das Wasser.“

Auch bei den Contendern weht der Danebrog an der Spitze des Klassements – wenig überraschend! Denn der Mann auf Platz eins, Jesper Armbrust, ist der Europameister von 2022. Und sein erster Verfolger, sein Landsmann Sören Dulong Andreasen, gewann im vergangenen Jahr die Weltmeisterschaft.

Top-Eins bei den J/70 ist ein weiterer Däne: Frederyk Hvalsö setzte hier das erste Ausrufezeichen in der Flotte der 48 Crews. Das zweite Rennen konnte allerdings nicht mehr durchgezogen werden. Wegen einer Gewitterwarnung brach die Wettfahrtleitung den Lauf ab und schickte die Teilnehmer an Land. Das galt auch für die J/24, bei denen sich der Hamburger Peter Langhans vor Altmeister und Multitalent Frank Schönfeld (ebenfalls Hamburg) an die Spitze setzte.

In der ehemals olympischen Disziplin der Flying Dutchman deutet sich nach Tag eins eine erfolgreiche Revanche der WM an. Den ungarischen Rekord-Weltmeister Szabolcs Majthenyi/Andras Domokos gelang ein Doppelsieg zum Auftakt. Damit verwiesen sie die amtierenden Weltmeister Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers (Berlin/Hannover) und die WM-Dritten Kilian König/Johannes Brack (Hannover) auf die Verfolgerplätze.