Nachdem wir im zweiten Trainingsblock auf Mallorca aus unserer Sicht etwas Pech mit dem Wind hatten, haben wir uns riesig auf den dritten, für uns letzten, Block, gefreut. Während einige auch noch Ostern auf Mallorca trainieren dürfen, werden wir zusammen mit zehn anderen 29ern in Südfrankreich trainieren und den Euro Cup in Carnon segeln.
Am Samstag, den 15. März, ging das Training bei Patrick Böhmer und Ben Heinrich für zwölf Teams vom Kieler Yacht-Club im S’Arenal Club Nautico los. Die ersten Tage herrschten wohl herausfordernde Bedingungen, schwierig war für fast alle das Starten vom Strand bei Wellengang. Für uns begann der Block allerdings erst am Mittwoch. Da wir erst am frühen Morgen ankamen, erwartete uns ein ziemlich stressiges Aufbauen unseres Bootes, denn wir wollten unbedingt mit den anderen um 11 Uhr die erste Trainingseinheit bestreiten. Wir hatten allerdings das Glück, dass unsere Gruppe mega hilfsbereit war und unser Boot bereits vorher abgeladen und an den Strand gezogen hatte. Dadurch haben wir es tatsächlich geschafft, pünktlich fertig zu werden.
Wir starteten die Wassereinheit bei sonnigem und warmem Wetter und einer frischen Brise von 10 bis 15 Knoten ablandig. Bei den Bedingungen konnten wir fast fünf Stunden intensiv trainieren.
Nach dem anstrengenden langen Tag auf dem Wasser, waren wir allerdings auch froh, relativ früh den Abend einläuten zu können.
Es folgte ein Tag mit erneut ablandigen und drehenden Winden. Da die Bedingungen sehr wechselhaft waren und der Wind in der Stärke sehr variierte, war es für die ganze Gruppe ziemlich anspruchsvoll.
Relativ am Ende der Einheit bemerkten wir, dass unser Mastfuß gerissen war. Wir konnten den Mast mit Hilfe von Patrick und Ben provisorisch fixieren und nach fünf Stunden Wasserzeit zusammen mit der Gruppe reinfahren. So verpassten wir kein Training. Am späten Nachmittag hatten wir noch die Reparatur unseres Mastes vor uns, die wir aber mit Hilfe von Patrick schnell erledigen konnten. Am Abend sahen wir die Windvorhersage für die darauffolgenden letzten zwei Tage, die etwas stärkeren Wind, großen Spaß und intensives Training vermuten ließen.
Als wir am Freitagmorgen bereits um 8:30 Uhr am Strand eintrafen, lag Enttäuschung in unseren Gesichtern: Es war absolut nichts von den vorhergesagten Bedingungen zu sehen. Um 9:15 Uhr ging es dann bei 10 Knoten entspannt aufs Wasser. Wir fingen mit einer langen Kreuz an, bei der wir mit der anspruchsvollen Welle klarkommen mussten. Da sie sich über größere Distanz aufbaut, war sie vergleichsweise groß und lang. Bedingungen, wie man sie auf einigen großen Events antrifft, jedoch kaum in Strande. Zurück folgte ein langer Downwind, der richtig viel Spaß brachte.
Danach folgten viele kurze Trainingsrennen auf einem vor S’Arenalausgelegten Kurs. Wir beide hofften dabei die ganze Zeit, dass der Wind noch auffrischen würde, weil wir noch mal richtig „ballern“ wollten.
Nach weiteren Trainingsrennen fuhren einige Teams an Land, da der Wind tatsächlich auffrischte, während wir zusammen mit vier anderen der älteren und schwereren Teams in ein weiteres Rennen starteten. Wir kreuzten bis zur Luvmarke, wo dann die Trainer das Rennen aufgrund des stärker werdenden Windes unterbrachen. Quasi aus dem Nichts war eine Front mit 20 Knoten aufgezogen. Da es uns aufgrund der hohen Welle und des weiter zunehmenden Windes nicht mehr möglich gewesen wäre, mit Genaker runterzufahren und sicher am Strand zu landen, lautete die Ansage: „Warten, Großsegel runter“. Jeweils ein Team fuhr an die beiden Coachboote und nahm ihr Großsegel runter. Noch bevor die nächsten drankamen, nahm der Wind weiter rasch zu und alle kenterten. Es folgte etwas, was wir so noch nie erlebt hatten: Es setzte Regen ein und es kamen Böen mit über 40 Knoten. Obwohl das Wasser mit enormer Wucht ins Gesicht peitschte, nahmen wir die Situation mit Galgenhumor. So wetterten wir fünf 29er-Teams gekentert die Front ab und warteten diesmal tatsächlich darauf, dass der Wind endlich weniger werden würde. Patrick und Ben fuhren immer zwischen uns hin und her und fragte uns nach unserem Befinden, so dass wir uns sicher fühlten. Irgendwann bemerkten Patrick und wir, dass wir uns in einer Strömung befanden und von den anderen weg in Richtung Land trieben.
Trotz der hohen Wellen und der schwierigen Bedingungen schaffte Patrick es, uns nach ein paar Versuchen - immer noch halb gekentert - wieder zu den anderen zu schleppen. Obwohl wir so eine Situation noch nie erlebt hatten und es für uns eine enorme Herausforderung war, bei solchen Bedingungen z. B. Knoten zu machen bzw. zu öffnen, hat sich die Ruhe und Souveränität die Patrick und Ben die ganze Zeit ausstrahlten, auch auf uns übertragen.
Als der Wind nach über einer halben Stunde endlich weniger wurde, konnten vier Teams nur mit Fock an den Strand segeln, während ein weiteres Team aufgrund materieller Probleme reingeschleppt wurde. Am Strand erwarteten uns schon die anderen KYC-Teams und halfen beim Slippen.
Sie hatten sich im Gegensatz zu uns Sorgen gemacht und waren alle gekommen, selbst die, die krank im Apartment geblieben waren. Das war echter Team Spirit.
Obwohl das Erlebnis durchaus aufregend war, überwiegen für uns die Learnings:
Wir haben erfahren, wie rasant sich Wetterbedingungen unangekündigt ändern können und wie man sich in Ausnahmesituationen verhält.
Da uns das auf unserem weiteren Segel Weg sicher noch häufiger begegnen wird, haben wir eine wichtige Erfahrung gemacht, die uns auch helfen wird, wenn kein Patrick in der Nähe ist.
Am nächsten Morgen wurde um 10 Uhr das Wassertraining aufgrund der starken Dünung und des Windes für alle abgesagt. Damit begann das große Verpacken der Boote, da die meisten einen sehr frühen Rückflug am Sonntag gebucht hatten.
Da unser Flug erst am Sonntagnachmittag ging, pokerten wir und ließen unser Boot in der Hoffnung aufgebaut, das sich am Nachmittag noch eine Einheit mit segelbaren Bedingungen ergeben könnte.
Wir hatten Glück: Der Wind nahm auf 25 Knoten ab und obwohl die Finger auf waren, konnten wir noch eine traumhafte Einheit mit hoher Welle und einer steifen Brise genießen. Dabei entstanden auch noch mega Fotos. Mehr geht nicht!
Insgesamt haben wir auf Mallorca sehr viel gelernt, haben uns weiterentwickelt und dabei eine Menge Spaß gehabt. Und obwohl die Trainingsgruppe leider sehr zerstreut gewohnt hat, und ein Zusammentreffen abends nicht möglich war, sind wir als KYC-Team zusammengewachsen.
Vielen Dank Patrick und Ben für diesen tollen Trainingsblock! Wir freuen uns schon auf weitere Trainings in S’Arenal.
Mit dabei waren:
Maiken Fromm / Fiona Weimann
Adele Dorn / Ava Braunisch
Eleonora Röpke / Jonna Hausberg
Charlotte Frobenius / Cidalia Voigt
Amelie Röpke / Karlotta Heisterkamp
Max Böhm / Liv-Grete Böttger
Niels Tinnemeier / Luise Schmidt
Justus Springer / Jasper Winter
Marlene Fuerst / Emma Fuerst
Tjelle Bonatz / Anton Lehmnann
Tilda Balzereit / Ida Kohlhoff
Johann Müller / Hanno Gewinn
Felix Böhm
und wir,
Hanno Rix / Maximilian Reuner