Reisebericht der 19. Etappe der Reisen der Arndt
Orcas! Schon lange vor unserem Törn wurden wir darauf hingewiesen, dass genau auf unserer Route mit Angriffen dieser Meeressäuger auf das Ruderblatt unseres Schiffes zu rechnen wäre. Es begann dann auch mit einigen Problemen: Die Brille von Werner, unserem Schiffsführer, war zerbrochen und kein Optiker konnte sie reparieren. Deshalb wurde sie mit Tesaband notdürftig geflickt. Der Koffer von Siggi war nicht mitgekommen und wurde erst einen Tag später gebracht.
, Ulrike, Christoph und Catha kamen abends in bester Stimmung an Bord und am nächsten Morgen ging es gleich von Portivo Benalmadena bei Málaga los nach Estepona. Auf dieser Fahrt war es ebenso wie auf der Weiterfahrt nach Alcaidesa, nördlich von Gibraltar weitgehend schwachwindig, sodass wir oft mit Motor unterwegs waren.
Der folgende Hafentag wurde bei strahlendem Sonnenschein durch einen Besuch der Makaken auf dem Felsen von Gibraltar und einer Tropfsteinhöhle mit Lichtspielen zu einem schönen Erlebnis.
Am 4. und 5. Reisetag ging es weiter nach Vilamoura. Damit erreichten wir das Gebiet, in dem sich so viele Angriffe von Orcas auf Boote ereignet hatten. Am Abend vor der Tour legten wir Notrollen fest, d.h. jeder wusste, was er im Falle eines Angriffs zu tun hatte: Segel bergen, Notruf absetzen, Rettungsinsel klarmachen, Notration bereitstellen usw.. Bernd hatte sich eine App heruntergeladen, die übermittelte Orcaangriffe anzeigte: Vier Tage zuvor war ein Boot durch einen Angriff gesunken! Außerdem hatte Catha ein Buch mit Ratschlägen mitgebracht.
So vorbereitet machten wir uns auf den Weg. Leider hatten wir kaum Wind und mussten oft mit dem Motor vorankommen. Bevor es Nacht wurde, testeten wir die Positionslaternen: Die rot-grüne Laterne am Bug war defekt und konnte nicht repariert werden. So mussten wir uns mit dem Ankerlicht behelfen.
In stockfinsterer Nacht gingen Christoph und Siggi Wache, als sie zunächst ein Platschen auf dem Wasser hörten, und danach das Blasen eines Wals. Als es näherkam, erkannten sie: es ist ein Delfin.
Als es Tag geworden war, ging der Dieselvorrat zur Neige, weil wir hatten mehr motoren müssen als erhofft. So füllten wir auf See noch 40 Liter aus unseren Reservekanistern nach und erreichten nach 34 Stunden auf See Vilamoura. Natürlich fanden wir nach der langen Überfahrt jetzt Ruhe am Strand und genossen abends das Fischessen in einem urigen Restaurant. Christoph hatte Geburtstag und wurde mit einer Party mit an Bord selbst gebackenem Kuchen, einer Girlande, Musik und funkelnder bunter Beleuchtung der Messe überrascht und gefeiert.
Leider musste Christoph uns am nächsten Tag verlassen, und wir freuten uns, dass Güde an Bord kam. Sie brachte eine neue Positionslaterne mit, die sie noch eine halbe Stunde nach Ladenschluss in Eckernförde hatte kaufen können. Mittags ging es weiter nach Lagos.
Gegen einen leichten SW-Wind mussten wir aufkreuzen. Nach einer Stunde nahm der Wind bis auf 22 Knoten zu und wir hatten unter G3 und doppelt gerefftem Groß viel Spaß beim Kreuzen. Um 20 Uhr machten wir schließlich in Lagos fest. Lagos ist bekannt für die interessanten Höhlen im Kliff, die wir mit einem kleinen Motorboot besichtigten und mehr als 100 Fotos machten.
Am 9. Reisetag erzählte unser Stegnachbar, dass er von Orcas angegriffen worden war und dass erhebliche Schäden an seinem Schiff entstanden wären. Dennoch kreuzten wir bei angenehmer Briese auf nach Baleeira, wo wir über Nacht an einer Mooring liegen konnten. Abends spielen wir in geselliger Runde Fahrstuhl, ein lustiges Kartenspiel, das daraufhin unser Lieblingsspiel für den Rest der Reise wurde.
Um rechtzeitig nach Lissabon kommen zu können, fuhren wir am nächsten Tag schon um 7 Uhr mit Maschine und bei Flaute los in Richtung Sines. Erst 10 sm vor dem Ziel zog ein Gewitter auf mit dessen 18 Knoten Wind wir bei strömendem Regen aber mit Freude am Segeln mit G3 und zwei Reffs Sines erreichten. Dort war der Hafen allerdings gesperrt, und wir ankerten davor. So spielten wir wieder Fahrstuhl.
Um 7 Uhr gingen wir am Folgetag wieder Anker auf, mussten aber mit dem Motor durch die Flaute fahren, um Caiscais zu erreichen. Dort durften wir nur eine Nacht bleiben, weil der Hafen überfüllt war. So ging es am Donnerstag wieder mit Motor weiter zum Doca de Alcantara im Zentrum von Lissabon und in der Einflugschneise des Flughafens gleich neben der lauten Brücke über den Tejo.
Hinter uns liegen zwei Wochen mit viel Spaß und schönen Erlebnissen, nur etwas mehr Wind hätten wir uns gewünscht. Und Orcas? Nein, die haben wir nicht gesehen.
Werner, Bernd, Ulrike, Christoph, Catha, Siggi und Güde
Text: Dr. Werner Schomburg
Fotos: Arndt Crew