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Curryessen im Zeichen der Flut

Kiel. Über 150 Gäste aus Sport, Wirtschaft und Politik folgten der Einladung des Kieler Yacht-Clubs zum traditionellen Curryessen im Kaisersaal an der Kiellinie. Die noch frischen Eindrücke der Jahrhundertflut prägten die Veranstaltung, verbunden mit der Hoffnung auf Unterstützung für die beschädigten Häfen.

Dirk Ramhorst, Organisationsleiter der Kieler Woche-Regatten, Landtagspräsidentin Kristina Herbst und der Vorsitzende des Kieler Yacht-Club e.V., Dr. Hauke Berndt.

Traditionsessen im Kaisersaal - im Zeichen der Jahrhundertflut

"Schleswig-Holstein steht zusammen“, freute sich Kristina Herbst.

„Die Hilfsbereitschaft aus dem Kieler Yacht-Club ist großartig, beispielhaft, und steht für den Zusammenhalt der Stadt Kiel", lobte Stadtpräsidentin Bettina Aust.

Hauke Berndt hoffte auf Wiederaufbauhilfen für die beschädigten Häfen.

„Vorgestern habe ich hier auf unserem Clubabend unseren Mitgliedern berichtet: Von unserer Jüngsten und Regattaabteilung, die in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum gefeiert hat, von unserer Yachtschule und Schulungsgruppe, die vor zwei Monaten vom Ministerpräsidenten Daniel Günther mit dem Blauen Band stellvertretend für besondere Verdienste des Vereins um den Wassersport ausgezeichnet wurde, von der Mittelmeerreise des Flaggschiffes der Schulungsgruppe der ‚Arndt‘, die nach etwa 12 Monaten wieder sicher ihren Heimathafen erreicht hat, von unseren Regatten, bei denen die Kieler Woche und die ORC WM in diesem Jahr sicherlich die Highlights waren und von den Erfolgen unserer Vereinsmitglieder, darunter Weltmeister*innen wie Anna Barth/Emma Kohlhoff im 49er FX, Max Kohlhoff im Starboot oder Ole Schweckendiek im ILCA, und viele Europameister und Deutsche Meister“, so der Vorsitzende des Kieler Yacht-Clubs, Dr. Hauke Berndt.

In den Mittelpunkt seiner Rede stellte er die Jahrhundertflut, die die deutsche Ostseeküste in der Nacht auf den 21. Oktober heimgesucht hat. „Zusammen mit dem Hochwasser ergaben der Sturm und die Wellen, die sich über weite Strecken freier See aufbauen konnten, eine verhängnisvolle Mischung.“ Viele Menschen haben in diesen Tagen „Unglaubliches geleistet“, betonte der Vorsitzende. „Bis zur letzten Minute“ haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sporthafen Kiel GmbH „alles versucht“, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern „bis dann Philipp Mühlenhardt, der Geschäftsführer der Sporthafen Kiel GmbH, das Kommando zum Abbruch geben musste, um keine Menschenleben zu gefährden“, erläuterte Berndt. Nach dem Bergen der letzten Yacht ginge es jetzt ans große Aufräumen. Die vorläufige Schätzung der Schäden allein am Hafen Schilksee belaufe sich auf etwa 3,9 Millionen Euro. 
Von vielen Seiten sei spontan Hilfe angeboten worden, so auch von den Marinetauchern, hob der Vorsitzende gewandt an den Kommandeur des Marinestützpunktkommandos Kiel, Jan Dobberstein, hervor. Deren Einsatz auch rechtlich ermöglicht habe die IHK, die kurzfristig eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt hat. „Und es kamen noch viele, viele weitere Helfer dazu, die alle in einer großen Gemeinschaftsaktion mit angepackt haben“, freute sich Berndt. So hatten auch die Forschungstaucher und professionelle Bergungsfirmen bei der Räumung des Hafens unterstützt, Pantaenius schnell eine Ansprechstation für die Eigner aufgebaut, die KYC-eigene Werft gleich am Wochenende begonnen, schwer beschädigte Schiffe an Land zu kranen und viele Mitglieder an den Aufräumaktionen mitgewirkt. – „Ihnen und euch allen ein großes Dankeschön!“ Auch die Vertreter von Stadt und Land hätten schnell reagiert, lobte er. „Die Küstenschutzmaßnahmen haben an vielen Stellen der Ostseeküste nicht ausgereicht und viele Deiche wurde beschädigt. Wer die Bilder aus Schleimünde gesehen hat, dem blutet das Herz“, führte Berndt aus. Das wohl „sichere Ende von Schleimünde“, sah er kommen, falls die Eigentümerin der Lotseninsel, die Lighthouse Foundation keine Hilfe beim Aufbau der Küstenschutzmauer erhält.  „Da Schleimünde ja auch die Einfahrt der Schlei schützt, würden dann wohl auch die dahinterliegenden Häfen wie Maasholm oder Arnis bei der nächsten Sturmflut ungeschützt sein“, warnte er und schloss: „Der Landtag hat zusammen mit den Kommunen einen Nothilfefonds über 200 Millionen Euro beschlossen. Die Hilfsrichtlinien für die Vergabe werden gerade noch beraten und wir hoffen natürlich sehr, dass auch die beschädigten Häfen mit Wiederaufbauhilfen rechnen können.“

„Wir haben ein paar Lehren aus der Sturmflut zu ziehen“, fand die Präsidentin des Schleswig-holsteinischen Landtags, Kristina Herbst, die das Grußwort von Seiten der Landesregierung sprach. Sie mahnte, Warnungen vor Sturmfluten „doch mal wieder“ ernst zu nehmen. „Im Zweifel müssen wir uns darauf einstellen, dass solche Ereignisse aufgrund des Klimawandels auch häufiger kommen“, warnte sie.
„Was mich positiv gestimmt hat, war, dass die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner wieder gezeigt haben, dass wir in der Krise zusammenstehen“, betonte Herbst. Unter großem Applaus der Anwesenden dankte sie „jedem, der irgendwie mit angepackt hat,“ ganz herzlich persönlich und von Seiten des Landtags.
Auch die Regierung habe gezeigt, dass sie tatkräftig an der Seite des Landes steht und sich schnell mit den kommunalen Landesverbänden auf einen Fond geeinigt. Das zeige: „Land und Kommunen stehen zusammen. Der Landtag steht parteiübergreifend, einhellig an der Seite derer, die die Sturmschäden haben, und wo wir auch als Land jetzt Hilfe leisten müssen. Schleswig-Holstein steht zusammen“, so die Landtagspräsidentin. Sie forderte dazu auf, den Katastrophenschutz stärken und dankte Bundeswehr und Marine für ihren Einsatz. 
„Das Curryessen“, so Herbst, sei auch immer ein „Dankeschön an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich zum Beispiel während der Kieler Woche engagieren, an alle Sponsoren, die tatkräftig den Segelsport unterstützen und im Zweifel auch immer nochmal nachsteuern - jetzt auch nach der Flut - und ein Dankeschön an alle Hauptamtlichen.“ 

Bettina Aust freute sich, erstmals als Stadtpräsidentin das legendäre Curryessen miterleben zu dürfen. Gleich an Tag eins nach ihrer Wahl sei das Ocean Race beim Fly By zu Gast in Kiel gewesen - ein gutes Omen für ihre Präsidentschaft? „Kiel und der Segelsport gehören einfach zusammen. Dabei ist der Kieler Yacht-Club eine wichtige maritime Größe, der beeindruckende Arbeit macht und tolle seglerische Erfolge aufweist. Der Kieler Yacht-Club gibt Kiel ein unverwechselbares Gesicht“, so Aust.
„Wir freuen uns sehr über große Segelereignisse und arbeiten daran, sie nach Kiel zu holen. Dabei ist uns als Meeresschutzstadt das Thema Nachhaltigkeit ganz besonders wichtig, was uns auch mit dem Ocean Race verbindet“, erklärte die Stadtpräsidentin und hoffte, dass das Mannschaftsrennen um die Welt auch in Zukunft weiterhin einen Stopp in Kiel einlegen wird.
Angesichts der Sturmflut dankte sie allen Helfenden und lobte: „Die Hilfsbereitschaft aus dem Kieler Yacht-Club ist großartig, beispielhaft, und steht für den Zusammenhalt der Stadt Kiel.“

Nun nahmen die Gäste in der festlichen Atmosphäre des Kaisersaals zu Black Velvet ihre „Arbeit“ auf. Verschiedene Zutaten wollten geschickt kombiniert und möglichst klein geschnitten werden. „Wenn Sie alles richtig gemacht haben, hat das Ganze eine Konsistenz, die den einen oder anderen in der Vergangenheit zu mutigen Experimenten veranlasst hat“, hatte der Vorsitzende lächelnd erläutert. Ja, das Experiment wurde auch in diesem Jahr wieder gewagt – erfolgreich. An den Tischen und in der Lobby prägten die Eindrücke der Flut und die Vorfreude auf die kommende Saison die Gespräche bis in die Nacht. 

Text: Carina Wegner
Fotos: Christian Beeck fotografie-cb.de